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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 3
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Schön, Theodor von: Ein Beitrag zur Geschichte der Kirchenbaukunst im Mittelalter
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0028

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23

vom Jahre 1479 kennen: »Item Peter Bild-
h au wer gibt jerlich uff sant Martinsstag 14
halben Heller Zinss usser synem husze und
hofreytten in dem alten milchgesslin an der
Bender huss und Caspar Secklern gelegen —
ist widdum.« Es ist dies wohl der 1473 ilt
Eßlingen thätig gewesene Peter Schwarzen-
bach, Bildhauer in Ulm.

Literatur.

Bartel B e h a m und der Meister von
M ö ß k i r ch. Eine kunstgeschichtliche Studie
von Dr. Karl Kots ch au. Mit zehn
Lichtdrucktafeln. Straßburg, Heitz, 1893.

Vor nicht langer Zeit noch bereiteten einige
Gemälde, jetzt in der fürstlichen Sammlung 511
Donaueschingen, den Kunsthistorikern ansehnliche
Verlegenheit, nicht über die Zeit, aber über ben
Ort ihrer Entstehung. Das aus dem Schlosse
Wildenstein nach Dvnaneschingen übertragene
Flügelaltärchen trägt die Jahreszahlen 1536 und
1538. Nun stellte sich aber die Frage; wer ist
der Meister dieser und anderer Gemälde, die
sichtlich von der gleichen Hand oder wenigstens
Werkstätte herrühren? Waagen, der zuerst
die Aufmerksamkeit auf dieselben lenkte, hielt
sich für berechtigt, dieselbeit dem Bartel Be-
ll am in Nürnberg, ch 1540, zuzueignen und
ihm schlossen sich die meisten Kunsthistoriker an.
Andere riethen auf Hans Schäuffeleii: von
Nvrdlingen. Der Gedanke, daß sie einem
Maler der oberschwäbischen Landschaft selbst,
die bisher auf dem Gebiete der Malerei sich her-
vorgethan hatte, angehören könnten, lag fernab;
nicht ohne guten Grund. Im Jahre 1518 löste
sich die Lukasbruderschaft der Maler und Bild-
hauer in Ulm auf und die der Kunstübung feind-
selige Strömung verschärfte sich mehr und mehr
bis zum Bildersturm (1531). Auch in den
anderen namhafteren oberschwäbischen Reichs-
städten nahm, soweit bekannt, die Bewegung der
Geister die gleiche Richtung. Es schien somit,
daß der Ort, an welchem diese Gemälde ent-
standen seiit könnten, nur in ansehnlicher Ent-
fernung zu suchen sei. Allein genauere Unter-
suchungen ergaben, daß auch Bartel Beham und
Hans Schäuffelein nicht die Urheber dieser Ge-
mälde sein können, und Fr. 3E. Kraus sprach
zuerst die Ansicht aus, daß der Verfertiger dieser
Gemälde ein unbekannter Meister gewesen sei,
der aber in der Gegend selbst heintisch war
und mit detn Grafett Gottfried voit Wildenstein
und Mößkirch in enger Beziehung stand. Kraus
schlug die provisorische Benennung: „Wilden-
steiner Meister" vor, der jedoch schon eine andere
Bezeichnung, „Meister von Mößkirch", voraus-
ging, welche von Kötschau adoptirt wird. Hier
knüpfen nun die Untersuchungen des Verfassers
an. An Ort und Stelle studirte er zunächst
die in Donaueschingen gesammelten Werke des-
selben und verfolgte daun seine Spuren, soweit
es nur möglich war, so daß er ca. 60 einzelne
Gemälde auffand, die zum Theil mit Sicherheit,
zum Theil mit Wahrscheinlichkeit dem Meister
ztrzuschreiben sind. „Fast drei Viertheile der
auf uns gekommenen Gentälde lassen sich mit

I Sicherheit auf das den Bodensee umgebende
Ländergebiet als ihren ursprünglichen Bestim-
mungsort zurückführen. Der Schluß aus diesen
Thatsachen ergibt sich von selbst: der Meister
von Mößkirch muß nicht nur während der Zeit,
>vo er für den Grasen von Zimmern arbeitete,
sondern schoit zivei Jahrzehnte vorher seinen
Wirkungskreis in Oderschwaben gehabt haben.
Ist es da zu gewagt, wenn >vir weiter folgern,
daß er auch von Geburt ein Oberschwabe ge-
weseir sei?" (S. 27). Leider ist es bisher nicht
gelungen, au einem der Werke eine Inschrift
ntit Namensangabe zu entdecken, wohl aber ist
die Thätigkeit dieses tüchtigen Meisters durch
die Arbeit Kötschaus allseitig beleuchtet worden.
Damit ist eine klaffende Lücke in der vberschwä-
bischen Kunstgeschichte ansgefüllt. Die Schrift
wirb jeden Leser, der sich für die Kunstgeschichte
überhaupt und die der engeren Heimat insbe-
sondere interessirr, in hohent Grad befriedigen.
Die zehn Lichtdrncktafeln, die beigegeben sind,
sind ganz geeignet, die Art und Weise des ori-
ginellen Meisters erkennen zu lassen.

Dr. Prob st.

Die Kunst, das Stiefkind der Ge-
sellschaft. Von PaulHildebrandt
in Berlin (Separatabdruck ans den Wochen-
berichten für Kunst rc.). Berlin, Ams-
ler u. Ruthardt, 1893. 16 S. Preis

50 Pf.

Der Verfasser hat eilte große Meinung von
der Allmacht der Kunst. Der ivahre Künstler
erscheint ihm als Arzt der Menschenseelen, wel-
cher die Wunden heilt, tvelche das Leben schlägt,
die Knust als „eine Art Religion, welcher die
Menschen aller Nationen und Bekenntnisse an-
gehören" und welche die Menschen „erfreut ttnd
in bessere Stimmung versetzt". „Daß so viel
Mißmnth und Mißgunst auf der Welt und be-
sonders bei beit Armen vorhanden ist, daß so
viel Feindschaft bei allen Aermeren gegen alle
Reicheren vorhanden ist, das kommt einfach da-
her, daß unsere Gesellschaft es bis heute noch
nicht verstanden hat, die große Erfreuerin Kunst
allüberall einzuführen und in jede kleinste Hütte
einen Strahl ihrer Gnadensonne leuchten zu
lassen". Sv ungeheuren Einfluß vermag die Kunst
auszuüben, „weil sie eben der höchste Ausdruck
des größten Könnens eines der Vollkommenheit
am nächsten kommenden Menschen ist, den
man wegen seines Könnens einen Künstler
nennt". Die Mittel, welche der Verfasser angibt,
um die Knust zum Genteingut aller zu machen,
sind: Einführung der Schuljugend ins Theater,
denn „es ist leider nur zu wahr, daß in den Vvlks-
und Mittelschulen ganz Deutschlands in alten
Klassen, sowie in den höheren Schulen in den
Klassen bis zur Obertertia und in vielen Pro-
vinzstädten auch bis zur Prima 75—90°/o aller
Schüler niemals im Theater getvesen sind" (bei
uns ist, Gott sei Dank, der Prozentsatz dieser
„Aermsten" noch größer); ferner Veranstaltung
öffentlicher Konzerte, an tvelchen auch die Schul-
jugend theilnehmen kann bezw. muß; sodann
Pflege des Kunstsinns in dem Zeichenunterricht
und im Geschichtsunterricht; Offenhaltnng der
 
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