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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 9
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Beck, Paul A.: Ueber schwäbische (Ulmer) Miniatur-, insbesondere Brief- und Kartenmaler, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0088

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81

einem Throne mit golhischeiu Dache, mit der
Rechten das Christkind ans dem Schönste, in der
Linken ein Scepter haltend. Links knieend die
hl. Katharina in goldgesticktem Purpurgewande
mit Schleier.

Blatt 43 a. Randleiste.

Blatt 45 b. Tod der hl. Barbara, ivelche
knieend von einem, in Gold nnd Pnrpnr ge-
kleideten Henker bei den Haaren gefaßt, den
Todesstreich empfängt.

Blatt 46 a. Randleiste.

Blatt 48 b. Rechts der hl. Sebastian in
einer Nische, links ztvei Bogenschützen. Im
Hintergründe seine Richter, aus einem Fenster
znschanend.

Blatt 49 a. Randleiste.

Blatt 50 b. Skt. Philipp nnd Jakobns mit
ihren Marterwerkzeugen; hinter ihnen zwei Engel,
eine dnnkelblaue, mit Gold durchtvirkte Decke
haltend.

Blatt 52 b. Allegorisches Bild, wie der Engel,
den Gott jedem Menschen zinn Schntz gesetzt,
einer Almosen spendenden Frau eine Krone über
das Haupt hält, während ans der linken Ecke
des Bildes ein rother Teufel, mit der einen
Kralle das Getvand der Frau, mit der anderu
den Opferstock fassend, das gute Werk zu hindern
sucht. Gegenüber

Blatt 53 a. „Das Gebot von deinein Eygen-
engel". In der Randleiste unten ein Schwein
ihre Jungen in einem Karren schiebend!

Blatt 55 b. Wie die Kaiserin Helena das
hl. Kreuz findet, dessen Aechtheit nach der Le-
gende durch die Wiedereriveckung eines darauf
gelegten Todten erprobt tvird — sehr ausdrucks-
volle Darstellung.

Blatt 58 b. Die Messe des hl. Gregor; im
Hintergründe fünf Chorsänger, um einen grvsten
Singpnlt stehend; darüber die Orgel. Gegenüber

Blatt 59 a. „Ettliche gar schone gebett von
sant Gregory Erscheinung".

Blatt 65 b. Maria im blauen Getvande mit
dem Christnskinde ans dem Schooste unter einem
steinernen golhischen Balkon sitzend, auf ivclchem
vier Engel die Posaunen blasen, während unten
zivei Engel rechts nnd links knieend die Zither
und Harfe spielen. (Zwischen Blatt 85 und 86
ist leider ein Bild ausgeschnitten.)

Blatt 86 a. Schöne Randleiste (fehlt das
Bild?).

Blatt 92 a. Das Fegfener, aus dessen Flam-
men ein paar Engel die Begnadigten empvr-
ziehen.

Blatt 101b. Das Abendmahl.

Blatt 105b. Auferstehung Christi; Christus
auf dem Deckel des geöffneten Grabes sitzend;
zwei Engel nehmen das Leintuch von seinem
Schooste.

Blatt 123b. König David, mit abgelegter
Krone nnd Harfe ans einem Teppich in einem
von Mauern umschlossenen Garten knieend.
lieber ihm ein herabfliegender Engel, ein rvthes
Schwert in beiden Händen tragend; im Hinter-
grund im geöffneten Hinnnel Gott der Vater
aus den Wolken schauend. (Brustbild).

Blatt 148 b. Gott Vater, Sohn und hl.
Geist unter einem karmvisinrothen, grün nnd

blau ansgeschlagenen runden Zelte, an dessen
Gesims die Inschrift:

BENEDICTA . SIT . SANCTA .

TRINITAS.

Blatt 158 a. Randleiste (hier scheint aber-
mals ein Bild zu fehlen).

Blatt 165 b. Randleiste; unten ein sitzen-
der Bär, die Guitarre nach Noten spielend (viel-
leicht fehlt das Bild).

Blatt 173b. Maria knieend zwischen Gott
Vater nnd dem Sohn, von denen sie die himm-
lische Krone empfängt. Darüber der hl. Geist
in einer Glorie, welche den ganzen Hintergrund
eines schönen, ans drei Bogen bestehenden gothi-
schen Gitterwerks erfüllt.

Nach den ganz leeren Blättern 189 bis 198
macht

Blatt 200 — ein ergreifendes Bild — der
Tod ans einem Kirchhofe, die Hände faltend,
den ernsten Beschlnst.

Dieses prachtvolle alte Miniatnrentverk, wel-
ches zu dem Schönsten gehört, tvas überhaupt
auf diesem Gebiet gesehen tvcrden kann, wäre
einer Reproduktion, und wenn auch tvenigstens
nur einer theilweisen, sehr würdig.

In den oberschwäbischeu Reichsstädten tvar
die Briefmalerei ebenfalls keine unbekannte Kunst.
Namentlich scheint in Ravensburg das heute
noch nicht ganz erloschene Kartenmachen alten
Ursprunges und mit der zu Beginn des 15.
Jahrhunderts, wenn nicht gar schon um das
Jahr 1324 daselbst betriebenen Papierfabrikation
in Zusammenhang gestanden zu sein; und haben
vermnthlich Spielkarten seinerzeit auch einen Aus-
fuhrartikel der Ravensburger Kaufleute imMittel-
alter gebildet, tvenn auch nach Heyds Studie
über die „kommerziellen Verbindungen der ober-
schwäbischen Städte mit Italien nnd Spanien
während des Mittelalters" als solcher bloß
linnene Tücher, das Erzeugnis der vberschwäbi-
schen Weberbevölkernng nachgewiesen sind. In
der dortigen Bürgerliste von I486—1549 findet
man ii. A. uni das Jahr 1467 einen Karten-
macher Melchior Wernher; um das Jahr i486
eine Kartenmacherio Barbara Vvchenflädin; um
das Jahr 1495 einen Karlenmacher Jak. Schraitz
ans Ulm(!); um das Jahr 1526 einen Brief-
maler Hans Geiger, welchem das Bürgerrecht
geschenkt tvnrde und ivelcher demnach von aus-
wärts (vielleicht gleichfalls aus Ulm?) nach
Rqvcnsbnrg kam; um das Jahr 1533 einen
Kartenmacher Hans (Resch?). Aus Biber ach
tvird ein Künstler Jörg Haspel aus dem 15.
Jahrhundert genannt. Allem nach war auch
dieser Knnstzweig in Ulm und Schwaben be-
deutend, und giebt vielleicht diese Studie An-
regung zu weiteren Nachforschungen über die
schwäbischen und Ulmer Miniaturisten, Brief-
nnd Kartenmaler, namentlich über die ausivärts
thätigen.

Noch mehr als selbst in Ulm blühte diese
Kunst zu Augsburg, der Krone der schwäbi-
schen Reichsstädte; nnd tvie sie hier eine der
frühesten Heimstätten, zunächst tvie anderwärts
in den Klöstern, namentlich in Set. Ulrich hatte,
so hielt sie auch hier am lättgsten aus. Das
allerälteste Schrift- und Maldenkmal Schwabens
 
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