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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 4
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Die Bemalung unserer Kirchen, [2]
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Monstranz im Renaissancestil
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0035

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30

lich auch sehr untergiltigen Meistern, ge-
wöhnlichen Dekorationsmalern überlassen
zu können. Da wo man sich für die
Einfachheit entscheidet — wir werden selbst
ein sehr nachdrückliches Wort zu ihren
Gunsten sprechen, — wo man wenig Geld
anfwenden kann und will, sollte man doch
in Einem Punkt nicht sparen: man
sollte die E n t w e r f n n g des B e-
ma l u n g s p l a n e s und einer ganz
g en an en Farb e n skiz z e auch in
diesem Fall u n b e d i n g t n u r einem
eigentlichen M e i st e r, nie einem
Handwerker ü b e r t r a g e n. Die Au s -
f ü h r n n g des Planes könnte dann
wohl Malern niederen Ranges anvertraut
werden, welche strengstens ans diesen Plan
zn verpflichten und bei der Ausführung
strengstens zn kontroliren wären, sei es
vom Geistlichen, sei es von einem andern
Kunstverständigen oder, was das beste
wäre, von dem Verfertiger des Planes
selbst.

Es ist dabei durchaus nicht nöthig,
nicht einmal wünschenswerth, daß die Far-
benskizze in besonders großem Maßstab
gefertigt werde. Die Disposition und die
Kolorirnng kann füglich im Maßstab 1:100
entworfen werden. Lediglich eine faule
Ausrede und ein Eingeständniß eigener
Schwäche ist eö, wenn Kirchenmaler nicht
selten die Vorlegung einer Farbenskizze
verweigern unter dem Vorgeben, es sei
doch nicht möglich, im Kleinen ein richti-
ges Bild von der Bemalung zn geben,
oder wenn sie, was noch häufiger vor-
kommt, sehr schlechte und mangelhafte
Farbenskizzen damit entschuldigen wollen:
es mache sich alles im Großen und in
Wirklichkeit viel besser und richtiger, als
ans der Skizze. Ja es macht sich besser,
wenn es besser gemacht wird. Aber eine
schlechte Farbenskizze, ans die Wand und
in's Große übertragen, wird für die Regel
nicht besser, sondern sie wird in dem Maß-
stab schlechter wirken, in welchem sie ver-
größert worden ist. Es ist nicht wahr,
daß in kleinem Maßstab sich kein genaues
Bild von dem Farbengewand eines Baues
geben lasse. Eine kleine, aber freilich in
allen Maßen und Formen richtige Skizze
des betreffenden Baues kann viel leichter-
malerisch disponirt und in Farben gesetzt
werden, als eine große; sie ist leichter zu

übersehen, die Farbenwirknng leichter zu
kontroliren. Erprobt sich ein Bemalnngs-
plan im Kleinen nicht, so kann er groß
ausgeführt unmöglich besser und richtiger
werden; Farbenverstimmnngen im Kleinen
werden im Großen zn gellenden Disso-
nanzen. Ein Bemalnngsplan, der im
Kleinen harmonisch wirkt und die strengste
Prüfung aushält, wird, sorgfältig ausge-
führt, auch auf die Wand übertragen sich
bewähren.

Man lasse also nie untergiltige Meister
auf diesem schwierigen Gebiet ganz selb-
ständig schalten und walten, sondern unter-
stelle sie mit aller Strenge einem Meister-
oberen Ranges. Das Beste wäre, in
jeder Diözese Einen ganz er-
probten Maler a n f z u st e l l e n, der
für die gange Diözese die Pläne
für Kir ch en b em a l n n g en zu ferti-
gen hätte. Von ihm wäre zn verlangen,
daß er jedesmal den in Frage kommenden
Ban ganz genau aufnehme und nun im
genannten Maßstab die Farbenskizze ent-
werfe. Seine Ausgabe wäre auch, je nach
der Beschaffenheit des Baues die Technik
zn bestimmen, in welcher gemalt werden
soll. Freilich dieser Meister müßte sich
zu bescheiden, zu beschränken, auch kleinen
und engen Verhältnissen anzubeqnemen
wissen. Er müßte — für unsere Ver-
hältnisse ginn mindesten — die große Kunst
verstehen, mit wenig Mitteln, eine wahr-
haft künstlerische Wirkung z>l erzielen und
dürfte nicht seinen Ehrgeiz darein setzen,
bei jeder Kirchenbemalung mit ausgedehnten
figürlichen Malereien, mit überschweng-
licher Ornamentik, mit dem Aufgebot aller
Farbenmächte und mit Verschwendung von
Gold zn mauövriren.

(Fortsetzung folgt.)

Monstranz im Renaissancestil«

Der Auftrag, entweder für eine roma-
nische oder für eine Renaissance-, Barock-,
Zopfkirche eine Monstranz zn beschaffen,
setzt uns immer in einige Verlegenheit.
Monstranzen aus der romanischen Zeit
gibt es nicht. Das Bedürfniß einer Mon-
stranz stellte sick erst ein mit dem 14. Jahr-
hundert, mit dem Aufkommen des Fron-
leichnamsfestes und der Fronleichnams-
prozession und der damit verbundenen Ans-
 
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