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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 4
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Monstranz im Renaissancestil
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Busl, Karl Anton: Neues zur Baugeschichte der Prämonstratenser-Abtei Weissenau und ihrer Kirche, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0037

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32

lere Gehäuse der Pypis tritt, was auf
der Abbildung uicht genau zu seheu, aus
der Umrahmung ziemlich hervor. Schöne
kreisrunde Krystallplatten schließen den Be-
hälter der Pypis nach vorn und hinten
ab; die vordere ist in einen Zackenfries
gefaßt, die des Thürcheus in einen Rnnd-
bogensries; die reich verzierte silberne und
vergoldete Luuula, mit einem Amethyst und
Grauatsteinen besetzt, fehlt auf der Ab-
bildung. Um die vordere Krystallscheibe
legt sich ein kräftig ausgewölbter Reif,
außen wieder mit Zackeufries umrandet,
auf seiner gewölbten Fläche mit achtzehn
reich facettirten Glaspasten von intensiv
rother Farbe besetzt. Gegen diesen Mittel-
körper tritt nun die eigentliche breite Um-
rahmung ziemlich zurück. Dieselbe wird
gebildet zunächst durch einen breiten, glatten,
mit Ornamenten besetzten Streifen; ihn
begrenzt ein kräftiger Rnndstab und ans
diesem sitzt auf ein reicher Ornamenten-
kranz, der etwas, aber nicht zu stark durch-
brochen ist, dreiflüglige, kräftig herausge-
triebene und feingeschwnngene Blätter, zwi-
schen denselben Zierpostamentchen mit Pi-
nienäpfeln und Blattkelchen. Der Flach-
ftreifen zwischen dem Mittelgehäns lind
dem äußersten Ornamentkranz ist ganz mit
schönem blauem Email grundirt, von diesem
farbigen Grund heben sich die aufgesetzten,
vergoldeten Ornamente, mit großen und
kleinen rothen und grünen Steinen wirk-
sam ab. Oben überragt den runden Kör-
per ein kräftig entwickeltes Kreuz mit
großem Hellrothen Stein in der Mitte und
mit kleinen Steinchen auf den blumenförmig
auslaufenden Enden. Der hohe Schaft
des Fusses ist viergliedrig, durch kräftigen,
runden, gleichfalls mit Steinen besetzten
Nodus getheilt; eine etwas zu stark ein-
gezogene, profilirte Kehlung leitet über in
den eigentlichen Fuß, dessen Flächen mit
getriebenem Blattornament besetzt sind.

Die Lichtdrnckwiedergabe vermag von
dem reichen Farbenspiel des Werkes keine
Vorstellung zu geben, zeigt aber wenigstens
Ban und Disposition des heiligen Gefässes.
Konstruktion lind Ornamentik hält sich
durchaus im Rahmen einer edlen Renais-
sance, die auch für Zopf- und Barockkirchen
geeignet ist. Das hier gebotene Thema ist
mannigfacher Variation und einer Reduktion
oder Steigerung der Maße fähig; für

kleinere Kirchen könnte der äußerste Zier-
kranz leichter und luftiger, das Ornament
des Emailkranzes noch feiner gestaltet
werden.

Das ganze Werk ist durchaus Hand-
arbeit und erfordert zur Ausführung einen
kundigen Meister. Als solcher bewährte
sich Goldarbeiter Ballmann in Stutt-
gart, der nach diesem Entwurf die Wiblin-
ger Monstranz tadellos fertigte. Mit be-
sonderer Sorgfalt find die getriebenen Or-
namente behandelt. Auch die Rückseite
— bei manchen Werken dieser Art so un-
verantwortlich vernachlässigt — ist so ans-
gestattet, daß sie der Vorderseite keine Un-
ehre macht; hier wurden die vielen Schräuf-
chen, mit welchen die einzelnen Theile und
Ornamente ans einander befestigt sind, mit
silbernen Rosettchen montirt, welche als
Verzierung wirken. Das Ganze ist ans
Kupfer getrieben, das Kupfer wurde zuerst
versilbert, dann vergoldet. Man wird nicht
behaupten können, daß man an dieser Mon-
stranz die Strahlenzacken der Zopfmon-
stranzen vermisse, oder daß die letzteren
schöner und würdiger seien als diese edlen
Renaissancesormen.

Neues zur Baugeschichte der j)rä-
monstrateuser-Abtei Weissenau und
ihrer Kirche.

Von Pfarrer K. A. Busl in Hochberg.

Zur Baugeschichte obgenannter Prämon-
stratenser - Abtei in Oberschwaben vom
17. Jahrhundert ab konnten seither aus
Mangel an bekanntem urkundlichen Ma-
terials und weil ihr Geschichtsschreiber Prior-
Ambros Johnny den Bausachen bloß
wenige Zeiten widmete, nur spärliche Data
beigebracht werden.* 2 3)

Nenestens ist dem Herrn Gymnasialvikar
Berthold Pfeiffer in Stuttgart, welcher
die Bangeschichte der Renaissance- und

Auch die „libri Praelatorum“, jetzt int
Archiv zu Stuttgart, sollen keine diesbezügliche
Ausbeute geben und zudem einer der sechs Folio,
bände verschollen sein.

2) Historiaimper. Canoniae Minor-Augiensis.
Const. 1763.

3) Diese habe ich in einer jetzt fast vergrif-
feuen Broschüre: Zur Geschichte des Prämonstra-
tenserklosters W., Ravensburg 1883 und in
Hoseles Diözesanarchiv 1884, Nr. 1 ff. ver-
öffentlicht.
 
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