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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 8
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Bach, Max: Der angebliche Ravensburger Bildschnitzer Friedrich Schramm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0078

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71

Charakters der Ulmischen Malweise, wel-
cher am entschiedensten in dem Hochaltar
zu Blanbenren und in einigen Skulpturen
vom Kloster Urspring n. s. w. und ans
andern schwäbischen Kirchen und Klöstern
sich zeige, welche sich in den Sammlungen
des Herrn v. Hirscher zu Freibnrg und
des Herrn Professors Dnrsch zu Ehingen
befinden, worunter der Erstere nament-
lich ein mit schöner frommer Innig-
keit des Antlitzes, reiner Grazie der Ge-
stalt und würdiger Faltung des Gewandes
versehenes Madonnenbild von dem Bild-
hauer Schramm in Ravensburg ans der
dortigen katholischen Stadlpfarrkirche vom
Jahr 1487 besitzt. Weiter bespricht dann
Or. Waagen in seinem bekannten Werke,
Kunstwerke und Künstler in Bayern und
Schwaben 1845 Band II, diese Ma-
donna in der Hirscherschen Sammlung und
fügt bei, man wisse, daß die Figur im
Jahr 1487 von dem Bildschnitzer Schramm
gearbeitet worden ist. Nagler in seinem
1846 erschienenen 16. Band seines Künstler-
lexikons führt dann mit folgenden Worten
den Künstler ein: „Schramm, Bildhauer
von Ravensburg, ist einer der vorzüglichsten
Künstler ans der zweiten Halste des 15.
Jahrhunderts, dessen Kunstrichtung auf die
Ulmer Schttle deutet. In den schwäbischen
Kirchen und Klöstern scheinen ehedem
mehrere Werke von ihm gewesen zu sein,
die in der Folge der Zeit größtentheils
verschwunden sein müssen. Professor von
Hirscher zu Freiburg i. B. besitzt ein in
Grüneisen und Manch angeführtes Ma-
donnenbild n. s. w. Der Künstler nannte
sich hier als der Verfertiger des Bildes
und somit können weitere Forschungen an-
geknüpst werden.

Weiter berichtet Nagler, der Bildhauer
Entres in München sah 1845 das Bild
des Herrn v. Hirscher und erkannte so-
gleich unter seinen alten Holzskulptnren
ein Werk dieses Meisters Schramm. Es
ist dieses ein Altar mit dem Opfer des
hl. Gregor in der mittleren Abtheilnng
und zu den Seiten der Täufer Johannes
und die hl. Katharina, ausgezeichnet schöne
Figuren im Runden gearbeitet, sowie über-
haupt der ganze Altar zu den schönsten
mittelalterlichen Skulpturen gehört. Die
Figuren sind ungefähr drei Fuß hoch, et-
was kleiner als die Hirscher'sche Madonna.

Auch dieses Werk stammt ans Ravens-
burg; in der Kirche zu Bodnegg ist eine
Statue des hl. Ulrich fast lebensgroß und
ein treffliches Werk des Meisters Schramm.

Sofort tauchten noch einige weitere
angebliche Werke dieses Künstlers ans und
zwar in der Dursch'schen Sammlung zu
Wurmlingen, jetzt in Rottweil. Dnrsch
selbst berichtet darüber in den Verhand-
lungen des Vereines für Kunst und Alter-
thum 6. Bericht 1849. „Es sind weib-
liche Gestalten, die sich noch vor einigen
Jahren ans dem Dachboden der Pfarrkirche
zu Eriskirch a.m Bodensee befanden lind
unter einem Kreuze gestanden zil sein schei-
nen. Die Zeichnung ist bei beiden Figuren
trefflich mib der'Ausdruck dem Charakter
und der Situation ganz entsprechend . . .
Der Sammler hält dieselben für Werke
des ausgezeichneten Bildhauers Friedrich
Schramm, der in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts in Ravensburg arbeitete."
Vgl. den Katalog der altdeutschen Schnitz-
werke und Malereien in der St. Lorenz-
kapelle zu Rottweil 1862 Nr. 140 und
146. Außerdem schreibt dieser Katalog
noch zwei andere, gleichfalls ans Eriskirch
stammende Figuren Nr. 6 und 8 dem „von
1450- 1500 blühenden Meister Friedrich
Schramm" zu. Es sind ebenfalls Fi-
gnren, die früher eine Krenzigungsgrnppe
bildeten. Was mm die andern von Nag-
ler angeführten und in den Besitz des
Bildhauers Entres in München gelangten
Skulpturen anbelangt, so erfahren wir
darüber näheres im II. Bande von Försters
Denkmalen deutscher Kunst, welcher die-
selben abbildet. Es sind drei unabhängige
Gruppen, in der Mitte der hl. Gregor mit
seinem Ministranten vor dem Altäre, dar-
über die Gestalt Christi; daneben ans der
einen Seite die hl. Katharina mit dem
Henker im Augenblicke der Enthauptung,
ans der andern der Wüstenheilige Ono-
phrins vor dem Felsenthore einer Höhle,
beide knieend dein Heilandsbilde zngewendet.
Die von Nagler und Förster ebenfalls an-
geführte Ulrichsstatue in der Pfarrkirche
zu Bodnegg existiert zur Zeit dort nicht
mehr und scheint überhaupt dort niemals
vorhanden gewesen zu sein.

Amtsrichter a. D. Beck in Ravensburg
hat das Verdienst, die Frage nach diesem
zweifelhaften Künstler wieder in Fluß ge-
 
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