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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 11.1893

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Nr. 11
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Pfeifer, Franz Xaver: Neue Untersuchungen und Entdeckungen: den Grundriß des Kölner Domes betr.
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Rueß, Bernhard: Die Gebrüder Forschner, ein Künstlerpaar aus Dietenheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.15910#0111

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100

55 Meter. Nun verhalten sich aber 55
Meter zu 34 Meter wieder bis auf eine
kleine Differenz (von 1 Ceutimeter) wie
die zwei Theile des goldenen Schnittes.

Auch die Länge des Chores beträgt
55 Meter.

Dasselbe Verhältnis wiederholt sich zum
dritten Male, wenn wir die Länge des
Langhauses von den Chorschranken bis
zum Eingang des Westportales mit der
vorhin gefundenen Dimension vergleichen,
denn jene Länge des Langhauses ist 89
Meter und diese verhält sich zur Länge
des Chores (55 Meter) wie der größere
Theil des goldenen Schnittes zum kleinern
bis auf eine Differenz von 1 Ceutimeter.
Zum vierten Mal kehrt dasselbe Verhält-
uiß wieder, wenn wir die Länge des Lang-
hauses (89 Meter) mit der Länge des
ganzen Baues (144 Meter) vergleichen,
denn diese zwei Größen verhalten sich
wieder bis auf eine ganz kleine Differenz
wie die zwei Theile des goldenen Schnittes.
Wir sind ausgegangen von der Diagonale
der Vierung — 21 Meter und sind nun
durch eine Reihe von Mittelgliedern, welche
lauter Hauptdimeusionen des Domes sind,
angekommen bei der totaleil (äußern) Länge
des Baues — 144 Meter. Es haben
sich also aus dem Kernpunkt der Vierung
alle Hauptdimeusionen des Ganzen ent-
wickelt.

Wie sehr im Grundriß des Kölner
Domes die Vierung maßgebend ist für
die andern Dimensionen, das zeigt sich
auch noch in andern Maaßverhältnissen.

Der Grundriß zeigt in der Mittelaxe
zwei Centra, das eine ist das Centrum
der Vierung, worin die Diagonalen der
Vierung sich schneiden; das andere Centrum
ist das des Chores, von dem aus die
Chorkapellen konstruirt sind und worin
die von den Chorpseilern aus gezogenen
Radien zusammentreffen. Wenn man nun
vom Centrum der Vierung aus einen
Kreis beschreibt mit einem Radius, der
gleich dem Abstand zwischen Vierungs-
ceutrum und Chorcentrnm ist, so geht
dieses Kreis llicht bloß durch das Chor-
centrum, sondern auch noch durch vier
andere bedeutsame Centra, nämlich durch
die Centra der vier Wendeltreppen im
Süd- und Nordportal des Transseptes.

Ferner erhält man durch Verlängerung

der beiden Viernugsdiagonalen nach beiden
Seiten um die Größe der Diagonale selbst,
also um 21 Meter, die innere Breite des
Domes, wenn man die Endpunkte der
verlängerten Diagonalen durch gerade Li-
nien verbindet, denn diese letzteren Linien
treffen mit beit Mauern der Seitenschiffe
zusammen.

Wenn also die von einem Centrnm
aus gesetzmäßig fortschreitende Gestaltung
ein Merkmal des Organischen ist, so findet
sich dieses Merkmal sehr ausgeprägt im
Kölner Dom.

Die Gebrüder Forchner, ein Aünstler-
paar aus Dietenheim.

Von Kaplan Rueß in Schnssenried.

Den 9. April 1749 hat der Reichsstiftkonvent
Schnssenried den einstimmigen Beschluß gefaßt,
ein neues Klostergebäude (den derzeitigen An-
staltsbau) aufzuführen. „Ans gottseligem Eifer
und um vom Himmel den göttlichen Segen zur
Erstellung eines ebenso umfangreichen als kost-
spieligen Bauwerkes desto eher zu erwerben",
hat Abt Biagnus Kleber (1750- 56) als Bau-
herr mit Konsens der Chorherren von Soreth
sich dahin resolvirt, unmittelbar vor dieser
Mönchswohnnng zuerst noch ein Gotteshaus zu
errichten. Das aus diesem Belveggruude von
ihm projektirte und dann auch wirklich vollendete
Kirchengebäude steht in M u ttens w e i l er,
OA. Biberach. Dieser Muttensweiler Kirchen-
bau entstand vom 23. Juni 1750 (Grundstein-
legung) bis zum 25. Juli 175 t (Tag der Bene-
diktion). Architekt war der Meister Jakob Emele,
welchem am 20. August 1750 dilrch Stimmen-
mehrheit auch die noch weit größere und über-
aus ehrenvolle Aufgabe des Klvsterneubaues
übertragen worden ist. Bei unseren, im Schussen-
rieder Archiv gemachten Studien über die Ge-
schichte genannter Kirche von Muttensweiler haben
wir nun gefunden, daß die Malerarbeiten in
diesem Neubau zunt lveitans größten Theil von
zwei Brüdern geliefert worden sind, nemlich von
Franz Xaver und Johannes Chrysostomus
Forchner aus Dietenheim. Die Schreib-
weise Forchner lvaltet in den Dietenheimer
Kirchenbüchern vor und scheiitt die richtige zu
sein, doch kommt auch Forcher vor; unser klöster-
licher Autor dagegen bedient sich ivohl nicht ganz
richtig der Lesart Fvrchtner. Alls den ersten
der Brüder hat schon Herr Amtsrichter Beck in
seiner Schussenrieder Festschrift Seite 64 hinge-
wiesen, dagegen scheint der zlveite noch keine Be-
achtung gefunden zu haben.

Ueber Xaver Forchner nun wird im sechs-
ten Band des Schussenriedischen Klosterarchiv-
registcrs Seite 472 Nachstehendes berichtet. (Der
Angabe des Archives fügen wir noch einige
Kirchenbuchsnvtizen ans Dietenheim bei.) Be-
treffs der Freskomalereien für die Muttensweiler
 
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