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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 5
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0046

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Archiv für christliche Runst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kunst.

perausgegeben und redigirt von Stadtpfarrer Reppler in Freudenstadt.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Runstvereius,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Hetze! in St. Lhristina-Ravensburg.

Er. 5.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für Jt 2.05 durch die wnrttembergischen {Jt 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), Jt 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von Jt 2.05 halbjährlich.

Lin Gang durch restaurirte Kirchen.

Von Pfarrer Destel in St. Christiua.

(Fortsetzung.)

Tauselide von Mark würden für die
Kirchenpslegen erspart und Tausende von
Kunstwerken auf Jahrhunderte hinaus er-
halten werden, wenn nach Neueinrichtung
oder Renovirnng einer Kirchenansstattnng
folgendes zu beachten strengste Pflicht
wäre: man lasse durch einen Dekora-
tionsmaler — nicht durch den Mesner
oder einen Schreiner — alle 2 oder 3
I a h r e die Altäre, Chorstühle, Kanzel
u. s. w. von Staub und Spinnengeweben
gründlich reinigen, sämtliche Bilder trocken
abreiben, fehlende Farben und Vergol-
dlingen ergänzen, durch Felichtigkeit oder-
andere Mißstände verdorbene Stellen an
Wänden ausbessern, man suche mit einem
Worte die kirchlichen Kunstwerke, die man
mit so großen Kosten hergestellt, auch zu
erhalten. Das geschieht aber nicht da-
dllrch, daß man sie jetzt, nachdem sie fer-
tig ans dem Atelier ausgestellt sind, ein-
fach ihrem Schicksal überläßt.

Damit nehmen wir von der restanrirten
Stadtpsarrkirche zu Tettnang Abschied,
versichert, daß hier gewiß alle Anstalten
getroffen sind, um das geräumige Gottes-
haus möglichst lange in seinem jetzigen
herrlich neuen Gewände zu sichern.

2. Berg bei Friedrichshafen.

Wir bleiben im gleichen Landkapitel
Tettnang und besuchen die dem hl. Ni-
kolaus geweihte, in prächtiger Lage auf
dem Gipfel des Berges, 65 Meter über
dem schwäbischen Meere, stehende Kirche
in Berg bei Friedrichshasen. Diese
kleinere Pfarrkirche, die nach Angabe der
Pfarrchronik „mutmaßlich 1520 erbaut"
ist, wurde im Jahre 1785 „ans Kosten
der Domknstodie erweitert, 1837, weil sehr

baufällig, mit 7000 Gulden gründlich er-
neuert; im Jahre 1863 ist sodann die
westliche Giebelseite an Thurm und Kirche
radikal reparirt und die ganze Kirche und der
Thurm mit Kalkanstrich versehen worden."
Bezüglich der inner» Renovirnng wurde
1855 mit dem architektonisch minderwer-
thigen Hochaltar begonnen, indem derselbe
durch Maler Rist von Fronhofen eine
totale Reparatur, Marmorirnng und Ver-
goldung für 243 Gulden erfahren hat.
Die letzte Renovation geschah, indem 1880
der Chor einen neuen Bodenbelag mit
Mettlacher Platten erhielt und von Maler
S. von Wangen ausgemalt wurde, —
aber wie!

Da mit der Zeit namentlich das Schiff
der Kirche ziemlich ernenernngsbedürftig
anssah, wurde eine durchgreifende Reno-
vation desselben geplant und im Verlaufe
des vorigen Sommers dnrchgeführt. Nach-
dem Wände und Plafond ihrer früher»
Tünche entledigt, Schadhaftes ansgebessert
und ein Gerüste erstellt worden war, be-
gann man zuerst mit der dekorativen Aus-
schmückung der Kirche und zwar mit Kalk-
farbe. Die Arbeit wurde dem Dekora-
tionsmaler Traub t» Zwiefalten über-
tragen und erhielt derselbe für Ausmalung
des Schisses, für Renovation der Kanzel,
der Beichtstühle und des Orgelgehänses
800 M. Daß für eine solche Summe
der Künstler sich nur großer Einfachheit
befleißen konnte, war selbstverständlich und
auch im Wunsche der leitenden Faktoren
gelegen. Die ganze polychrome Behand-
lung besteht darin, daß wir unten am
Sockel einen stark braunen Ton sahen,
den ein Mäander von dem ähnlich leich-
teren Wandton trennt. Doch dürfte dieser
Wandton noch leichter gehalten sein, wenn
die Eichenholzaltäre noch besser, als es in
Wirklichkeit geschieht, sich von ihm ab-
 
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