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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 3
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Schön, Theodor von: Ein Beitrag zur Geschichte der Kirchenbaukunst im Mittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0027

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22

im gleichen Archiv heißt es: »1548 Bastian
Hügli von Ulm Stainmetzel ist am 28 tag
Marcii gesagt worden, er solle in 14 Tag hie
hinwegen ziehen.« Derselbe ist wohl schwerlich
identisch mit dem 1495 in Ulm genannten Meister
Bastian Steinmetz.

Uebernahm ein solcher, von der Fremde ein-
gewanderter Meister einen Kirchenbau, so schloß
er einen Kontrakt mit beit Bauherren ab. Ein
solcher Kontrakt aus dem Jahre 1498 lautet also:
-Item der Chor zu Altdorff ist verdingt Maister
Hansen Stainmetzen zu Bebenhausen uff St.
Gallen Tag im MC.C.C.C.LXXXXVIII, wie
her noch volckt: Item der chor sol sin trissig
und her schuch lang und zwantzig schuch
witt, das alles inwendig gemessen gehauen
sin; item die tristkammer (Schatzkammer) sol
sin zehen X schuch lang ongeuerlich nach ge-
stalt und gelegenhait der hoffistat; item man
soll im geben von der rutten (Ruthen) rucher
murey (rauher Maurerei) ain Pfund heller, item
von dem gehauen werck von dem schuch
zwen Schilling heller und, was durchgott (durch-
geht), das sol man auch durchmessen; item die
crutzbogen , pfosten , schregsunpsen (Schräg-
simse) und dachsunpsen (Dachsimse) sol man
allain der lenge nach messen; item man sol
inn beholtzen nach notturft; item Maister Hans
sol das stainmetzengeschutz darlihen. Das sol
man im zu end des baus wider geben, wie er
das geluhen hatt. Item von dem allen sol
man im Ionen, wie obstat, oder ob diennen
(denen) von Altorff geliepter wolte sin, in ainer
summ ze Ionen, so sollend! sy im geben zway
hundert und sechzig pfund häller und sol die
wal zu diennen von Altorff ston.«

Doch nicht nur Baumeister >var der Steiumetz
und Bildhauer, er schmückte auch die Kirchen
mit schönen Bildwerken aus. Sv berichtet eilt
aus dem Kloster Güterstein stammendes Anni-
versarienbuch, das sich itt der königlichen öffent-
lichen Bibliothek zu Stuttgart befindet, unter
Anderem: »anniversarium eciam magistri Johan-
nis Bilhowers de Ulma et uxoris ejus, nec-
non parentum utrumque et aliorum ab his
desideratorum, qui in tabula nostra in
choro ab ipso empta Septuaginta florenos
nobis propinavit.« Es ist dies >vohl Niemand
anderes, als Hans Felder, der 1480—1488
thätig war, womit auch überein stimmt, daß
17. Juli 1486 die Kirche uitb der Altar in der
Karlhause Gütersteiu durch Daniel, den Vikar
des Bischofs von Konstanz gelveiht wurden.
Leider ging die tabula mit der Kirche zu Grunde.

Auch mit einem andern Künstler scheint Güter-
stein in Verkehr gestanden zu haben. Eine ans
das — allerdings damals schon aufgehobene —
Kloster bezügliche Urkunde von 1559 nennt Joseph
Bildhower's Wittib in Urach. Dieser Joseph
Bildhower ist wohl Niemand anderes, als
Joseph Schmid, der die Grabsteine der Herzöge
Eberhard und Ulrich von Württemberg int Chor
der Tübinger Stiftskirche verfertigte und somit
1559 tobt war.

Gar mannigfach waren die Beziehuugett der
Steinmetzen zur Kirche. So kann es denn nicht
Wunder nehmen, daß, weint eilt Meister sein

letztes Stüudlein herauuahen fühlte, er vom
Wunsch erfüllt war, in einer der Kirchen, au
deren Bau und Verschönerung er mitgewirkt
hatte, seine letzte Ruhestätte zu erhalten. Um
dies zu erlaitgeu, errichtete er eilt Seelgeräthe.
Dies hat auch der vielbesprochene Meister Beter
der 8tainmetz von Ruthelingen gethan. Die
darüber allsgestellte Utkitnde lalltet also: -Wir
apt Wernher und mit uns aller convent dez
closters ze Bebenhusen ordens von Xitel, in
Costenzer bystun gelegen, vergehen offenlich
mit urkund diz briefs, daz wir von dem er-
baern man pfaf Cunrat dem schriber von Ruthe-
lingen, der ufrihter ist gewesen diz selgerätes,
von maister Peters saligen wegen dez Stain-
mezzen von Ruthelingen haben emphangen
drisig und hundert phund haller guter und
genemer, die wir och in unsers closters guten
nuz bekeret han, und haben im darumme ge-
geben aht phunt haller ewiges geltes — der
suben phunt gand usser der muli (Mühle) ze
Ammerowe und ain phunt usser dez Lastes
aker und wisun, du ze Gehay (— Kahh, SA.
Herrenberg) gelegen sint under wingorten, den
man nennet dez Lastes berg — und hoerent
dil egenant aht phunt haller geltes eweclich
an unser gemainen pitancz mit soelichem ge-
dingde also, daz wir eweclich allu iar an
dem ahtenden tag nach sant Bartholomeus tag
(wohl Todestag Meisters Peter) unserm con-
vent süllen geben ainen dienst von vischen
und an dem drittan tag vor sant Laurencius-
tag (wohl Todestag seiner Frau) och ainen
dienst, jeden dienst ungevarlich umme vier
phunt haller, durch dez obgenanten maister
Peters saeligen, siner frauen und siner kinder
selenhailes willen. Wa aber wir oder unser
nachkumenden die vorgenant dienst nit gaben
und rihten uf die tag , als e geschriben stat,
oder ungevarlich in den nächsten aht tagen
darnach, so sien wir oder unser nachkumenden
eweclich, welches iares die dienst nit geriht
werden!, vervallen und schuldig ze gebend für
ieden dienst, der denne des iares nit geriht
ist, vier phunt guter haller den caplan gemain-
lich ze Ruthelingen, die dez vorgenanten
maister Peters iarzit siner frauen und der kind
darumme an ze griffend und ze phendend an
allen stetten, wa oder wie sie mügen. Wir
der obgenannt apt Wernher und der convent
haben uns und unseren nachkumenden be-
halten den gewalt und daz reht, daz wir
mügen, swenne wir wellen dü vorgenanten
aht phunt haller geltes widerlegen mit andren
aht phunden als gewisses geltes, oder mit
drisig und hundert phunden haller, die
wir och darumme enphangen han, we dies uns
allerbest fugt. Und daz diz alles war und
staet eweclich belibe, so geben wir dem obge-
nanten phaf Cunrat und den egenanten caplan
disen brief besigelt mit unseren aigenen in-
sigeln, der gegeben ist in dem iar, do man
zalt von Christes gebürt dritzehen hundert
iar und darnach in dem nun und funfzigesten
iar in octava Bartholomei apostoli.«

Eilten späteren Meister Peter lernt man aus
beut Verzeichuiß der Zinse der Pfarrei Eßlingen
 
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