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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 5
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Beck, Paul A.: Ueber schwäbische (Ulmer) Miniatur-, insbesondere Brief- und Kartenmaler, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0054

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48

waren die Maler, Buchdrucker, Buchhändler
in die Kramerznnft, gewöhnlich die erste unter
den Zünften eingereiht, zu welcher außer den
eigentlichen Znnftgenossen noch 6 Rotten an-
derer, keine eigene Zunft bildender Professio-
nisten, so die zweite der Glaser, Buchbinder und
Kartenmacher gehörten. Gerade vielleicht aus
diesem Grunde, weil Maler, Bildhauer n. s. >v.
keine eigene Znnftgenossenschaft bildeten, wurde
zu Ulm um das Jahr 1473, vielleicht nach dem
Vorgang der Antwerpener Lneasgilde oder der
Bruderschaft Johannes des Ev. zu Brügge und
einer ähnlichen, schon um die Mitte des 14. Jahr-
hunderts in Augsburg entstandenen Geseltschast
eine religiöse unb genossenschaftliche Zwecke vereini-
gende Künstlerbruderschaft sKtinstznuft) der „Ala-
ler, Bildhauer, Glaser und Briefdrncker" zwar mit
eigenen Satzungen und Gerechtigkeiten, aber ohne
zünftige Rechte, im Gotteshaus Wengen (auch
Let. Lncas-Berbrüdernng genannt — von dem
Lncasaltar in der Wengenkirche; s. über dieselbe
„Verhandlungen des Vereins für Kunst und
Alterthnm in Ulm-Oberschwaben", neue Reihe,
2. Heft, Ulm, 1870 in Commission der Stettin-
scheu Buchhandlung, S. 25—27) gegründet, in
welcher n. A. von Briefmalern Vorkommen:
Jakob Sieglin, „Briefftrukher" und von 1499
an: Johann Schlnmpp, welcher nach Weyer-
manns Nachrichten rc. Ul, 2. 433) schon um das
Jahr 1490 genannt wird, einige Gemälde Dürers
kopirt haben (?) und im Jahre 1514 gestorben
sein soll, Michael Schorpp (schon 1494), Johs.
Hoser, Jvdocns Hafner und Jnvrins Heu-
ler und tvelcher die herannahende Reformation
ein Cnde bereitet zu haben scheint.

Es ist nun sehr zu bedauern, daß einer der
frühesten Knnslforscher, der bahnbrechende Knnst-
histvriker Karl Heinrich v. Hein ecken, wie
derselbe sich in seinen „neuen Nachrichten von
Künstlern und Knnslsachen" (Leipzig, 1786, 8°,
2. 140) bitter beklagt, während seines Anfent-
haltes in Ulm „von dem halsstarrigen Magi-
strate nicht die Erlaubnis; erhalten konnte, die
Bürgerbücher und andere städtische Docnmente
behufs Knnststudien namentlich in der Richtung
auf Fvrmenschneider und Brief- und Karteu-
maler dtu chzusehen", umsomehr, als damals noch
manche Quelle vorhanden war, welche heut zu
Tage nicht mehr aufzufinden ist. So ist man
denn mehr oder weniger nnf die Ausgrabungen
späterer Forscher angewiesen, tvie ans Karl Jäger,
der sich in den 1820er Jahren in den Hinter
Archiven umgesehen hat. Nach demselben (Ulm
im M. A., S. 585) kommt iit Ulm der erste
Kartenmaler im Jahre 1402 vor. Es werden
dann noch weiter angeführt: Hans Wächter,
Kartenmaler 1434; Heinrich der Kartenmacher
und Ludwig K u ch, Spielkartenmaler1449; P e t e r,
Kartenmaler 1460, Lorenz Sch Ürner, (alias
Schnrner) 1463, welcher (nach Dan. Eberhard
Beyschlags „Beitrügen zu einer Knnstge-
schichle der Reichsstadt Nördlingen", II, S. 4;
4798 ; Busch, Handbuch der Erfindungen,
S. 83 rc.) dann nach Nördlingen übersie-
delte und dort Bürger tvnrde (woselbst diese
Kunst damals sehr in Blüthe stand), bald

aber wieder verzog, lveil ihit die Einschränkung
des Gebrauchs der Spielkarten feinen Vortheil
gewinnen ließ. Schon im Jahre 1407 kommt
in ben Nördlinger Steuerbüchern Johs. Ac i ti-
tle r als scriptor und Illuminator vor; ebenso
befaßte sich der dortige Stadtschreiber (1415—35)
Kvnrad H orn in seinen Nebenstnnden tut! sol-
chen Allotrias. Der Barfüßermönch Erhard
daselbst bekam für eilten geschriebenen Kalender
von dem Rathe 3 Pfund. Im Jahre 1428 finden
wir dort eilten „Wilhelm Brieftrncker", welcher
mit feinem eigentlichen Familiennamen Kegler
hieß und wahrscheinlich um das Jahr 1453 starb;
sein wahrscheinlich um das Jahr 1461 f Bruder
war gleichfalls Briefmaler. Ein Pfarrer daselbst
diamens Jörg fertigte für den Rath daselbst
im Jahre 1461 einen Aderlaßzettel (nicht
Ablaßzettel). Einem tu eiteren scriptor daselbst,
Balthasar Priegel, begegnen wir um das
Jahr 1475. Hier scheinen auch, außer Augs-
burg, die Brief- und Kartenmaler am längsten
sich erhalten zu haben; tioch int Jahre 1783 ließ
sich der (daselbst int Jahre 17 52 geb., 1822 f)
Künstler Johann Müller mit obrigkeitlicher
Erlaubnis; als Kartenmaler in die Krämerznnft
einschreiben und rettete dadurch die Formschueide-
kttnst vor ihrem völligen Anssterben. Nördlin-
gen, tiicht bie geringste unter den schwäbischen
Reichsstädten, ist aber hauptsächlich insofern für
die Kunstgeschichte von Bedeutung, als sich der
erste Formschneider, der Anfangs des 15. Jahr-
hunderts 's Franziskanermönch „kr. b. Uugsr....
incisor lignorum" daselbst findet, womit den
Klöstern der Rtihm der erstmaligen Ausübung
des Holzschnitts, beziehungsweise von dessen Er-
fiitdnng zufällt. Der Hauptsitz deutscher Jlltuni-
nirknnst >var indes; in alten Zeiten das frän-
kische Nürnberg. - Weitere U l misch e Brief-
nnd Kartenmaler sind — nach Jäger a. a. O.
—: Hans Hainlin 1460; dann 1473, 1484;
Peter H e ck e n v o g e l 1481; Ludwig F r i e s;
1469; Joseph Flamnt >478; Jörg Spalt
— welcher Namen auch bei Sieghart, Geschichte
der bildenden Küttste in Bayern rc., S. 52 als
„Kartenmaler ans Ulut in Regensburg" in der
Zeit von 1487 -1500 erwähnt wird; Hans und
Anton Nürnberger 1495; Hans Hauser
1508, 1514, 1528, 1529 „ein berühmter Name";
Hans B atter 1511, an welchen (nach Weyer-
ttutntt rc., Ii, S. 389) ein Michael Pfandzelt des
Raths und Zengherr in Ulm int selben Jahre
tun 160 fl. Papier verkauft halte; Bastian R e (a) i-
ser, Seb. R(B)enz 1511—1518. (Forts, f.)

Annonce».

Zhm Statuen

hl. Joseph u. hl. Maria^ U"0 m hoch,

prachtvolle Arbeit atts dem 17. Jahrhundert, sin»
billig ;u verkaufen. Für Kirchen oder Samm-
lnngen.

Johann Wöhr, Bildhauer,
Weiszenfteiu^ Württemberg.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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