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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

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Nr. 10
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Pfitzer, Anton: Der St. Sebaldaltar in der Heiligkreuzkirche in Gmünd, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0101

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90

einen rothen Mantel an und ein hell vio-
lettes Unterkleid. Die Altarblatt-Ein-
fassnng nnd die Leuchter sind von Gold.
Der Hintergrund der Kapelle hat eine
röthliche Farbe.

An dieses Stiftungsblatt ist der Schluß
einer Stiftungs-Urkunde in kleiner Mi-
nnskelschrift angeklebt:

Scpulchrum iusigniret oruamsutis: laudcui
ea que fiebant summo pontifice viro vere
apostolico suggesserunt , qui venerationem
que pcessit in sancto Sebaldo laudibus est
prosequutus: presentem roboravit: futuraque
confirmavit: et quod ejus corpus in prefato
loco sit: sue sanctitati suggestum confirmat:
locoque plurima sub ejus titulo consecrata:
Diem suum natalem specinotat: Celebrem

diminuat hactenus beatum jubet Sanctum
appellari Catholico sanctorum ascribit quo
majus ecclesia militans non habet: fabrice
subsidia confirmat. Et tandem indulgencys
spiritualibus pro stipendio venerantes sanctu
Sebaldum remunerat: Ceterum bulle ipsius
tenorem lectori vel devoto vel curioso ut
inspiciat reservo: Hec sunt que legendo in
diversis codicibus et a senioribus relatione viva
percipere potui: Eaque aggregavi auctorum

noia obmittendo, quia in illo genere scribendi
cosuetu esse no novi. Ceterum ea scienter
obmisi que ab eis potius qui devoti aeq
circuspecti mihi videntur fuisse: tradita sut
pauca tarnen hec deo Sanctoque Sebaldo grata
hominibus ad edificationem proficua opto.

Dieses Pergamentblatt mit dem Reste
einer Stiftnngs-Urknnde hat Heidelosf in
Gmünd anfgefnnden nnd durch einen nahen
Verwandten in die Hand bekommen. Jetzt
befindet es sich in der städtischen Alter-
thümer-Sammlnng des Herrn Kommerzieu-
raths Erhard. So erfrenlich der Erfnnd
für den Angenblick sein mochte, die Lö-
sung der Frage bezüglich des Gmünder
Sebaldns-Altares wird durch ihn eher er-
schwert, als erleichtert; er verdunkelt sie
mehr, als daß er sie in ein Helles Licht
setzt. Nicht der Altar mit seiner Se-
baldns-Darstellnng ist ans diesem Blatte
sozusagen die Hauptfigur, sondern der
Kirchenmeister Sebald Schreyer. Steht
dieses Pergamentblatt mit der angehängten
Stiftungs-Urkunde aber in W i r k l i ch k e i t
mit Gmünd in Verbindung, dann drängt
sich bei seiner totalen Abweichung von
dem Sebalds-Altare in der Heitigkreuz-
kirche unwillkürlich die Frage ans: könnte
dieses Dokument nicht mit der ehemaligen,
am Anfänge dieses Jahrhunderts nieder-
gelegten Sebaldns-Kapelle in Gmünd, von

der noch heute eine Straße ihren Namen
trägt, Zusammenhängen? Könnte der große
Verehrer seines Namenspatrons, dessen
ebenso fromme Gattin eine geborene Gmün-
derin gewesen sein soll, nicht auch diese
kleine, jetzt abgetragene Sebaldns-Kapelle
mit einer ähnlichen frommen Stiftung be-
dacht haben, wie die Taufkapelle der Heilig-
kreuzkirche? Diese kleine, für sich stehende
Kapelle war es ja auch, von der aus der
angrenzende, in der Nachbarschaft gelegene
Ort Bettringen ursprünglich pastorirt
wurde. Die Altarzeichnnng ans dem Per-
gamentblatte zeigt auch nur ein kleines
Märchen der primitivsten Art, ohne Flügel,
ohne Predella, nur mit kleinen Vorhäng-
chen rechts und links vom Tafelbilde.
Hat aber dieses gemalte Sebaldbild mit
dem geschnitzten Bilde auf dem Sebald-
AltarderHeiligkreuzkirche auch nichts gemein,
so trägt es doch nichts desto weniger den
stereotypen Sebaldtypus und es erinnert
ans den erste« Blick an das Schreyer'sche
Sebaldnsbild in dem alten Glasgemälde
in der Taufkapelle; an den St. Sebald
im Volkamer'schen Fenster in der Nürn-
berger Lorenzkirche; an den St. Sebald
in dem Schreyer-Volkamer'schen Altar-
entwurf; an den Peter Vischer'schen Se-
bald an einer der Langseiten des Sebaldus-
grabes, besonders aber an das Sebal-
dnsbild in dem von Sebald Perings-
dörfer 1487 gestifteten Altar in der da-
maligen Angustinerkirche in Nürnberg.
Letzterer befindet sich jetzt in dem Ger-
manischen Museum daselbst und zeigt ans
einem seiner Flügelthüren die gemalten
lebensgroßen Bildnisse des hl. Georg und
des hl. Sebaldus.

Von all diesen gemalten Darstel-
lungen weicht der geschnitzte Sebald im
Hanptbilde des Gmünder Altars ab. Nur
die auf den Flügelthüren dieses Altares
sich öfter vorsindenden gemalten Sebaldus-
bildnisse erinnern an die beiden Dürer-
scheu Darstellungen, nach welchen St.
Sebald als ein schon an Jahren vorge-
rückter Mann erscheint. Dies mag denn
auch vielleicht der Grund sein, daß Gal-
lerie-Direktor Eisenmann in Kassel und
Professor Essenwein, Direktor des Ger-
manischen Museums in Nürnberg, dahin
sich geäußert haben- sollen: „Der Maler
der Altarflügel des Gmünder Altars könnte
 
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