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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 1
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Keppler, Eugen: Der Tabernakel zu Weilderstadt, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0008

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exemplum Franciscus Marquardus a
Flade haec F. F. XXVII. Cal. Sep. (sic!)
Anno MDCX1 Görg Miler Stut. F.

Auf den vorgenannten Wandpfeilern erhebt

gen Sacrario niege Bon dein seinigen gemacht
Werden, Vierttens Soll Vin Kölch Sambt dem
Paten Auch In die Kürchen gelüffert Werden,
Zue Welchem Endt dann, Seyen anch Herrn
Conradt Neuchlen, Unb Joseph Hanen, des Rahts
Und Lob Gottes Haus; Hürschaiv Bestelltem Keller
Zue Executorn gesellt und gebetten, Und Noch
In Wehrender Krankhait den Anfang der Life-
rnng gethou; Wie sie Dann Ihme gleich Ein
Bächerle, Etliche Knopfs, Und sein Pitschier, Wegen
des Kölchs zngestellt, mit Dißer Clausula, Wann
Es sich Werde Befunden, In Ihrem Bermegen,
Werden sie, Ein Ehrsamer Nath, Auch die Kürchen
Pfleeger Beeden seelen zu Trost, Ein Jährliche
Gedächtnuß In der Pfarrkürchen Wisßen an Zue-
siellen, Deßweegen Dann, Ein Ehrsamer Wohl-
weißer Nath, Und Benanle Executvres, Durch die
Kürchen Pfleeger Vermüttlet Und VerOrdint, Daß
alle Jahr Uff Beeder Absterben, denn Zweeir und
Zweinlligsten Neewen, Unb Zwölfften Alten Äiay,
Dem Allmächtigen Gott zue Lob, Den seelen
Aber zue Trost, Aus; Dankbarlichein gemiieth Ein
Öwiger Jahrtag, Abends mit Einer Vigil, Und
Morgens mit Einein SeclAmbt solle gehalten
Werden, Denn Herrn Gaistlichen, Sambt Schliol-
maister, anderthalben gnldin Praesens, Uund den
Armen Sambt Meesner Ein Schöffel Dünkhel, zue
Brothbachen, Umb Gottes Willen gegeben, und
außgethailt Werden solle; Solches Alles halt Ein
Ehrsamer Rath, Auf Ihres Christlichen Eyfferiges
und Gott Wohlgefälliges Begehren Nüt Wißen
Abzueschlagen; Jnbedenkhen es pia causa,

sondern Alles In daß Werkh Nichten laßen, Und
Soll Steuff und Vösst Bei zeutlich Und Ewiger
Straff und Ungnad gehalten Werden, deß Zue
Wahrein Urkhundt, Haben Wier Gemainer Statt
Leeret Juusigil /: Doch Uns Und Gemainer Statt
Ohne Schaden Hieran gehänkht So geschehen Und
geben, Den Neun: und Ziveinlligsten Wüntter-
Monat, Irin Dem Ein Thaußent, Sechs Hundert
Fünf: Und Dreißigsten Jahrs." Außen an der
Urkunde steht die Aufschrift: Junkher Franll
Marquardt, von Fladeir unb Appollonia Thaußent-
scheinen, fein eheliche Hausfrawen stüftuug in
Peters Pfarrkürchen zu Wehl der Statt. Unten
hängt in einer Holzkapsel eingeschlossen ein braun-
gelbes Siegel, das Weiler Stadtwappen, darstellend
einen Reichsadler mit der lateinischen Umschrift:
Civitatis vvilae Sigillum. Im Jahrtagsverzeich-
nis der katholischen Stadtpfarrei Weilderstadt ist
wirklich 1638 ein gestifteter Jahrtag für Mar-
quardt Fladen und seine Ehefrau Apollonia auf-
geführt. Also ist Franziskus Marquard
von Flade, Bürgermeister zu Weil, der Stifter
des Sakramentshauses in der Stadtpfarr-
kirche. Ji: unserer Urkunde wird „ein schönes
eisernes Gitter mit Flügeln um sein Epitaphium
beim heiligen Sacrario" angeordnet. Dieses
Gitter stand beim Sakramentshaus bis zur letzten
großen Restauration der Kirche, >vo es entfernt
wurde.

sich nun das stattliche Werk ans feinkörni-
gem weißem Sandstein als eine völlig
organische Schöpfnng ans einem Gnß, so
sckmnck unb scheinbar naturgemäß, daß man
unter ihrem unmittelbaren Reiz die beson-
nene Kunst ihres Meisters zunächst ver-
gißt: in drei fein gegen einander abgennu
genen, schon durch ihre verschiedene Breite
unterschiedenen Hanptabtheilnngen baut es
sich 11,30 m hoch auf bis zur Gewölbe-
höhe des golhischen Chors, den es übrigens,
obwohl Fremdling in diesen Räumen, nicht
schädigt, weil es nur schwach ans der Sei-
tenwand heranstritt. Ans diese Fremdling-
schaft mag sich anch die unbewiesene Air-
gabe stützen, unser Tabernakel sei ursprüng-
lich für Stuttgart bestimmt, ja einmal in
der dortigen Stiftskirche ansgestellt gewesen
(die bekanntlich noch manches Renaissance-
werk birgt), rrach dem Glanbenswechsel aber
abgebrochen und nach Weilderstadt versetzt
worden. Letzteres wird schon durch die
haarscharfe, nicht im mindesten beschädigte
Fügung der einzelnen Theile widerlegt.

Ans der obersten Stufe, selbst eine Trep-
penstufe, aber pietätövotl geschont, sehen
wir die ehrwürdige Gestalt des Elias unter
dem Wachholderbanme hingestreckt. Der
Engel steht neben ihm und berührt sein
Haupt, um ihn vom Schlafe zu erwecken;
das Brod der Stärkung und der Trank
der Labe steht bereit, den Verschmachtenden
zu erquicken. Ans dem Gefäße lesen wir
vide III. Reg. XIX. Das üppige Laub-
werk des Baumes füllt den Zwischenraum
zwischen den das Ganze tragenden Wand-
pfeilern harmonisch ans. Das Stnrzge-
bälke, welches von den zwei beflügelten
Engelsköpfen gestützt wird, läßt in der
Richtung der unteren Tragglieder zwei
überreich in Flacharbeit verzierte Pilaster
anssteigen, welche die Seiten des eigentlichen
Tabernakels bilden und läuft seitlich in
zwei Konsolen (ebenfalls Engelsköpfe) ans,
ans denen zwei kraftvolle Statuen in Michel-
angelos Manier: Moses und Paulus als
Wächter des Heiligthnms stehen. In engste
Beziehung zum allerhl. Sakrament setzt sie
der Schild in ihrer Hand, der bei dem
einen die Worte zeigt: Nec est alia na-
tio . . . sicut Deus obsecrat . . nostris,
Deut. IV. und bei dem andern: I. Cor.
X, XVI, Fanis, quem frangimus, non
est particip . . ? Die Tabernakelthür ans
 
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