Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Die Restauration der romanischen Kirche in Hohenberg bei Ellwangen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0022

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Archiv für christliche Ärmst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Runst.

Eercuisgegeben und redigirt von Stadtpfarrer Keppler in Freudenstadt.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Detzel in St. Lhristiiia-Ravensbnrg.

Or.

Erschein! monatlich einmal. Halbjährlich für J& 2.05 durch die wnrttembergischen (Ml 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), JL 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
O fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
>» auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von M 2.05 halbjährlich.

189

Die Restauration der romanischen
Rirche in Hohenberg beiLllwaugeu.

Eines der bedentendsten und interessan-
testen Restanrationswerke, welche iin Land
Württemberg in ben letzten Jahren unter-
nommen wurden, ist die Erneuerung der
romanischen St. Jakobskirebe in Hohen-
berg, OA. Ellwangen, im Sommer 1894
in Angriff genommen und bis ans einige
Reparaturen an der Chorseite, die Wieder-
herstellung der nördlichen Seitenabside und
den Ausbau des Thurms glücklich und mit
Meisterschaft durchgeführt.

Die Kirche steht auf sehr exponirtem
Posten. Auf einer iiicht gerade hoch auf-
steigenden, aber die ganze Gegend beherr-
schenden Bergkuppe thronend ist sie weit-
hin sichtbar und grüßt sie herüber zürn
Schönenberg und seiner imposanten zwei-
thürmigen Wallfahrtskirche ans der Barock-
zeit. An sich vermochte sie freilich in
ihrem herabgekommenen baulichen Zustand
das Auge nicht mehr zu fesseln. Nur die
Chorseite mit ihrer Abside und den zwei
weit ausgreifenden Flügeln des Querschiffs
erzählte »och vorr vergangener Schönheit und
trug noch den Stempel eines großen, ehr-
würdigen Stiles. Das klebrige wirkte,
vollends da ein Thurm fehlte, nur durch
seine plumpe Masse und namentlich durch
ein ungeheures Dach, das so über das
Langhalls gestülpt war, daß es förmlich
unter ihm verschwand. Dazu war sie,
eben wegen des defekten baulichen Zustands,
allmählich eine große Sorge für Pfarrer
und Gemeinde geworden und ein Kreuz
für die mit der Aufsicht über die alten kirch-
iichen Baudenkmale und über die im Ge-
brauch befindlichen Pfarrkirchen betraute
Behörde.

Der Gedanke, die Kirche zu restanriren,
entsprang nicht etwa dem ästhetischen Be-

dürfniß oder dem Streben des Freundes
alter Kunst, an einem ihrer Denkmäler
schwere Unbilden späterer Zeiten zu sühnen
und es in der ursprünglichen Gestalt wie-
der herznstellen. Es war durch die bittere
Nothwendigkeit gebieterisch aufgedrängt. Die
Hauptmauern nämlich, besonders die des
Querschiffes, waren bedenklich aus dem
Senkel gewichen, namentlich in Folge da-
von , daß die Glocken im Dachstuhl des
nördlichen Querschifsslügels aufgehängt wor-
den waren. Das Gewicht der Glocken
und die Erschütterung beim Läuten der-
selben hatten den nur zu kräftig kon-
struirten, aber doch solchen Zumutungen
nicht gewachsenen Dachstnhl ans den Fugen
gebracht, so daß schon von außen bedeu-
tende Senkungen des Dachgrates anffielen.
Der aus Rand und Band gekommene Dach-
stuhl setzte natürlich, vollends wenn er durch
das Läuten in Bewegung gerielh, dem Ge-
mäuer hart zu, und klaffende Risse wie
seitliche Ausweichungen gaben Kunde, in
welchem Maaß dasselbe in Mitleidenschaft
gezogen worden.

Abhilfe war dringend geboten. Die
Glocken mußten von diesem unnatürlichen
Ruhelager heiabgenommen werden und für
ihre Unterbringung schien die Anfügung eines
Thnrmes an der Kirche unumgänglich.
Man dachte zunächst nicht an die Wieder-
herstellung der basilikalen Anlage, welche
nach allgemeiner Annahme die ursprüng-
liche und erst später in Ein Schiff zu-
sammengezogen worden war. Man hielt
es vielmehr für möglich, die Einschisfigkeit
beizubehalten. Aber bei näherer Erwägung
erhoben sich doch hiegegen schwere Be-
denken. Es schien nicht geraten, das
12,60 m breite Langhaus mit Einem
Dachstuhl zu überdecken; Querhaus- und
Langhausmauern weigerten sich, die bis-
herige Last weiter zu tragen; bem Dach-
 
Annotationen