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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 1
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Probst, Josef: Ueber Skulpturen in der Sammlung des Kirchenrats Dursch, [1]: (Lorenzkapelle in Rottweil)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0009

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gen eigenthümlichen Skulpturen anch in
der S a m in lnng D n r s ch konstatiren
und damit vielleicht einen Beitrag zur
Aufhellung des Dunkels liefern zu können,
das über die wirkliche Heimathgegend der-
selben noch schwebt.

Zit diesem Zwecke ließen wir eine An-
zahl Photographien (bei Hebsacker in Rott-
weil) fertigen, deren wichtigste hier im
Lichtdruck mitgetheilt wird.

Am nächsten stehen den von Bode und
Münzeuberger veröffentlichten Skulpturen
offenbar die dir.

60 und 72
des Katalogs
der Sammlung
Dnrsch. Diesel-
ben sind mäßig
erhabene Relief-
gestalten von vier
Fuß Höhe und
zwei Fuß Breite
und stammen ans
Wa n g en am
Untersee (unter-
halb Konstanz).

Wenn man
nun die Licht-
drucke dieser bei-
den Nummern
mit dem Holz-
schnitt bei Bode
und mit den von
Münzenberger
veröffentlichten
Lichtdrucken ans
Nürnberg zn-
sammenhält und
vergleicht, so er-
gibt sich eine aus-
fällige Ueberein-
stimmnng zu-
nächstschon in der Gruppirung der dar-
gestellten Figuren. Bei beiden findet sich
je eine stehende männliche und je eine
knieende weibliche Figur. Diese Anord-
nung hat keine innerliche Begründung in
den dargestellten Figuren selbst; ans einer
der Skulpturen des Germanischen Mu-
seums sind z. B. der hl. Martinns (kennt-
lich an dem Embleme des Bettlers) und
die hl. Barbara (kenntlich an dem Kelch)
zusammengestellt, die offenbar in gar keiner
näheren Beziehung unter einander stehen.

Wenn Dnrsch in dem Katalog der Rott-
weiler Sammlung Nr. 60 und 72 die
Vermnthnng ansspricht, daß hierein Jüng-
ling einer Heiligen, vielleicht der hl. Bar-
bara, eine Siegespalme reicht (Nr. 60),
oder daß (Nr. 72) dieselbe enthauptet
werde, so ist das wohl nicht begründet.
Bei letzterer Auffassung der Darstellung
hätte der Scharfrichter zugleich ein Buch
in der anderen Hand gehalten, was kaum
denkbar ist. Wahrscheinlich ist aber anch
das seltsam geformte Instrument in der
Hand des Jüng-
lings gar nicht
ursprünglich,
sondern nur eine
spätere mißver-
standene Ergän-
zung. Bei diesen
beiden Jüng-
lingen wird man
wohl an jngend-
licheHeilige,etwa
an den hl. Vi-
tus und Seba-
stian zu denken
haben, die hier-
mit einerheiligen
Jungfrau ganz
äußerlich zn-
sammengrnppirt
sind, wie im
Germanischen
Museum der hl.
Martin und die
hl. Barbara.So-
dann ist sehr
augenfällig die
Uebe reinstim-
m u n g in der
Behandlung
des GefältS.
Bei den knieenden weiblichen Figuren so-
wohl des Germanischen Mtlsenmö als der
Rottweiler Sammlung sind gleichmäßige,
langgezogene, röhrige Falten sowohl an
der hintern als an der vordern Seite der
Figur angebracht und anch die Falten des
herabwallenden, nur lose aitsgenommenen
Mantels verlausen in wesentlich gleicher,
fast reisartiger Form mit nur wenigen und
wenig kräftigen Einknicknngen.

Die zwei männlichen Figuren der Rott-
weiler Sammlung sind mit einem um den
 
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