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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 5
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Die Bemalung unserer Kirchen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0043

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Archiv für christliche Nunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kunst.

l^erausgegeben und redigirt von Professor 0r. Keppler in Tübingen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Runstvereins, für denselben: der Vorstand profeffor Dr. Aeppler.

Or. 5.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für Jk 2.05 durch die württembergischen (Ji 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), Ji 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von Ji 2.05 halbjährlich.

1.894.

Die Bemalung unserer Kirchen.

(Fortsetzung.)

Das führt uns aus eine andere Seite
unserer Frage. Es ist nicht nur die Ar-
chitektur, welche der monumentalen Malerei
Gesetze auferlegt; sie hat nicht nur den
Farbengesetzen zu gehorchen. Es gibt
überdies noch Gesetze der Noth, Ge-
setze der Klugheit, Gesetze der
Erfahrung, welchen sie sich nicht ent-
ziehen darf. Dies einmal mit allem Nach-
druck zu betonen, erscheint uns als Ge-
wissenspflicht, die uns längst schwer ans
denl Herzen liegt. Sagen wir es gerade
heraus und bekenneil wir es offen: wir
haben mit den vielen Wandmalereien, welche
in den Kirchen unserer Diözese (nur von
ihr sei zunächst die Rede, obwohl sicher
die Erfahrung in manchen anderen das-
selbe bezeugen wird) in den letzten dreißig
Jahren ansgeführt wurden, zu welchen die
Bestrebungen des Knnstvereins den Anstoß
gaben und für welche Tausende und Tau-
sende geopfert wurden, mehr ungünstige
und äußerst schmerzliche Erfahrungen ge-
macht, als ganz erfreuliche, — nicht bloß,
weil so manche künstlerisch als mißlungen
und verfehlt zu bezeichnen sind, sondern
namentlich auch deßwegen, weil ein er-
schreckend großer Theil derselben sich als
unhaltbar erwiesen hat und in kurzer Zeit
der gänzlichen oder theilweisen Zerstörung
anheimgefallen ist. Wie viele von den
Kirchen, welche vor 25 und 20 Jahren
bemalt wurden, zeigen noch ein halbwegs
farbenfrisches und anständiges Aussehen?
Wie häufig sind die Fälle, wo schon nach
fünf Jahren die ganze Farbenpracht er-
loschen und erblindet ist? Wie häufig
ist es zu sehen, daß vielleicht die oberen
Theile der Bemalung sich ordentlich er-
halten haben, die unteren von Salpeter
zerfressen, gemalte Sockelteppiche in Schmntz-

und Schandflecken verwandelt oder wie mit
weißem Anssatz bedeckt sind? Brauchen
wir eigens hinzuweisen ans die traurigsten
Beispiele, die fast allgemein bekannt sind,
— ans die reiche figürliche Bemalung der
St. Wolfgangskirche in Ellwangen, 1870
fs. von dem unbedingt tüchtigsten unserer
Meister ansgeführt, schon seit langen Jah-
ren mit rapider Schnelligkeit dem völligen
Ruin anheimgefallen, — aus die Aus-
malung des romanischen Chores der Hohen-
berger Kirche, 1879 von demselben Mei-
ster gefertigt, heutzntag großentheils ab-
geblättert und zerstört, — aus die dekora-
tive Ausstattung der Kirche in Unlingen
vom Jahre 1885, jetzt vergangen und
verblichen, — auf die mit so bedeutendem
Aufwand malerisch ansgestattete Kirche in
. . . . Doch wir wollen die traurigen
Beispiele nicht hänfen; fast alle unsere
Leser ans dem Lande werden sofort jedem
dieser Beispiele viele analoge ans der Nähe
und Ferne an die Seite setzen können.

Welches Kapital haben diese verun-
glückten Malereiekl verschlungen und wie
schlecht hat sich diese Kapitalanlage ren-
tirt! Wir sind weit entfernt, Jemand
einen Vorwurf machen zu wollen. Die,,
welche diese Malereien veranlaßten und
ausführen ließen, wollten ja sicherlich das
Beste und konnten solche Folgen nicht
voraus sehen. Auch die Meister können
nicht unbedingt verantwortlich gemacht wer-
den. Möglich, daß ihre Technik nicht
überall die beste und richtigste war. Aber
die meisten dieser Werke fielen einem Feind
zum Opfer, dem überhaupt keine Technik
gewachsen ist, nicht einmal das eigentliche
Fresko, ja kaum das Mosaik, welches die
Unverwüstlichkeit des härtesten Steines
übertrifft, aber eben auch nur, wenn ihm
eine feste und trockene Mauer zum Unter-
grund dient.

Dieser Feind ist der Salpeter, die
 
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