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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

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Nr. 8
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Pfitzer, Anton: Der St. Sebaldaltar in der Heiligkreuzkirche in Gmünd, [2]
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Beck, Paul A.: Oberschwäbische Künstler früherer Zeiten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0087

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77

einstens die Augenlider des alten erblin-
deten Vaters mit der Galle eines Fisches
bestrich, so scheint anch Sebald nach dieser
Darstellung sich einer Fischgalle zn seiner
Blindenheilung bedient zu haben, wenn der
Fisch in einem Netze in der Hand des
Blinden nicht eine poetische Zuthat des
Malers ist. Kurz darauf begegnet ihm
eine fallsüchtige, vom bösen Geiste besessene
Weibsperson, welche er durch sein Gebet
ebenfalls von ihrem Uebel befreit. Diese
Scene bildet die fünfte Darstellung.

Die sechste Tafel zeigt den Heiligen mit
seinen Begleitern von Feinden überfallen
im heftigsten Kampfe. Es handelt sich nach
der Darstellung um Leben und Tod. In
diesem verhängnißvollen Augenblick der
äußersten Nothwehr nimmt auch er am
Kampfe mit seinem Pilgerstab Antheil.
Ein Mann sammt Roß liegt bereits von
den Waffen hingestreckt am Boden. Wie
der Heilige selbst davon gekommen sein
mag, davon sagt die Legende nichts. Daß
er aber nach Bestehung dieses Kampfes am
Ende seines Lebens angelangt sein mußte,
darauf deuten die beiden letzten Tableaus
hin.

Auf diesen beiden Tafeln nämlich bietet
sich dem Beschauer je ein Altar mit einem
Reliquienschrein dar. Bei dem ersten sieht
man in dem etwas dunkeln Hintergrund
einen mit zwei Ochsen bespannten Wagen.
Sebald hatte nämlich bestimmt: wenn er
einmal sterbe, so solle man seinen Leichnam
auf einen Wagen mit einem derartigen
Gespann verladen, die Thiere für sich laufen
lassen und da ihn begraben, wo sie von
freien Stücken stehen blieben. Und die
Nürnberger sagen heute noch: also sei
es geschehen und mit dem Leichnam des
Heiligen auch gehalten worden. An diesem
Orte seines Begräbnisses sei aber auch die
schöne in letzter Zeit eingehend restaurirte
St. Sebaldskirche erbaut worden.

Wie der Sarkophag, der des Heiligen
Reliquien umschloß, ursprünglich auf einem
Altäre der genannten Kirche zur Ver-
ehrung der Gläubigen gestanden hat, zei-
gen die beiden letzten Darstellungen. Ur-
sprünglich von Holz wurde er 1397 mit
Goldblech überzogen. In dieser Gestalt
birgt ihn der herrliche, tabernakelartige,
von allen Künstlern zu allen Zeiten be-
wunderte Ueberbau aus der Hand des un-

sterblichen Peter Bischer. Da der Meister
dieses Kunstwerk in der Zeit von 1508
bis 1519 fertigte, so geben diese beiden
Reliquienschreine zugleich einen chrono-
logischen Anhaltspunkt für die Zeit der
Fertigung unseres Altares, denn nach 1519
war von dem ursprünglich hölzernen, später
mit Goldblech überzogenen Reliquienschreiue
jedenfalls nichts mehr sichtbar. Vor den
beiden Altären mit den Reliquienschreiue»
knieen Gläubige, um dem Heiligen ihre
Verehrung darzubringen. Es sind wieder
Leute aus dem Volke in der damaligen
Landestracht und deßhalb für den Alter-
thnmsfrenud nicht weniger interessant, als
die Darstellung des Heiligen und seiner
Braut im königlichen Kostüme ain Tage
ihrer Trauung auf der ersten Tafel.

(Fortsetzung folgt.)

Oberschwäbische 'Künstler früherer Zeiten.

Von Amtsrichter a. D. Beck.

I. Aus seiner seit vielen Jahren angelegten
Collektaneensammlung zu einer oberschwäbischen
Kunst- bezw. Künstlergeschichte hat Verfasser
dieses schon über eine Reihe wenig oder gar
nicht bekannter Künstler, welche in Oberschwaben
geboren und allerdings der Mehrzahl nach außer-
halb ihres Geburtslandes thätig waren, weist
auf Grund von Spezialforschungen biographische
Arbeiten geliefert — so in die „Allgemeine
deutsche Biographie", 18. Band, 1882, über den
im Jahre 1705 zu Söflingen geb., 1752 in
Maria Einsiedeln f Maler Franz Anton Kraus,
den im Jahre 1722 in Weissenhorn geb., im
Jahre 1771 zn Linz a. D. f Maler Franz
Martin Kuen; in BandXIX, S. 709—711 über
den um das Jahr 1473 zn Schussenried geb.,
um das Jahr 1530—1540 in Bozen f Architekten
bezw. Steinmetzen Hans Lutz (zn vgl. weiter
über denselben weine in den Ulmer „Münster-
blättern", 5. Heft, 1887, S. 52 ff. erschienene
Studie); in Band XX, 1884, S. 689—691 über
den am 7. Juni 1724 zu Langenargen geb., in
Wien am 9. August 1796 p Maler Anton Franz
Maulbertsch, an derselben Stelle über dessen
Schüler, den iw Jahre 1737 zu Kreßbronn geb.,
1812 in Langenargen 1 Maler Andreas Brn g g er
(welcher, was hier nachzutragen wäre, auch die
Deckenstücke in die Stiftskirche zu Buchau ge-
malt hat); in Band XXI, S. 286—288 (vgl.
mit „Diözesan-Archiv" Nr. 11 von 1893) über
den am 21. März 1705 zu Biberach geb., in
St. Petersburg den 27. Oktober 1763 p Edel-
steinschneider und Medailleur Lorenz Natter;
in Band XXX, S. 647—648 über den ebendaselbst
am 1. September 1685 geb., am 20. November
1757 f gleichen Künstler Johann Christoph
Schaupp, den am 3. Februar 1762 zu Mvllen-
berg geb., im Jahre 1819 oder 1820 in Mai-
land f Graveur und Medailleur Franz Joseph
 
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