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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 6
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Probst, Josef: Mittheilungen über die Werke des Ulmer Meisters Hans Mueltscher, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0056

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47

fände, wurde von den Kunsthistorikern
lebhaft empfunden. Wir führen zu die-
sem Zweck einige Stellen aus neueren
Werken an. Fr. v. R e b e r in München
schlägt die Bedeutung von Ulm, sowohl
für die Malerei als anch für die Scnlptnr
in Holz, sehr hoch an-; in seiner Geschichte
der Malerei schließt er eine längere Er-
örterung über die Malerei des 15. Jahr-
hunderts mit folgenden Worten (1. c.
S. 134): „Als Gesammtergebniß wird
man festhalten dürfen, daß nicht die alle-
mannischen Rheinlande, weder Straßbnrg
noch Kvlmar, die Ausgangsstellen des
schwäbischen Kunstaufschwungs waren, son-
dern Ulm, wenn auch hinsichtlich der A n-
sänge noch einige Unsicherheit und Un-
klarheit besteht." Deßgleichen äußert er
sich in seiner Kunstgeschichte des Mittel-
alters (S. 559 und 560): „Ulm scheint
seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts
der Mittelpunkt der schwäbischen Holz-
schnitzerknnst gewesen zu sein; aus ihr
gieng I. Syrlin hervor k. . . . Uebrigeus
erstreckte, fährt er fort, die schwäbische
Schnitzerschule ihre Thätigkeit westwärts
bis Kolmar und Straßbnrg; südlich über
Ravensburg und Konstanz bis Grau-
bünden (Chur). Wohl von Augsburg
ans leitete sich ein Zweig derselben nach
Bayern und vielleicht in die österreichischen
Gebiete. Michael Pacher von Bruneck
zwar scheint nach den Altären vor: Gries
bei Botzen (1471) und von S. Wvlfgang
in Ober-Oesterreich (1481) neben den
schwäbischen auch fränkische und italienische
Einflüsse empfangen zu haben."

Man sieht aus dieseit Worten F. von
Rebers deutlich, wie er bestrebt ist, das
Dunkel in der Kunstgeschichte von Ulm
zu erhellen; aber die mehr nur geahnten
tind gefühlten als nachgewiesene Bezieh-
ungen erhalten doch erst ein festes Funda--
ment durch ben Nachweis der Existenz
einer bedeutendeti Werkstätte in Ulm, die
schon im Atlfang des 15. Jahrhunderts
bestand. In ganz ähnlicher Lage befindet
sich Professor R. Bischer in Aachen.
Auch er ist bestrebt in seinem werthvollen
Buch: Studien zur Kunstgeschichte (Seite
310, 311) iit die Anfänge der Kunst des
15. Jahrhunderts tiefer einzudringen, sieht
sich aberdabeihanptsächlich nur anf eineNotiz
von Kl emm (Ulmer Münsterblätter 1883,

Seite 174) angewiesen, die ihrerseits
S t r a n ch s Schrift: Die Pfalzgräfiu

Mechthild rc. als Qtlelle angibt. Hienach
wurde 1474 dem Al-brecht Rebmann,
Maler von Nürnberg und seinem Schwa-
ger Hans Schühlein (Ulm) für den
Chor der Martinskirche zu Rottenburg
am Neckar eilte Altartafel zu fassen ver-
dingt um 425 Gulden, wovon die Hälfte
die Pfalzgräfin Mechthild bestritt. Mit
diesen beiden Malern sieht Bischer sich
veranlaßt, als dritten den Michel Wohl-
gemut in Nürnberg innig zu verbinden
und stellt nun die Frage: wo itnb von
wem haben diese drei Meister gelernt?
Er glaubt, daß alle drei zusammen bei
irgend einem n o ch f e st z u st e l l e n d e it
Maler in die Lehre giengen. Wer aber
der gemeiitsame Lehrer gewesen sein könnte,
darüber hat er nur Bermnthungen, welche
aber von Ulm ganz absehen, trotzdem daß
Schühlein dieser Stadt angehörte. Freilich
konnte Bischer damals (1886) nicht ahnen,
daß in Ulm schon von 1427 an eine
recht leistungsfähige Werkstätte bestand.
Er kennt zwar recht wohl die Werke des
Hans Mueltscher in Sterziug, schätzt sie
auch, aber er verlegt ihn und seine Werk-
stätte, im Einklang mit den andern Kunst-
historikern , ttach Innsbruck. Ohne
Zweifel wären seine Combinationen auf
noch citie andere Fährte geleitet worden,
wenn er den richtigen Ort dieser Werk-
stätte hätte wissen können.

Eilte künstlerische Würdigung der Werke
Mueltschers liegt schon vor, wenn and)
die irrige Annahme seiltes Wohnorts sich
störend geltend macht.

Lübke, aus den sich Fischnaler nnb
Atz berufen, äußert sich (Geschichte der
deutschen Kunst, S. 522 und 594 nnb
in einem Artikel der „Allgemeinen Zeitung",
1883, Nr. 209) über die Statuen 'des
Altars: „Es ist eine der hoheitvollsten
Madonnastatuen jener Zeit; dazu die
ebenfalls trefflichen Figuren der hl. Bar-
bara und Margaretha" und hebt an der
Madonna die vornehme Haltung, edel be-
wegten Faltenwurf und holdes Angesicht
hervor. Hinsichtlich der Gemälde unter-
scheidet Lübke die Passioitsdarstellttitgen,
welche gröberer Art sind tlitd voll der
Uebertreibungen, welche die damalige Zeit
liebte — nnb die Gemälde aus bem Leben
 
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