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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 10
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Die Gemäldesammlung des bischöflichen Diözesan-Museums im Rottenburg a. N.
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0095

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großem Schreck und erfährt von Hirten,
wohin die Flüchtige sich gewendet. Hinter-
grnnd zwei Thürme, ein runder und ein
viereckiger, und Bevglandschcift. Nr. 4:
St. Barbara wird an eine Säule ge-
bunden und gemartert; im Vordergrund
enthauptet sie ihr eigener Vater. Nr 5:
St. Margaretha, die Scbase hütend, be-
gegnet in einem Hohlweg bem von seinem
Bergschloß herabreitenden Präfekt Oli-
brius, der in unreiner Liebe zu ihr ent-
brennt. Im Vordergrund erscheint sie
gefesselt und von zwei Landsknechten ge-
halten vor dem ans reich ansgestatletem
Thron sitzenden Präfekten. An der Stufe
des Thrones zwei Aefflein. Nr. 6 ; St.
Margaretha hängt an einem Schrägen
und wird von zwei Schergen mit bren-
nenden Fackeln itnb eisernen Hacken ge-
quält; ein Ritter zerrt sie am Haar.
Hintergrund: zwei durch eine Bogenbrücke
verbtlndene Häuser; das eilte der Kerker,
durch dessen Eisengitter man die Heilige
im Gefängniß sieht. Im Vordergrund
kniet die Heilige am Boden und der Henker
schickt sich an, sie zu enthaupten in An-
wesenheit des Präsekten und seiites Ge-
folges. Vier Gemälde von Berithard
Strigel. Die legendarischen Schilde-
rungen nach der Legenda aurea des
Jak ob ns ei Voragine.

Bernhard Strigel, geb. 1460/61 zu Mem-
mingen, hauptsächlich dort, dann auch in Wien
thätig, gest. 1518. Er kam ca. 1480 nach Ulm
und wurde von Zeitblom beeinflußt, geht aber,
besonders in seinen Bildnissen, zum freien Stil
des 16. Jahrhunderts über. Seine langen Ge-
stalten mit großer Nase, oft geradezu häßlich,
verrathen Maiigel an Schönheitssinn, haben aber
lebendigen, sprechenden Ausdruck. Sein Cvlvrit
ist kräftig, >varm und dunkel. Altarwerke in der
Pinakothek in München, in der Gallerie zu Ber-
lin und in: Germanischen Museum in Nürnberg.
Janitschek 1. c. S. 438—442. S. Nr. 45.

Nr. 7, 8. St. Johann Baptist und
St. Margaretha, Brustbilder, auf
Holz gemalt, 44 : 29 cm. Voll S eb a-
st i a tl D e i g.

S e b a st i a n D e i g, bis gegen 1575 in Nörd-
lingen thätig, schloß sich an Schüufelein an,
konnnt ihm auch in seinen besten Arbeiter:, z. B.
in den beiden Bildern ans der Legende des
hl. Ulrich von Augsburg (Schleißheimer Gallerie
Nr. 160—161), sehr nahe, verfällt dann aber
in seiner Spälzeit in unglaubliche Rohheit, wie
zahlreiche Arbeiten in der Rathhaussammlung
in Nördlingen und auch diese Bilder beweisen.
Janitschek l. c. S. 374.

9er. 9, 10. St. Barbara nnb Mar-
garetha, St. Agatha unb Mag-
dalelia, auf Holz, 52:37 cm. Von
einem Nördlinger Meister nach Art des
Sebastian Deig.

Nr. 11. Flügelaltar mit 8 ca. 110 cm
hohen H o l z f i g u r e n (Maria und Jo-
hannes, Petrus unb Paulus, Martinns,
Konrad, Theodor mit Glocke unb Teufel).
Gemalte Predella: Christus unb
die 12 Apostel, auf Holz 135 cm lang,
24 hoch (nicht von Holbein, sondern)
eine frühe Arbeit von Zeitblo m. Die
Flügel außen und innen bemalt; außen:
Verkündigung und Mariä Himmelfahrt,
innen: Gebllrt Christi und Anbetung der
Könige; gut erhaltene alte Copien nach
D ü r e r s ch e n H o l z s ch n i t t e n. lieber
dem Miltelkasten noch eine Predella mit
Flachreliefs der 12 Apostel mit Christus;
gute Skulptur der Renaissancezeit.

Nr. 14. St. Martinns theilt mit dem
Schwert seinen Mantel; am Boden ein
krüppelhafter Bettler. In stilisirten Wol-
ken erscheint das Brustbild des Heilands,
welcher das Ende vom Mantel Martins
und ein Spruchband hält mit den Wor-
ten : martinns adhuc cathecominus
hac me veste contexit. Frühes schwä-
bisches Bild, vom Ende des 14. oder
Anfang des 15. Jahrhunderts.

dir. 15 u. 16. St. Nikolaus und St.
Gregori ns, St. Barbara und
Katharina, Bilder auf Holz 130 : 57,
gut erhalten, nur die Goldhinterwände
erneuert, hervorragende Werke vonH ans
B n r g k m a i r.

Haus Burgkmai r von Augsburg, geb. 1473,
gest. 1531, Haupivertreter der Augsburger Maler-
schule. Er gehört von Anfang an dem freien
Stil des 16. Jahrhunderts an; irr seiner reifen
Zeit vom Geist der italienischen Renaissance
durchdrungen, entwickelt er einen Jdealrealismus,
der weniger nach energischer Charakteristik als nach
dem Schöner:, Würdevollen, Anmutigen, Edlen
strebt. Ein vorrrehmer, feinfühliger, oft poetischer
Künstler, weltlich in religiösen Stoffen, reich an
Gestaltungskraft; weich, tief rrnd harmonisch im
Colorit, mit fein beobachteter Luftperspektive;
hervorragerrd irr der Landschaft; Architektur
und Ornamentik entlehnt er der vberitalienischen
Frührenaissance. Wandgemälde von ihm im
Damenhof des Fuggerhauses in Augsburg; Tafel-
bilder irr der Gallerie in Augsburg, Pinakothek
irr Mürrchen, im Germanischen Museum irr
Nürnberg. Janitschek 1. c. S. 430. S. Nr.
51, 52.
 
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