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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 8
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Schröder, Alfred: Die Renaissance-Monstranz von St. Max in Augsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0072

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fonuueit wir nicht zum Ziele. Denn da-
von abgesehen, daß sich die Aehnlichkeit
ans einige, wenn auch charakteristische Ein-
zelheiten beschränkt, scheint der erwähnte
Kasten dermalen nach seiner Herkunft nicht
bestimmbar zu sein?)

2. Ans den ersten Blick möchte man ge-
neigt sein, bei der Reliquicnmonstranz von
St. Max gothische Anklänge zu konsta-
tiren. Die der Konstruktion des Fußes
zu Grunde liegende Form des Vierpasses,
die Dreitheilnng des Körpers in einen
größeren mittleren und zwei kleinere Seiten -
teile, die sialenartig abschließenden Bal-
dachine mit den Heiligenfiguren neben der
Durchsicht sind gothische Motive; ja der
ganze Aufbau lehnt sich in seinen Um-
rissen an die voit der Gothik überlieferte
Form an. Man verfolge nur die mit den
Umrissen der Monstranz sich beiläufig
deckenden Linien, welche die Perlenschnur
beschreibt, so erhält man die Projektion
eitles mit spitzem Helm abschließenden,
thnrmartigen Gebätides d. i. so recht das
Schema der gvthischen Monstranz.

Und doch ist diese Monstranz nichts
weniger als golhisch, sie ist durchaus eine
Renaissance-Monstranz. Nicht in erster
Linie deßhalb, tveil das Ornament überall
im Stile der Nenaissance gehalten ist, son-
dern weil für deit Aufbau des ganzen
nicht mehr das konstruktive Prinzip der
Gothik, sondern das dekorative der Ne-
naissance maßgebend erscheint. Das Schema
des gothischen Aufbaues ist hier rein
flächenartig behandelt. Träger des ganzen
Aufbaues ist nicht eilt ans dem Fnßschast
rnhendes Postament, sondern das Gehäuse
der Durchsicht. Die Seitenornamente ltnb
der obere Aufbau stehen infolge dessen
weder unter sich, noch mit deni Fuße in
direkter, geschweige denn konstruktiver Ver-
bindung. Der ganze Anfball wirkt dem-
uach rein dekorativ. Die Umrisse des go-
thischcn Schemas sind völlig ini Geiste
der Nenaissance ausgefüllt.

Die Größenverhältnisse des Kunstwerkes
sind: 0,46 m Höhe, 0,155 m größte
Breite.

Der achtblätterige Fuß hat die Form
eines gestreckten Vierpasses, dessen einzelne
Kreissegmente durch die Ecken zweier ein-
geschobener Vierecke unterbrochen werden.
Der Schaft, vierseitig mit abgesasten Kan-
ten, alif welchen vier Cherubim Platz ge-

sllndeu, steigt in gefällig geschwllngener
Einziehung all zur Nodusparthie, welche
in ihren drei Theilen dein Schafte ent-
sprecheude Profilirnng zeigt. Eine kurze
Fortsetzung des Schaftes über dem Nodus
leitet durch ein Gesimse zum Ausbau über.

Der Nahmen der Durchsicht hat die
Form eines au den vier Ecken abgeschräg-
teu Rechteckes. Er besteht aus einem
flachen Streifen, welcher von je einem
Nuudstab ilach innen nitd außen gesäumt
uild mit weißen und roihen Edelsteinen,
Perlen lind emaillirten Blumenkelchen be-
setzt ist. Dieser Nahmen bildet den Kern
und Träger des Aufbaues lind steht mit
dem Schafte des Fußes in Verbilidnng
durch ein sehr zierlich in den Formen
der Nenaissance - Ornamentik gehaltenes
Zwischenglied, von welchem jedoch in der
Abbildung nur die äußeren Parthieeu sicht-
bar silld. Das Uebrige wird verdeckt durch
die Ftglir eines Pelikans, eine spätere
Zuthat, Stiftung der am 30. Sept. 1684
verstorbenen Frau Frauciska Beatrix von
Berndorff, geb. Freiiu vom SteiilZ) es
ist ein überaus kostbares Stück aus niassi-
venl Gold und emaillirt, mit 32 Rubinen
und einem Diamant besetzt. Zll den Seiten
der Durchsicht stehen unter baldachinartig
geformtem Ornament die Heiligen Frau-
ciskus und Clara. Ohne Zweifel finb
diese beiden Figuren erst im 17. Jahr-
hllndert gefertigt worden, als die Monstranz
der Franciskanerkirche bereits übergeben
oder doch zugedacht war. Dock finden sie
sieb schon ans der ältesten datirten Dar-
stellung der Monstranz, einem Kupferstich
von 1642?) Je die innere Säule der
Baldachine setzt sich liach oben hin fort
und trägt alis der Spitze zwei Überalls
kostbare, emaillirte Figürchen von sorg-
fältigster Ausführung (Magdalena und
Veronika); sie siild nur 2 am hoch, aber
voll Leben und zierlicher Bewegllng. Auf
den beiden oberen Abschrägungen des Ge-
hänserahmens sind Cherubim mit blau und
grün emaillirten Flügeln angebracht; der
elegante Schwung der Zeichnung ist be-
achtenswerth.

Die obere Parthie wiederholt in ver-
jüngtem Maßstabe unb mit Vereinfachung
der Zierglieder die Anordunng der Mlltcl-
parthie? lieber dem Religuiengehäuse er-
hebt sich, durch zwei Säulchen lind Füll-
ornament mit diesem verbunden, ein zweiter
 
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