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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 7
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0062

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rchid für christliche Nunft.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Must.

perausgegebeu und redigirt von Stodtpfarrer Kexpler in Freudenstadt.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Detzel in St. Lhristina-Ravensburg.

Or.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für JI 2.05 durch die tviirttembergischen (Ji 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), Ji 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen, sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von JL 2.05 halbjährlich.

1895,

Lin Gang durch reftaurirte Rirchen.

Vvu Pfarrer Detzel in St. Christian.

(Fortsetzung.)

4. Obereschach bei Ravensburg.

Haben wir in den beideil vorher angeführ-
ten restanrirten Gotteshäusern die jeweiligen
Verschönerungen mit verhältnißmäßig nur
geringen Kosten durchführen sehen und
deshalb auch nur mehr bescheidenere Leist-
ungen, besonders in der Kunst der Deko-
ration, anszählen können, so wandern wir
jetzt in eine Gemeinde, wo die Mittel
reichlicher flössen und deshalb auch höhere
Ausordernngeu an die christliche Kunst
und an die betreffenden Künstler gestellt
werden konnten. Die ziemlich geräumige,
dem hl. Johannes Baptista geweihte Kirche
zll O b e r e s ch a ch (eine Stunde von
Ravensburg) stammt in ihrer jetzigen
Architektur aus dem Jahre 1751 und ist
von dem nahen Kloster Weissenau aus
gebaut worden. Wie an dem Gebäude
selbst, so bedurfte es auch an der innern
Ausstattung keinerlei Neuschaffung, son-
dern es konnte sich die Restauration
wesentlich nur aus die Neufassung der
Altäre, Kanzel u. s. w., sowie auf die
frische Ausmalung der Kirche erstrecken.

Was vor allem die dekorative Aus-
malung der Kirche, sowie die Neufassung
der Altäre, Chorstühle, Kanzel n. s. w.
anlangt, so wurden diese Arbeiten dem
Münchner Maler Hans Martin über-
tragen und im Laufe des Sommers 1893
fertig gestellt. Die Wände der Kirche
sind in einfach gelblichem, gebrochenem
Tone gestrichen, der unter den Fenstern
etwas dunkler gestimmt ist, als der obere
allgemeine Wandton neben den Fenstern.
Darüber zieht sich in Gestalt einer Bor-
düre ein weißer Mäander hindurch ans
blauem Grunde. Die ziemlich großen

. Wandflächeu sind durch gemalte Pilaster
oder Liseneu, deren Sockel sich folgerichtig
bis ans den Boden erstrecken, unterbrochen.
Im Chore haben die Pilaster rote Fül-
lungen , während sie im Schiff in wohl-
thuender Abwechslung mit dnnkelvivlettcn
Tonfüllungen bedeckt sind. Elegant und
schön behandelt ist diesbezüglich besonders
der Chorbogen und zwar sowohl in Ein-
theiluug als in Farbe und Ornament-
zeichuung; hier sind zwischen den einzelnen
Füllungen Stuckrosetten, die in Weiß und
Gold gefaßt sind. Die Hauptfelder selbst
haben Tiefblau mit Goldumrahmnugeu,
sowie farbige und goldene Ornamente, in
welche auch die Symbole der sieben hl.
Sakramente aufgenommen sind. Auch die
Wand des Chorbogens gegen das Schiff,
gleichsam die Fassade des Chores, hat
neben sinnigen Inschriften Symbole der
Kirche und auch hier zeigt die Eintheilung
und malerische Behandlung gute und ener-
gische Wirkung.

Sind die Fensterleibungen und Wand-
flächen der Kirchen, namentlich die unteren
Partieeu derselben, welche mehr der Feuch-
tigkeit ausgesetzt sind, einfach behandelt,
so haben die beiden Plafonds ein um so
reicheres Gewand erhalten. Beide Decken,
sowohl die im Chore als im Schiff, sind
vollständig flach, ohne jegliche Profili-
rung und auch ohne Stukkaturen; sie er-
forderten also von selbst eine energische,
aber sinnige Disposition, um so mehr, als
sie fignrale Darstellungen aufuehmeu und
diese in gute Verhältnisse zu einander und
an den richtigen Platz gebracht werden
sollten. Diese schwierige Aufgabe erscheint
uns vom Meister Marlin als vollkommen
gelöst, denn die Bilder, auf die wir zu
sprechen kommen werden, haben jetzt eine
ihrem künstlerischen Werthe sehr entsprech-
ende Einfassung: sie sind mit weißen Fric-
 
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