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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 3
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0027

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22

sie zeigte aber auch, daß wenn dieser Plan
für den Plafond in solchem Reichthume
ausgeführt würde, dementsprechend auch die
die Decke tragenden Wände, wie geschehen
ist, reichere Bemalung erhalten müßten.
Es hätte ja sonst die gewaltige Holzdecke
in ihrer malerischen Wirkung auf die Wand
den Eindruck machen müssen, als hänge sie
in der Lust, ein unschönes Bild, wie man
es bisher hatte.

Schon die konstruktive Anlage dieser
Holzdecke aber mit ihren vielen Längs- und
Querbalken, mit ihren zahllosen Brettchen,
mit ihren untergestellten Holzbogen n. s. w.
n. s. w. ist so geartet, daß hier von selbst
eine reiche Polychromirnng zur absoluten
Nothwendigkeit werden mußte; wollte man
das Ganze, wie es vorher war, nicht ein-
fach mit Oelfarbe anstreichcn. Jetzt erst
durch diese reiche Polychromirnng erweist
sich die vom Architekten entworfene Holz-
decke in Verbindung mit den hohen Säulen
trotz ihrer vieleil Sonderbarkeiten als dnrch-
ans nicht so unschön angeordnet, als es
bishel den Anschein hatte; sie war für eine
reichere Bemalung wie geschaffen. Zn dieser
reichen Farbenanwendnng mußte aber noch
ein Faktor hinzntreten, ohne lvelchen das
Ganze doch noch keine richtige Wirkung
gehabt, ohne welchen es nur ein Konglo-
merat von Farbentönen, bald höher, bald
niederer gestimmter, gewesen wäre, es mußte
etwas hinznkommen, das dem Ganzen Licht
und Leben einflößte, — nnd das war
das richtige M aaß in der Al>lven-
dnng von Gold; es durfte hierin nicht
zu wenig, aber auch nicht zu viel ver-
wendet worden. Es wäre sicherlich ein
Leichtes gewesen, auch bei denjenigen, die
keinen Sinn und kein Verständniß für
monumentale Malerei besitzen, großen Effekt
in der Behandlung dieser Holzarchitcktnr
zu erlangen, — der Meister brauchte nur
größere Massen von Gold anfzntragen und
dies, welm auch ganz nnmotivirt, haupt-
sächlich an solchen Flächen, lvelche dann
das Ganze gleichsam als eine goldene
Decke erscheinen ließen. Doch würde solche
wohlfeile „Pracht" bald auch dem Laien
in der Knust entleiben; er würde sie viel-
leicht zuerst bewundern, dann aber als ver-
fehlt ansehen. Das feine Gefühl des Meisters
hat es verstanden, all Decken und Säulen
die richtige Harmonie im Wechsel von Gold

und Farbe einznhalten und elfteres nament-
lich da nicht zll vergessen, wo es bei
günstiger Beleuchtung gleichsam einen Licht-
strahl über das Farbenkonzert wirft und
das Ganze zll höherer Einheit verbindet.
Wir sagen — bei günstiger Beleuchtung,
denil diese ist jetzt leider lloch fetten da.
Damit nämlich die jetzige Ausmalung der
Kirche zu ihrer vollen, gailzen und and)
richtigen Wirkung komme, ist unerläßlich,
daß die jetzigen profanen Fenster durch
neue, ulld zwar solche ans im Tone richtig
gestimmteill Kathedralglas ersetzt werden.
Käme dazu nock der bildliche Schmuck in
Glasmalerei, — je nur eine Darstellling
ill einem Fenster, damit das nothwendige
Licht erhalteil bliebe —, so wäre auch die
Harmonie zwischen signraler und orna-
mentaler Dekoration, so wie wir sie von
Anfang an liils dachten, im Schiffe her-
gestellt.

Treteil wir itntev dem hohen, mit auf
die heilige Jungfrau bezüglichen Symboleil
verseheileil Bogen in den Chor ein, so
sehen wir über uils ein Kreuzgewölbe,
dessen Nippen in die Wand anslansen.
Um den Schlußstein des Gewölbes zieht
sich ein großes Ornament, in dessen Feldern
die Synibole der sieben heiligen Sakra-
mente gemalt siild. Der übrige Theil zeigt
blauen Himmel mit goldenen Sternen,
während die Zwickel wolkenartige Dekora-
tion haben. Die größeren Wandflächeil
zeigen oben zwei Medaillons, die zwei
Propheten als Brustbilder anfnehmeil sollen
und außerdem noch mit je sechs ans den
Katakomben entlehnten Emblemeil versehen
siild. Darllnter ist auf beideil Seiteil ein
großer Raum ansgespart, der zwei größere
Darstelllingen von Professor Beutele er-
halten soll. Das lillke Bild, die Anbetung
der Hirten, haben wir schon weit vorge-
schritten gesehen. Es schien ilns eine herr-
liche, ernste Komposition z>l werden; die
heiligsten Personen siild voll Würde lind
Schönheit, das Ganze, deui strengen Stile
des dekorativen Theiles der Kirche inög-
lichst angepaßt, macht in seiner richtigen,
kirchlich traditionellen Auffassung einen ganz
erhebeilden Eindruck.

Ein zweiter Chorbogen, der vier Thier-
bilder nild die Inschrift »benedicat terra
dominum« trägt, führt nnö in die Absis
der Kirche, den Raum für ben Hochaltar,
 
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