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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 1
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Ein bischöfliches Kunstmuseum
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Keppler, Eugen: Der Tabernakel zu Weilderstadt, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0006

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2

bitng des Mnseums beut großen Unfug
eitblid) ginnblich gesteuert sein, ber lange
genug gebauert hat, baß solche Alterthümer
im Schmutz nitb Staub zu Grnnbe gehen
ober zu Schleuderpreisen an wanbernbe
Antiquare unb Inden abgegeben und in
alle Welt verstreut werben. Wir erwarten
natürlich, baß für die Regel die hochwür-
digen Pfarrämter solche Gegenstände un-
entgeltlich an das Museum abtaffen und
so bereitwillig die Zwecke desselben auch
ihrerseits fördern. Die obgenannte Stif-
tung setzt uns aber auch in den Stand,
armen Kirchen ausnahmsweise eine Ent-
schädigung dafür zu bieten.

Sodann aber ist unser Angenmerk haupt-
sächlich auch gerichtet ans die zahl-
reich e n G e m ä l d e - u n d Skulpturen-
s a m ut l it n gen, w e l ch e sich in den
P f a r r h ä n fern unserer Diözese
finden. Wir hoffen zuversichtlich, daß
das oben erwähnte Beispiel vielerorts Nach-
ahmnng finden werde. Wie traurig ist oft
das Schicksal solcher Sammlungen, wenn
deren Besitzer es versäumt haben, testa-
mentarisch darüber zu verfügen! Wie
jämmerlich werden oft kostbare Stücke,
sauer erworben und sorgsam gehütet, nach
dem Tod der Besitzer bei den Auktionen
unter den Hammer gebracht, zu elendem
Preis verkauft und nach allen Nichtnngen
verschleppt! Möchte man doch so viel
Klugheit und Pietät haben, zeitig dafür
zu sorgen, daß Kunstwerken, an welchen
Auge und Herz so lange hing, auch nach
dem eigenen Hinscheiden ein guter Platz
und eine gute Behandlung gesichert sei.
Wir hoffen keine Fehlbitte zu thnn, wenn
wir die Herren Geistlichen, welche im Be-
sitz größerer oder kleinerer Knnstsammlnngen
sind, recht herzlich ersuchen, in ihren testa-
mentarischen Verfügungen auch unser neu-
gegründetes Diözesanmusenm bedenken zu
wollen.

Nicht tobte Schätze sollen in den durch
bischöfliche Gnade angewiesenen, gut ge-
legenen und günstig beleuchteten Räumen
anfgestapelt werden und nicht eine Todten-
kammer alter Kunst soll dieses Museum
vorstellen. Wir erwarten einen reichen
Zinsertrag ans diesen von der Vorzeit
ererbten Schätzen; wir hoffen, daß von
diesen Alterthümern, über welche Jahr-
hunderte weggegangen sind, ein frischer,

belebender Hauch ansgehen werde, der den
Knnstsinn unseres Klerus anss Nene weckt,
uns den Geist der alten Kunst näher
bringt und unser Knnstschaffen mit gesun-
den Ideen inspirirt. Wir hoffen, daß die
akademische theologische Jugend, daß die
den heiligen Weihen entgegengehenden Alum-
nen des Priesterseminars mit der Zeit wer-
den hierher geführt werden können, um hier-
durch wirksamen Anschanuiigsnnterricht sich
mit dem alten Knnstleben und Knnstschaffen
der Diözese bekannt zu machen. Wir
hoffen, daß der Klerus der Diözese, welchen
amtlich und anßeramtlich der Weg immer
wieder in die Bischofsstadt führt, gerne
von der bischöflichen Liberalität Gebrauch
machen und diese Räume durchwandern
werde. Durch genaue Katalogisirnng, durch
Besprechung der vorhandenen Knnstgegen-
stände im Archiv werden wir bestrebt sein,
den Besuch des Museums instruktiv und
nutzbringend zu machen.

Alle auf das Museum bezüglichen An-
fragen wollen zunächst an Professor Keppler
in Tübingen gerichtet werden. Dem Museum
zngedachte Objekte wären zuerst an die
gleiche Adresse anzuzeigen und vor Ein-
sendnng die Entscheidung abzuwarten, ob
dieselben brauchbar und zulassungsfähig
sind. Jedem eingesendeten Knnstgegenstand
sollten Notizen über Herkunft, bisherigen
Stand- oder Anfbewahrnngsort re. beige-
geben werden. Im Archiv werden lausende
Berichte über die Fortentwicklung des Diö-
zesanmnsenms gegeben werden.

Der Tabernakel zu Meilderstadt.

Von Stadtpfarcer Keppler in Freudenstadt.

Vom Ende des 16. Jahrhunderts an ist
die Errichtung besonderer, vom Altarbau
unabhängiger Sakramentshänschen eine Sel-
tenheit. Unter diesen Ausnahmen ragt der
Weilderstädter Tabernakel, ein Werk des
Stuttgarter Bildhauers Georg Müller (1611
bis 1624) velut luna inter minora sidera
hervor. Derselbe null nicht wie sein Zeit-
genosse und Kollege im Münster zu Ueber-
lingen durch ein hoch anfschießendes, durch-
sichtiges Gehäuse mit den reichen gothischen
Tabernakelbauten wetteifern, ist vielmehr,
wie dies aus unserer Beilage zu ersehen,
nach Art der damaligen Altäre, nur schmäler
und gestreckter, als mehrgeschossiger Säulen-
 
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