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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 1
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Probst, Josef: Ueber Skulpturen in der Sammlung des Kirchenrats Dursch, [1]: (Lorenzkapelle in Rottweil)
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Busl, Karl Anton: Defensives zur Bildhauer Schrammfrage, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0010

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Leib gezogenen Mantel bekleidet, aber anch
hier ist die reifartige Behandlung der
Falten vorherrschend. Selbst an den Aer-
ineln der weiblichen Figuren tritt die Fal-
tung in fast ringförmiger Gestalt hervor.
Diese Behandlung, die keineswegs als
nachahinenswnrdig bezeichnet werden will,
ist offenbar eine Manier des Künstlers,
die aber ganz geeignet ist, die Hand des-
selben oder wenigstens seine Werkstätte
deutlich erkennen zu lassen.

(Schluß folgt.)

Defensives zur Bildhauer öchraimn-
Frage.

Vvu Pfarrer K. A. Busl in Hochberg.

^Fortsetzung.)

II.

Es ist nothweudig, Stellung zu iveiteren ein-
schlägigen , mehr oder tveniger »»haltbaren Be-
hauptungen zu nehmen, damit solche nicht, weil
unwidersprochen, als vermeintlich gesicherte For-
schungsergebnisse fortiiberliefert werden.

1) Neben Friedrich Schramm erscheint, >vie »vir
gesehen, auf der von I)r. Dnrsch erhaltenen Altar-
inschrift, sowie in der Steuerliste von 1505/G
und im Ravensbnrger Bürgeraufnahmebuch im
Jahre 1509, dort: „Christofs Keltenhofer, maler",
hier kristoffel keltenofen, der maler von augs-
pnrg".

Eine iveitere Notiz bei Hafner, Geschichte von
Ravensburg S. 327 („1137 wird als geschickter
Bildhauer ein Keltenosen erwähnt") erklärt Herr
Pfarrer Dr Prob st in seinem Artikel „lieber
mittelalterliche Hvlzsknlpturen ans Oberschivaben"
(s. diese Zeitschrift 1889, Nr. 4, S. 42) für recht
ivichtig, er reproduziit die dkoliz ein Jahr-
später ebendaselbst 1890, Nr. ln, S. 92 und
meint, das; die vier ans Eriskirch stammenden,
in der Folge in die Sammlung Dursch's ge-
kommenen weiblicheir Statuen, die er in den An-
fang des 15. Jahrhunderts setzt, tv ahrs cheiti-
li ch von diesen! „geschickten Bildhauer" voin
Jahre 1437 gefertigt sein tverden und noch im
Jahre 1891 (in seinem Artikel „lieber die Boden-
seeschnle", „Schriften des Vereines für Geschichte
des Bodensees", 20. Heft, S. 115) kehrt diese
Notiz unter Berufung auf die Artikel im „Archiv"
wieder, wie denn auch (a. a. O. S. 117) §ur Unter-
stützung des versuchten Nachweises, das; Ravens-
burg die „führende Rolle" in der „Bodensee-
schnle" gehabt, „die Werkstätte des Keltenvfer"
itn Jahre 1437 angeführt tvird. Ich habe nun
nicht verfehlt, schon vor Jahr und Tag Herrn
Lehrer Hafner um ben Beleg für seine inter-
essante Nachricht aus dem Jahre 1437 zu er-
suchen. Er schrieb zurück: „Der von mir er-
tvähnte Keltenofen ivird vorerst bei Seite
gelassen werden müssen. In nieinen Auf-
zeichnungen aus früheren Jahren findet sich dieser
Name, aber leider ohne Quellenangabe. Trotz
allen Snchens — auch Herr Pfarrer Or. Probst
hat sich schon nach ihm erkundigt — kann ich

keine Quelle finden." Herr Hafner hat dann
auch in der That in seinem Verzeichnis; voll
„Gelehrten, Künstlern u. s. >v. der Stadt Ravens-
burg" (Württembergische Vierteljahrshefte für
Landesgeschichte 1889, S. 121 ff.) diesen ver-
meintlichelr Bildhauer Keltenofen vom Jahre
1437 einfach ansgelassen. Herr Pfarrer vr. Probst
dagegen hat, obgleich er die Notiz Hafner's für
„recht ivichtig" erklärt und schon vor mir von
Herrn Hafner ohne Ziveifel in ähnlichein Sinne,
lvie ich, von der Sachlage unterrichtet ivnrde,
hievon weder in seinen drei Artikeln, noch sonst
bis jetzt irgendwo eine Erivähnnng gelhan, in
seinem zweiten vom Jahr 1890 spricht er sogar von
„Ravensbnrger Akten", die des Keltenofen 1437
gedenken, und im dritten (1891), wo er das
Hafner'sche Verzeichnis; in den „Vierteljahrs-
heften" ausgiebig benützt, aber den dort bei
Seite gelassenen Keltenofen vom Jahre 1437
nicht findet, schlveigt er sich über die Sachlage
wieder ans und greift einfach auf die Notiz in
Hafner's Geschichte ohne alle Bemerkung zurück.
Nenestens, tlachdem ich der Frage wiederum
näher getreten, glaube ich, „die Quelle" Hafner's
entdeckt zu haben. Als er Aufzeichnungen zu
machen begann, stieß er in Eben's „Versuch
einer Geschichte der Stadt Ravensburg", wo
S. 521 — 528 Auszüge aus dem „Bürgerauf-
nahmebnch von 1437 — 1549" ohne Vornamen
der Bürger sich finden, S. 524, auf eine zum
Namen Keltenofen gehörende Anmerkung Eben's:
Keltenofen, ein geschickter Bildhauer.

Also hier genau, lvie bei dem ihm folgen-
den Hafner, kein Vorname und die Bezeichnung:
„ein geschickter Bildhauer". Und die Jahrzahl
1437? Statt zu schreiben: genannt im Bürger-
aufnahmebuch von 1437—1549, was jede Irrung
abgeschnitten hätte, setzte Hafner in der Eile bloß
den terminus a quo; 1437. Dieser Keltenofen
ist aber offensichtlich und nachweisbar Christop h
Keltenofen, der Maler von Augsburg 1509,
den Eben irrig und irreführend in seiner er-
läuternden Anmerkung als Bildhauer bezeichnet.
Herr Hafner hat die Richtigkeit meiner Lösung
der Frage mit dem Beifügen bestätigt, daß er
seiner Zeit 1437 gesetzt habe, tveil Eben, gleich-
falls irrig, das ztveile Bürgeraufnahmebuch mit
1437 statt 1486 beginne ; als er später selbst au die
Auszüge daraus sich machte, hat er richtig (S. 319 ff.
seiner Geschichte) mit dem Jahre 1436 begonnen,
Keltenofen S. 322 mit Vornamen, Stand und
Heimath genannt, aber dabei ans seine früher
flüchtig aus Eben gemachte Notiz vergessen und
sie nicht berichtigt. Mit dem Bildhauer Kelten-
vfen 1437 ist es also nichts; der Name ist künftig-
hin bei Seite zu lassen, lvie schon Hafner nach-
träglich gelhan, und nicht mit Bildwerken jener
Zeit in Beziehung zu setzen. — Es legte sich
aber nahe, nach dem urkundlich sicher gestellten
Christoph Keltenofen, Maler von Augsburg, dort
Nachforschungen anzustellen. Bor mir liegen alle,
die verzweigte Familie Keltenofen, worunter auch
Maler, betreffenden Nachrichten ans den Augs-
burger Steuerbüchern, Bantneisters-Nechnungen,
Rathsdekreten, Malerbüchern, welche ich der Güte
der hochverdienten Augsburger Forscher Or. Ro-
bert H offmann und k. Gallerie-Kvnservator
Huber verdanke und im Lause des Jahres
 
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