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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 2
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Probst, Josef: Einblick in die Sammlung Hirscher, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0020

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15

8) Von Peter Tagprett in Ravensburg
rühren zwei Tafeln her; eS find die Num-
mern 521 und 523 des Stuttgarter Kata-
logs. Eine nähere Angabe, auf welchen
Grund sich diese Mittheilung stützt, wäre
sehr erwünscht. Hafner in den Württ.
Vierteljahrsheften (1889 S. 121) gibt
einige Notizen über die Familie Tagprett.
Kötschan ist in seinem Buch (i. c. S. 28)
der Ansicht, daß die Angabe bei Waagen
auf einer mündlichen Anssage des Besitzers
Abel beruhen werde.

Von unbekannten Meistern, aber von
bekanntem Fundort werden angeführt: zwei
Bilder ans Allmendingen, OA. Ehin-
gen, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts
und eine Ausgießung des hl. Geistes ans der
Kapelle in W u r mlinge n bei Rottenbnrg.

Aus der fränkischen Schule stammen
zwei Gemälde ans dem Kloster B a n z bei
Bamberg und acht ans dem Kloster Ur-
spring bei Ulm, die dem Hans von
Knlmbach zugeeignet werden.

Was sodann noch die Sammlung des
Freiherrn von Laßberg in Meers-
burg anbelangt, so ist dieselbe dadurch
interessant, daß sie von dem Besitzer aus
der Nähe seines Wohnsitzes Meersburg
hauptsächlich zusammengebracht wurde. Lei-
der äußert sich Waagen im Kunstblatt
1848 S. 254 nur sehr wenig einläßlich
über dieselbe; die ganze Sammlung ging
jedoch in den Besitz des Fürsten von Fürsten-
berg in Donaueschingen über und wurde
dieser Theil der Sammlung daselbst mit
dem beigesetzten Zeichen L im Katalog
bezeichnet. Sie bilden jetzt ungefähr die
Hälfte des Gesammtnmfanges der Donau-
eschinger Sammlung mit ungefähr einem
halben Hundert Nummern. Von Fund-
orten sind aber hier bloß zwei genannt:
Mößkirch für die Nummern 73—75
und Helmsdorf am Bodensee für die
Nummer 59. Von dem „Mößkircher
Meister" besaß diese Sammlung eine an-
sehnliche Reihe von Gemälden, nämlich die
Nummern 73—75; ferner Nr. 87—90
und aus der Werkstätte dieses Meisters
die Nummern 91—96 des Douaueschinger
Katalogs. Noch reicher ist dieser Meister
vertreten in jenen Gemälden, welche zu dem
älteren Besitz des fürstlichen Hauses ge-
hören und im Katalog mit dem Buchstaben
iE bezeichnet sind. Hieher die Haupt-

werke des Meisters, aus der Kapelle des
Schlosses W i ld e n stein herrührend, nämlich
die Nummern 76—80 und 81—85 und 86.

In der Laßberg'schen Sammlung fehlen
auch nicht die von L. Striegel herstammen-
den Gemälde. Die Nummer 63 des Kata-
logs (Vitus) ist schon von Woltmann
diesem Meister zngetheilt und von Janitschek
auch noch die Nummer 70, ein Brustbild
des Grafen Johann von Montfort zu Tett-
nang, der dasselbe als eine seiner besten
Arbeiten bezeichnet (Gesch. der deutschen
Malerei S. 441). Man sieht, wie alle
diese Sammlungen in der Hauptsache aus
den gleichen Elementen zusammengesetzt
sind. Daß sie auch thatsächlich ans der
gleichen Gegend stammen, wenigstens zu
einem großen Theil, wird nicht beanstandet
werden können, selbst wenn die Fund-
orte nicht mehr ernirt werden können.
Sehr wahrscheinlich ist, daß der um
jene Zeit thätige Zeichnungslehrer und
Alterthumshändler v. Herrich in Ravens-
burg der Lieferant und Vermittler der
Erwerbungen war. Später wurden von
dem Bildhauer Entres in München noch
sehr viele mittelalterliche Gegenstände,
besonders Skulpturen, in der Gegend
um Ravensburg und am Bodensee anfge-
kauft und fanden ihren Weg in die ver-
schiedensten Museen Deutschlands. Doch
befindet sich noch eine ansehnliche Samm-
lung von Skulpturen, die von Kirchenrath
Dursch zusammeugebracht wurde und die
als Ergänzung zu den Gemäldesammlungen
betrachtet werden kann, in der St. Lorenz-
kapelle in Rottweil. Den Katalog derselben
hat Dnrsch selbst verfaßt und darin auch
die Fundorte angegeben, woraus wir ver-
weisen können.

Daß die vorgeführten Sammlungen von
dem Mißgeschick einer gänzlichen Zerstreu-
ung nach dem Tode ihrer ursprünglichen
Besitzer verschont blieben, ist ohne Zweifel
dem kräftigen Fürwort Waage n's zu
verdanken, dem man sich auch in maßgeben-
den Kreisen nicht entzog. Wohl hatte
König Ludwig von Bayern schon 1827 die
Sammlung der Gebrüder Boisseree um
240 000 fl. angekauft, aber es ist nicht
zu verwundern, daß dieser bedeutungsvolle
Schritt auf entferntere Kreise damals noch
wenig Einfluß übte; es bedurfte hiezu einer-
weiteren und direkten Anregung, die, in
 
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