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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 3
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0026

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großes Werk veranlaßt werden. Damit
einverstanden, gieng der Meister sogleich
an's Werk und machte solche Studien an
verschiedenen Orten Norddeutschlands; er
brachte auch, namentlich für den zu be-
malenden großen Holzplafond, herrliche
Motive herbei, besonders von Hildesheim,
Halberstadt, Gernrode und Quedlinburg.
Nachdem dann die genauen Maaße und
photographische Aufnahmen von allen Haupt-
theilen des Innern der Kirche ausgenommen
waren, wurden die hauptsächlichsten Motive
in München znsammengestellt und darnach
die Pläne in's Detail ansgearbeitet. Die
gefertigten Farbenskizzen waren ein Meister-
werk für sich und wurden auch von aus-
übenden Künstlern in München als solches
anerkannt; die projektirte Ornamentik so-
wohl als die ausgezeichnete Farbenhar-
monie, welche sich durch die ganze Skizze
hindurchzog, fand den ungetheilten Beifall
wie in der Kunst-, so auch in der Laien-
welt.

Ende April 1893 wurden die fertigge-
stellten Farbenskizzen dem vollzählig ver-
sammelten Stistungsrathe und Bürgeraus-
schuß in Tetlnang zur Genehmigung vor-
gelegt. Sie fanden nicht nur e i n st i m »»» i g e,
sondern auch die freudigste Zustimmung
der beiden Kollegien, zumal, da die Auf-
bringung der nothwendigen Mittel auf gar
keine Schwierigkeiten stieß. Sofort wurde
deshalb beschlossen, die Genehmigung der
kirchlichen Oberbehörde einznholen und, da
die Zeit drängte, alsbald auch mit der
Ausstellung des Gerüstes zu beginnen.
Vom Bischöflichen Ordinariat wurde Ver-
einfachung in der Dekoration gewünscht.
Nach mehrfachen Verhandlungen wurde bei
der Ausführung einiges vereinfacht, im
Großen und Ganzen aber der projektirte
Plan durchgeführt.

Was nun zunächst die Ausmalung des
Schiffes anlangt, so wurden die unteren
Theile der Wände mit einem einfachen,
aber kräftigen Tone gestrichen; ein starkes,
nach Art eines Mäander gezeichnetes Orna-
ment streunt diesen unteren Theil von den
Architekturmalereien, mit welchen die Stalio-
nenbilder umgebeil wurden. Die großen
Wandflächen sodann zwischen den Fenstern
zeigen einen starken, grünlichblanen Ton,
welcher durch die Lisenen durchbrochen ist,
die die plastischen Gestalten der zwölf

Apostel tragen; aus Drittelshöhe ist der
Ton durch graue Quadrirung unterbrochen.
Die Apostelgestalten heben sich von einem
farbigen Hintergründe gut ab, stehen aus
einem plastischen Sockel und sind mit flach-
gemalten Baldachinen gekrönt. Plastik und
Malerei sind so zil einem ganz wirkungs-
vollen Gesammtbilde vereinigt. Die großen
Flächen über ben Fensterbögen sind eben-
falls in grünlichblanen» Tone gestrichen
und gleichfarbige, nur einige Töne tiefer
oder höher gehaltene Ornamente ans der
Thier- und Pflanzenwelt hineingezeichnet
und zwar in schlvungvoller Linienführung
und reicher Abwechslung.

Ueber den beiden Seitenaltären der
Nebenschiffe befinden sich z»vei gute Wand-
geinälde, die schon früher von Professor
Beutele aus Stuttgart, einein geborenen
Tettnanger, ausgeführt wurden. Rechts
sehen »vir die bl. Mutter Anna mit der
jungen Maria, links die Vision des hl. An-
tonius. Nachdem nun diese beiden Dar-
stellungei» eine einfache, aber stilgerechte
Umrahmung erhalten haben, kommen die
Gestalten erst recht zur Geltung; »vie
wirkungsvoll bis in die äußersten Theile
der Kirche erscheint jetzt z. B. das Bild
der hl. Anna unter dem einfachen, aber
mit dem Kolorit der Figuren harmoniren-
den Baldachin, »vie vorzüglich, und schein-
bar ohne viel Aufwand von Dekoration,
sind jetzt die »»»ächtig großen Flächen über
de»» Seitenaltären ausgefüllt! WasAvir
hinz»»dächten, »värefzu viel, aber a»»eh »vas
»vir hii»»veg»»eh»nen, müßte jeden» normal-
blickenden Auge, das Verständniß für monu-
»nentale Malerei besitzt, als eii» Mangel
erscheinen.

Eine besondere Sch»vierigkeit und darum
auch erhöhte Sorgfalt erforderte die Be-
malung der großen Holzdecke nnb der hohen
Holzfäulen. Daß eine solche mächtige Holz-
decke nicht i>» 'bloßen Farbentönen gestrichen
»verden darf, sonder»» in ornainentalen
Formei», in verschiedenen, unter sich, mit
teu» GrundtoiOund allen übrigen Gebilden
harmonirenden Farben behandelt »verden
muß, ist selbstverständlich. Schon die Skizze
hiefür, »velche maßgebenden Orts ohne Be-
anstandung gebliebei» und von allen Sach-
verständigen, die sie zu Gesichte bekamen, als
meisterhaft gepriesen »vurde, ließ auch die herr-
liche reiche Behandlung derselben erkennen;
 
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