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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 1
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Schöninger, Artur: Der Todten Ruhestatt, [1]
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Frühgothischer Tabernakelaltar
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0007

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Nähe der Grotte befindliche und zu der-
selben malerisch rninenhaft stimmende Kirch-
hofmauer Herrichten, erhöhen und wenigstens
eine Seite des Gottesackers mit einem ge-
schützten Gang versehen können, unter
dessen Schutze und etwa in dessen Mitte
leicht eine Nische im Mauerwerk sich hätte
ansbnchten lassen zur Aufnahme der Lour-
desstatne, dessen Wände gerne einem Kreuz-
wege gedient hätten und der zudem praktischer
und natürlicher^ gewesen wäre, jals der
künstlich aufgeworfene Hügel, aus dessen
Innern man im Winter die Statue ent-
serneu, oder dessen Grottenlöcher man znm
Schutze mit Fenstern verschließen muß.
Es wäre das vielleicht auch eine praktische
Lösung der Frage nach einer künstlerisch
befriedigenden Gestaltung und Ausführung
dieser meistens unschön angebrachten itnb
geschmackwidrig ausgeführten Lonrdeödenk-
mäler: die schmälere Seite der Gottes-
ackermaner zu einem Wandelgang benützt
mit einer in der Mitte angebrachten, wenig
ans der Manerflncht anstretenden Nische
zur Ausnahme der Statue unserer lie-
ben Frau von Lonrdes, oder einer besser
znm Ort stimmenden Pieta.

Wenn nun auch bei uns meistentheils
von einer Arkadeneinfassnng des Gottes-
ackers abgesehen werden muß, so darf doch
die Umfassung nicht gänzlich vernachlässigt
werden. Eine Mauer wird meistens ans-
geführt. Auch diese könnte gegliedert wer-
den durch stärkere, außen und innen vor-
tretende Pfeiler, durch nischenartige Wöl-
bungen zwischen den Pilastern, die ganz
geeignet wären zur Aufnahme vou Epi-
taphien oder frommen Gemälden, Inschriften
und Sinnsprüchen. (Schluß folgt.)

^rübgoilstscher Tabernakelaltar.

Der Hochaltarentwurf unserer Beilage
wurde von Herrn Architekt Cades in
Stuttgart für die von ihm erbaute neue
dreischiffige Kirche in Salzstetten bei
Horb gefertigt und von Bildhauer Georg
Beerhalter in Gmünd zur vollen Zu-
friedenheit ausgesührt.

Seine klare Anlage, die Stilreinheit
und das sorgfältig abgewogene Gleichge-
wicht zwischen Architektur und Ornamentik
lassen ihn als tüchtige Leistung und em-
pfehlenswerthes Muster erscheinen. Er

strebt den größeren Dimensionen eines
eigentlichen Hochbaues zu, vermeidet aber
doch unschöne Häufung der Glieder und
Elemente und grobe und plumpe Steigerung
der Verhältnisse, sowohl der Konstruktion
als der figuralen Theile.

Die Altarplatte ruht hohl ans vier frei-
stehenden steinernen Sänlchen. Die drei
Felder der Rückwand zieren schlicht und
wirksam drei Medaillons, welche mit sym-
bolischen Malereien ausgefüllt werden kön-
nen. Das Centrum des Aufbaues bildet
ein Tabernakelthurm, im unteren Stock-
werk geschlossen für die Bergung des heilig-
sten Sakramentes und mit Thürchen ver-
sehen, welche den Eindruck einer architek-
tonischen Schanseite Hervorrufen, im mitt-
leren Theile als offene Expositionsnische
ansgebildet, in welcher für gewöhnlich ein
stattliches Altarkreuz thront; für die Ex-
positionen wäre die Anbringung von weißen
seidenen Vorhängen zu fordern, welche die
Rückwand verkleiden und die beiden Seiten-
ösfnnngen schließen. Nach oben wächst
der Thurm ans in eine in guten Ueber-
gängen sich verjüngende und oben sich zur
Bildnische öffnende Pyramide. Die seitlich
an diesen Thurm sich anschließenden Theile
sind flache Tafeln, unten als Rückwände
der Lenchterbank einfach mit Maaßwerk
belebt, dann zu Bilderrahmen ausgebildet,
welche Flachreliefs oder Gemälde anfnehmen
können, oben bekrönt mit hohem Fenster-
motiv, welches aber ganz durchbrochen ist
ttiit> so die Höhenmaaße steigert, ohne doch
irgendwie beschwerend zu wirken. Seillich
sind diese Flachtafeln gefaßt von je einem
Flankenthnrm, welcher ans die Hälfte der
Tiefe des Mittelthnrmes vorspringt und
sowohl in seinen Hanptkörper als in seinen
oberen Abschluß je eine Nische bildet für
Aufnahme einer Statue.

Die Maaße sind in allweg derart ge-
wählt, daß Kraft und Zierlichkeit sich die
Hand reichen und daß alles Bildwerk rich-
tige Verhältnisse erhält. Da der ans-
führende Meister nicht nur den Bau vor-
trefflich in Eichenholz ansgeführt, sondern
auch die figürlichen Theile — die Reliefs
der Verkündigung und Geburt und die Voll-
statuen der vier abendländischen Kirchen-
väter und des hl. Thomas von Aquiu —
sehr tüchtig ausgeführt hat, so ist der Ge-
sammteindruck des Kunstwerkes an Ort und
 
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