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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 9
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Der Altarbau der Gegenwart, [3]
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Beck, Paul A.: Ueber schwäbische (Ulmer) Miniatur-, insbesondere Brief- und Kartenmaler, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0087

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fein und zn wenig substanzlos erscheinen;
ein zarteres und kunstsinnigeres Auge wird
das als Vorzug begrüßen und mit un-
serem Bestreben gern sich versöhnen, die
allmahlig in's Unsinnige und Rohe gestei-
gerten Hohen- und Breitenmaße unserer
Altarüberbanten vernünftig zil rednciren.
Zn seiner vollen Wirkung wird der Altar
allerdings erst kommen, wenn einmal seine
Rückwand mit dem richtigen Farbenton be-
dacht sein wird.

Der Entwurf wurde nach den Inten-
tionen des Ausschusses gefertigt von Ar-
chitekt Cades in Stuttgart; die Holztheile
wurden von Knnstschreiner Binnig in Oed-
heim , die Mctalltheile von Goldarbeiter
Ballmann in Stuttgart zur Zufriedenheit
ausgeführt. Eine schöne Leistung ist die
Madonnenstatne von Bildhauer Leins in
Horb; eine ihm zum Studium übergebene
Madonna des verstorbenen ?. Gabriel
Wüger ans der Benroner Kunstschule in-
spirirte den Künstler; von ihr stammt der
sinnige Gestus der auf das hl. Kind
weisenden rechten Hand der Gottesmutter,
von ihr die ernste und doch anmutige,
monumentale Haltung.

Die Wiedergabe des zweiten A l-
tars unserer Beilage ist leider nicht ebenso
gut ausgefallen, genügt aber immerhin,
um den Aufbau und die Anlage erkennen
zu lassen. Die Hauskapelle des bischöf-
lichen Palais in Rottenbnrg ist ein stil-
loser Saal. Für das Inventar und die
Fenster hatte Seine Bischöfliche Gnaden
den romanischen Stil vorgeschrieben. Das
Altarproblem war nicht gerade leicht zu
lösen. Beim Mangel aller Architektur
mußte nothwendig der Altar selbst, trotz
der durch den Raum gegebenen kleineren
Dimensionen, architektonische und monu-
mentale Art und Haltung annehmen; der
romanische Stil sollte rein und acht zur
Ausprägung kommen, nicht „neu- und
wildromanisch" verwässert werden; bei all
dem ziemt aber doch einem Hansaltar eine
gewisse schmucke Zierlichkeit und feine De-
tailbildungen. Daher zunächst ein kräf-
tiger Mittelbau, dessen unterer Theil,
durch vier Metallsäulchen belebt, den Ta-
bernakel bildet; die Thürchen derselben
sind mit vergoldetem Beschläg ganz über-
sponnen, die weißen Punkte ans der Bei-
lage sind die versilberten Nagelköpfe, die

ans dem Beschläg anfsitzen. Die Bild-
nische ist zur Verhütung zn großer Schwere
und Massigkeit seitlich ebenfalls offen;
den zwei schlanken Metallsänlen entsprechen
rückwärts zwei Pilaster, schwarz ebenirt
und mit goldenem Ornament gelichtet.
Der Baldachin mit seiner Kuppel ist
kräftig ansgebildet, wirkt dabei aber im
Schmuck seiner durchbrochenen Giebelkrv-
nnngen und der drei farbigen Glaskugeln
(die obere große grün, die beiden kleineren
rosa) doch frei ltnb leicht; dazu trägt na-
mentlich ihren Theil bci die Fassung des
Kuppeldachs; die Ziegel desselben erhielten
nämlich eine stahlblaue metallisch glänzende
Farbe, die außerordentlich gut zum Ganzen
stimmt. Die Seitentheile sind retabel-
förinig flach und nehmen zwei kleine Ge-
mälde ans, feine, von Historienmaler Karl
Baumeister in München gefertigt Kabinett-
stücke, Verkündigung und Geburt Christi
darstellend; die Tafeln sind so in die Um-
rahmung eingelassen, daß sie mit Leichtig-
keit allsgehoben und irach dem Lauf des
Kirchenjahrs mit andern vertauscht werden
können. Eine reiche, aber durchaus nicht
aufdringliche Vergoldung hebt im Bunde
mit den sechs kleinen und zwei großen
Metallsänleil bcu Eindruck des Ganzen
vortheilhaft. Die Statue ist in natura
etwas besser als in figura. Die Wappen-
schilde in der Krönung der Seitentheile wer-
den mit den Wappen des Papstes uild
des Bischofs besetzt iverden. Das Altar-
kreuz ist von Elfenbein, eine Schenkung
alls dem Nachlaß der hochseligen Königin
Olga an den verewigten Bischof Karl
Joseph; dasselbe wurde in einen Metall -
fnß eingelassen gleich dem Fuß der Leuchter.

Uober schwäbische (Himer) Miniatur-, ins-
besondere Brief- und Aartenmaler.

Von Amtsrichter a. B. B c cf.

(Schluß.)

Blatt 20 a. Randleiste.

Blatt 36 b. Randleiste. Gegenüber
Blatt 37 a. Der Evangelist Johannes, in einem
Waldgrnnde schreibend. Rechts oben im Himmel
in einer Glorie Maria mit dem Jesuskinde.
Weiterhin ein Prospekt ans ein liebliches Thal
mit Flnß und Stadt. Im Vordergründe aus
der linken Ecke sucht ein einhörniger Teufel, aus
dem Wasser hervorragend, das zn Jvhs. Füßen
stehende Tintenfaß (!) mit einer Stange nmzn-
stoßen.

Blatt 42 b. Maria im blauen Gewände ans
 
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