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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 8
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Schröder, Alfred: Die Renaissance-Monstranz von St. Max in Augsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0071
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Zeit der Reformation dies Kloster auf-'
gelöst, und die Anzahl der Bewohner des-
selben bis ans drey, nämlich Magdalena
Holzschne. Priorin, Cordula KnörrundMar-
garetha Binder, sich vermindert hatte, ver-
ließen auch diese bi et) nothgedrnngcn ihre
Wohnung, Stadt und Vaterland und flüchte-
ten sich mit ihrem kostbaren Schatze nach
München;" kurz darauf sei die Reliquie
der Prinzessin Mapimiliana auf ihr An-
suchen überlassen worden, „um dem lei-
denden Erlöser durch öffentliche Verehrung
derselben recht viele Anbeter zu verschaffen".

Die ursprüngliche Quelle dieser Rach-
richt aufzusinden, gelang mir nicht. Daß
aber diese Quelle im 17. Jahrhundert
schon vorlag, ergibt sich daraus, daß Franz
Petrus in seiner 1699 gedruckten Suevia
ecclesiastica (p. 112 s.) dieselbe offenbar
benützt; denn er bringt über die Herkunft
der Reliquie die nämlichen Angaben vor,
nur daß er die Namen der drei Kloster-
sraueu nicht beifügt. Ans bem letzteren
Ilmstande aber läßt sich schließen, daß die
Suevia ecclesiastica nicht die Quelle für
die Darstellung in der „Geschichte" bildet,
sondern daß eine dritte, gemeinsame Quelle
angenommen werden muß. Wenn uns
nun auch diese Quelle, wie es scheint,
verloren gegangen ist, so läßt sich deren
Verlässigkeit doch sehr leicht prüfen an
den Namen der Klosterfrauen. Diese
Namen aber sind anderweits als richtig
bezeugt. Der Bamberger Weihbischos Georg
Fürner (Förner) schreibt nämlich in seiner
1629 unter dem Pseudonym Christian
Erdtmann herausgegebenen Norimderga
in floi'e avitae rom. cathol. religionis
(p. 90 f.), daß Magdalena Holzschuherin
1568 Priorin zu St. Katharina wurde;
ihr sei als Priorin gefolgt Cordula Knörrin;
nach deren Tode (1595) sei „niemandt
mehr dagewest als die Junckfraw Marga-
retha Binderin". Diese habe das Jahr
darauf Nürnberg verlassen. Also die Na-
men stimmen überein, aber von einer Ver-
legung des Wohnsitzes von Nürnberg nach
München unter dein Priorate der Mag-
dalena Holzschuher, weiß Fürner nichts;
im Gegentheil sagt er ausdrücklich, erst
1596 habe die letzte Nonne Nürnberg
verlassen. Der scheinbare Widerspruch löst
sich indeß durch die naheliegende Annahme,
daß sich die Priorin Holzschuher mit ihrem
kleinen Konvent vorübergehend in München

anfhielt, etwa um einer von Seite des
Stadtratheö drohenden Belästigung sich zu
entziehen oder die Verwendung des baye-
rischen Hofes beim Stadtrathe zu Gunsten
ihres Klosters zu erlangen. Keinensalls
ist diese Differenz der Berichte so schwer-
wiegend, daß der Hauptinhalt der in der
„Geschichte" gegebenen Darstellung in Zwei-
fel gezogen werden dürfte.

Von diesem Hauptinhalt sind für die
Datierung der Monstranz zwei Punkte
beachtenswert: die Schenkung der Reliquie
erfolgte zur Zeit, als Magdalena Holz-
schuher Priorin war; sie erfolgte zu bem
Zwecke, um die Reliquie der öffentlichen
Verehrung wieder zugänglich zu machen,
was ja in Nürnberg damals so gut wie
unmöglich war.

Magdalena Holzschuher war sicher in
ben Jahren 1571 — 1585 Priorin von
St. Katharina, bekleidete aber vielleicht
schon seit 1568 diese Stelle und führte
ihr Amt sehr wahrscheinlich bis 1588,
keinensalls länger?) Es fällt somit die
Schenkung der Reliquie an die Prinzessin
in die Zeit zwischen 1568 und 1588.

In dieselbe Zeit dürfen wir auch die
Herstellung der Monstranz für die Re-
liquie setzen. Denn war der Zweck der
Schenkung der, öffentliche Verehrung der
Reliquie wieder zu verschaffen, so läßt sich
mit Bestimmtheit vermuten, daß die Prin-
zessin sehr bald nach Uebernahme des Ge-
schenkes den Auftrag zur Herstellung eines
Schaugefäßes gab. Auch sonst wohl hätte
ihr frommer Sinn nicht lange gezaudert,
dem kostbaren Heiligthum eine würdige
Ausstattung zu geben. Die Monstranz
entstand sonach zwischen 1568 und 1588
im Aufträge des Münchener Hofes.

Wo und von wem dieselbe hergestellt
wurde, läßt sich nicht ermitteln; Marke
und Beschauzeicheu sind bei später vorge-
uommenen Veränderungen abhanden ge-
kommen. Da indeß der deutsche Ursprung
der Arbeit für ansgemacht gelten darf, so
kommen in erster Linie die Städte Augs-
burg lind München in Betracht, wo der
bayerische Hof dazumal viele Goldschmiede
beschäftigte?) Von den in der „reichen
Kapelle" zu München anfbewahrten Gold-
schmiedearbeiten jener Zeit weist der „Kasten
der unschuldigen Kinder" in einzelnen Or-
namentmotiven große Aehnlichkeit mit der
Reliquienmonstranz auf. Doch auch so
 
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