Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

DOI Heft:
Nr. 11
DOI Artikel:
Nachrichten über in Württemberg gefundene alte Wandmalereien, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0106

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Archiv für christliche Kunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kunst.

perausgegeben und redigirt von Professor Dr. Aeppler.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Kunstvereiiis, für denselben: der Vorstand Professor vr- Uepplcr.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich fiir Jt, 2.05 durch die württembergischen (J6 l.fO
im Stuttgarter Bestellbezirk), Ji 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden a

. auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt L( )y/
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Nrbansstratze 84, zuni
Preise von Jt 2.05 halbjährlich.

Nachrichten über in Württemberg
gefllndeue alte Wandmalereien.

Wir gedenken iin Folgenden die Leser
kurz bekannt zn machen mit einigen nicht
unwichtigen, in der letzten Zeit anfgedeck-
ten Resten monumentaler kirchlicher Ma-
lerei und sodann die Wandgemälde der
Frauenkirche in Reutlingen einer eingehen-
den Besprechung zn unterziehen.

1. In Unterjesingen, OA. Herren-
berg, wurden in der 1476—84 ge-
bauten Kirche mit hübschem gewölbtem,
gothischem Chor im Sommer 1894 ans
Anlaß einer durchgreifenden Restauration
zahlreiche Reste alter Fresken vorgesnnden.
Noch aus gothischer Zeit im Chor einige
Figuren aus der Darstellung des bethle-
hemitischen Kindermords; an der Nordwand
des Schisses eine etwa 4 m hohe Ge-
stalt des hl. Christophorns (das Kindchen
ziemlich groß; im Wasser eine Ente); aus
der Südwand Reste eines Gerichtsbildes
von mäßigen Dimensionen (schwarze, ge-
schwänzte Teitsel ziehen eine Gruppe nackter
Menschen zur Hölle); i» Chor und Schiff
noch die Consekrationskrenze mit Dreiblatt-
enden , je mit einer Hand innerhalb des
umschließenden Kreises, welche die Kreuze
zu halten scheint. Späteren Ursprungs,
vielleicht von 1568, welche Jahrzahl am
Chorbogen zu lesen war, ist eine auf der
dem Chor zugewandten Chorbogenwand
angemalte Darstellung der 'Hochzeit von
Kana, sorgfältig ausgeführt. Die Reste
wäre« so dürftig, daß au eine Restaura-
tion nicht gedacht werden konnte.

2. In Endingen bei Balingen zeigte
sich der ganze Chor mit einem großen, in
parallelen Streifen über einander ange-
ordneten Bildercyklns bemalt. Die Los-
lösnng der Bilder aus der Tünche ist noch
nicht ganz gelungen. Was zn Tag kam,
will sich mit bekannteren Darstellungen

nicht decken; wohl sieht ein Bild einer
Abendmahlscene ähnlich, aber die Einfüg-
ung einer Frauengestalt in dasselbe ver-
bietet doch diese Deutung. Höchst wahr-
scheinlich haben wir hier eine ziemlich ein-
gehende Erzählung der Legende des hl.
Blasius, welcher der Patron der Kirche ist.
Die bis jetzt erkennbaren Bilder würden
dann die folgenden, in der bei Jakobus
a Voragine erzählten Legende vorkommen-
den Scenen darstellen, wie der Heilige in
einer Höhle ansgefunden wird, wie er einen
Knaben vom Erstickungstod in Folge einer
verschluckten Fischgräte errettet, wie er von
der Gabe einer Frau ein Mahl veran-
staltet , wie Frauen ihre Tücher in sein
Blut tauchen und dafür mit dem Tod be-
straft werden. Die in ziemlich kleinem
Maßstab gehaltenen Bilder find gut com-
ponirt und gezeichnet, frisch und lebendig
aufgefaßt. An der Chorschlußwand ist
noch zu sehen eine große Figur des hl.
Christophorus. Auch diese Malereien ge-
hören der spätgothischen Periode an.

3. Die Kirche in Engstlatt bei Ba-
lingen hat einen Polygon geschlossenen, ge-
wölbten golhischen Chor; an einem Nippen-
ende des Gewölbes ist ein Schild ange-
bracht mit der Jahrzahl 1471. Auf der
Nordwand des Chores wurde vou Pfarrer
Gmelin ein großes, figurenreiches Ge-
mälde entdeckt, ein Krvuzignngsbild
vom Ende des 15. Jahrhunderts. Den
Hintergrund bildet eine abwechslungsreiche
Landschaft mit einer thurm- und mauerbe-
wehrten Stadt, welche wohl Jerusalem
darstelleu soll, mehreren einzelnen Thürmen
und Häusern und einem schloßbesetzten
rundlichen Hügel, der an den nahen Zollern
erinnert. Das Kreuz ist sehr hoch, der
Körper des Gekreuzigten mager, ziemlich
stark ausgebogen; darüberSonne und Mond
mit Gesichtern; in den Lüften schweben
Engel, welche auf Hände, Füße und Seite
 
Annotationen