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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0044

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36

Literatur.

Die Bauthätigkeit unb Kunstpflege
im Kloster Wessobrunn und der
Wessobrunn er Stuccatoren. Von
Dr. Georg Hager, k. Conservator am
bayerischen Nationalmuseum. Mit 16 Ab-
bildungen im Text und 9 Tafeln. Mün-
chen 1894. 328 S.

Die Bau- und K u n st d e n k m a l e des
Klo st er s Steingaden. Von demselben.
Mit 1 Tafel. München 1893. 56 S.

In beiden überaus verdienstlichen Monogra-
phien sammelt der Verfasser mit großem Fleiß
alle in Archiven und alten Schristlverken nieder-
geleglen historischen nnd kunsthistorischeu Notizen
und alle noch erhaltenen oder in den Quellen
ansgeführten Kunstdenkmäler der Klöster Wesso-
brnnn und Steingaden in Bayern. Er weckt
damit den Wunsch, daß nach nnd nach alle lvichli-
geren Klöster in diesem Sinn bearbeitet iverden
möchten, daß es ihm selber vergönnt sein möge,
noch viele andere bayerische Klöster ähnlich mono-
graphisch zu behandeln nnd daß namentlich auch
in Württemberg sich Kräfte finden möchten, tvelche
dem Andenken unserer großen Klöster denselben
Dienst erweisen. Hager's Arbeiten können dabei
als mnstergiltige Vorbilder durchaus empfohlen
werden; namentlich ist ans ihnen zu lernen,
wie die archivalische Forschung mit der Erfor-
schung der erhaltenen Kunstdenkmale Hand in
Hand zu gehen hat und beide sich gegenseitig
stützen und ergänzen können. In der ersten,
namentlich aber in der ziveiten Schrift fällt für
die Geschichte des romanischen Stiles in Deutsch-
land kostbares Material ab. Die Schrift über
das Kloster Wessobrunn aber erlangt erhöhte
Bedeutung durch die eingehende Darstellung der
Wessobrnnner Stnccatorenschnle, tvelche im 17.
ntid 18. Jahrhundert wirkte und eine nngehetlre
Zahl von Barok- und Zopfkirchen niit Schmuck
versah, so namentlich auch in Württemberg die
Klosterkirchen von Obermarchthal, Friedrichshafen,
Weissenau, Weingarten, Neresheim, Ochsenhausen,
Sießen nnd die Kirche von Steinhaufen. Hager
bringt zuni ersten Aral Klarheit in Wesen, For-
menwelt, Vorbilder, Stilwandlungen, Urheber und
Meister dieser Spätknnst. — Die obiger: Schrif-
ten können, soweit der Vorrat reicht, von dem
historischen Verein von Oberbayern in München
bezogen werden.

Das schöne Werk des Herrn Hosphvtographen
Heinrich Schüler in Heilbronn, welches
den berühmten Hochaltar der dortigen St.
Kilianskirche in tadellosen photographischen
Reproduktionen vor führt, hat neuerdings eine
sehr werthvolle Bereicherung durch drei weitere
Tafeln erfahren. Wir haben dieses Werk im
Archiv 1891 S. 58 besprochen. Nunnrehr ist
es dern genannten Meister gelungen, auch von
dem Crucifixus und den Heiligengestalten der
oberen Krörrung des Altars vorzügliche Auf-
nahmen zu machen rmd so erstmals eine klare

Anschauung dieser Skulpturen zu vermitteln,
tvelche bisher des sehr hohen Standortes wegen
nicht die Würdigung gefunden haben, tvelche sie
riach ihrem künstlerischen Werth verdienet:. Als
eii: Werk ersten Ranges erscheint r:an:ei:tlich das
Crucisixbild, dem deßhalb ztvei dieser Tafeln
gewidmet sind; die eine gibt das ganze, die
andere das Haupt in vergrößerten: Maßstab.
Aus diesen Nachbildungei: ist zu ersehen, daß
das Kreuzbild sich der nicht kleinen Zahl von
herrlicher:, meist lebensgroßen nnd überlebens-
großei: Crucifixen ans der spätgothiichei: Periode
der schwäbischen urrd der benachbarten Schulen
in allen Ehrer: einreiht. Von der: bekannteren
übrigen nriterscheidet es sich charakteristisch da-
durch , daß es den Heiland riicht darstellt in:
Moment der Agonie, oder des letzter: Todes-
rufes: „es ist vollbracht", oder des Schrnerzens-
rnfes: „mein Gott, mein Gott, tvarnm hast du
rrrich verlassen", oder des Sterbegebetes: „Vater,
in deine Hände befehle ich meinen Geist", —
sondern in: Momente unmittelbar riach den:
Verscheiden, lieber das edelgeformte Antlitz nüt
den geschlossenen Augen ist die Ruhe des Todes,
der Friede nnd die Weihe des Sieges ansge-
gossen , während gleichzeitig rroch der Schmerz
des Leideirs rrnd des Kampfes nachzittert. Herr
Schüler ist wärmstens zu beglückwünschen, daß
es ihn: mit Ueberwindung aller durch die be-
deutende Höhe des Stairdortes gegebenei: Schtvie-
rigkeiten gelungen ist, dieses nach techrüscher
Dnrchführnng lvie nach tiefer Beseelrurg ntid
Durchgeistigung gleich volleirdele Meisterwerk erst-
rnals den: Auge näher zu bringen u::d so vor-
züglich >viederzr:geben; nichts stört dei: Gerrnß
des Knnsttverkes, als die über das Bild, riament-
lich das Antlitz gelagerte derbe Oelfarbkrnste,
tvelche aber natürlich vor der Aufnahme nicht
entfernt werden konnte.

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