Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Pfitzer, Anton: Der St. Sebaldaltar in der Heiligkreuzkirche in Gmünd, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0086

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
76

Hofes von einem mit Mitra und Pluviale be-
kleideten Bischöfe vollzogen. Dies die Dar-
stellnng der ersten Tafel.

Nnn aber sagt die Legende: Sebald
habe schon nach der ersten Brantnacht dem
ehelichen Leben wieder entsagt und sich von
seiner kaum angetranten jungen Gemahlin
ans immer getrennt. Nachdem er das
Hochzeitskleid mit einem rauhen, grauen
Pilgerkleid vertauscht hatte, nahm er von
seiner Braut
Abschied für
immer. Diese
Abschieds-
scene bildet
das zweite
Tableau.

Entblößten
Hauptes halt
er seinen Pil-
gerhnt in de-
votesterWeise
in seiner Lin-
ken, während
erseineRechte
der den Tag
zuvor ihm
angetrauten
Braut zum
Abschied
reicht. In die-
ser Pilger-
ausrüstung
tritt er nun
seine Reise an
hinaus in die
weite, ihm
noch unbe-
kannte Welt.

Sein Weg
führt ihn zu-
nächst durch
einen gewal-
tigen, dichten Wald. Ans dem Wege aber
überfällt ihn die Nacht und gleich dem Erz-
vater Jakob ans seiner Reise 51t seinem
Vetter Laban mußte er unter freiem Him-
mel Quartier nehmen und sein müdes
Haupt statt ans ein weiches Kissen ans
einen harten Stein zur Ruhe legen.

Sein Weg führt ihn nun an einen
größeren Fluß, allwo er einen Floß be-
steigt, wie ans der dritten Darstellung zu
ersehen ist. Nach seiner Landung treffen

wir ihn in seinem Pilgerrock mit Pilger-
hnt und Pilgertasche predigend auf einer
Kanzel unter freiem Himmel. Zu seinen
Füßen lauschen seinen Worten andächtige
Zuhörer ans dem Landvolke, denen er seine
Lehren unb Wahrheiten an den Fingern
anfzuzählen und darzuthun sucht. Der
Kanzel gegenüber steht ein Schloß, dessen
Bewohner unter dem Portale ihm neu-
gierig zuhören, aber seinen Reden weniger

Sympathie
entgegen zu
bringen schei-
nen. Nun
zeigt ihn uns
die vierte Ta-
fel als einen
wahren
Thaumatnr-
gen. Ein
Wunder ein-
zig in seiner
Art wird von
ihm gewirkt:
Eiszapfen
brennen wie
bürre, gespal-
tene Holz-
scheite. Zwei
seiner Genos-
ien sitzen mit
shm an diesem
„Eisfeuer",
um ihre vor
Kälte star-
renden Füße
zu erwärmen,
während ein
Vierter einen
frischen Bün-
del dieses
wunderbaren
Brennmate-
rials in seinen Armen beiträgt. Dieser
legendarische Vorfall ist insbesondere von
Meister Peter Bischer gar schön halb er-
haben an einer der Schmalseiten des pracht-
vollen Sebaldsgrabes dargestellt. Kaum
aber hat Sebald durch Aufwärmung seiner
erstarrten Glieder an diesem Feuer zur
Weiterreise sich fähig gemacht, so begegnet
ihm ein Blinder, den er nicht ohne Theil-
nahme unb Hilfeleistung an sich vorüber-
gehen lassen kann. Wie der junge Tobias
 
Annotationen