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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 8
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Schröder, Alfred: Die Renaissance-Monstranz von St. Max in Augsburg
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Probst, Josef: Ueber den Stand der Plastik in Oberschwaben während des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0073

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64

kleinerer Rahmen, gleichfalls rechteckig mit
abgeschrägten Ecken. Die von demselben
umschlossene Durchsicht wird vou einer
Agraffe mit großem Aquamarin ansgefüllt.
Zwei Figuren, Johannes der Täufer und
Johannes der Evangelist, ans minutiös
gegliederten, sänlenartigen Postamenten
flankireu dieselbe. In Bezug ans Technik,
Lebendigkeit der Auffassung und Feinheit
der Ausführung gilt von ihnen dasselbe
wie vou den eben beschriebenen Frauen-
gestalteu. Das über der Durchsicht unter
weiterer Verjüngung sich fortsetzende Or-
nament trägt ans der Spitze als Absehlnß
des ganzen eine Madonna mit Kind im
Strahlenkränze.

Die Monstranz ist ganz in Gold ans-
geführt, mit 03 edlen Steinen und 30
großen Perleit besetzt und namentlich in
den ornamentalen Theilen reich mit Opak-
und Transparenteulail geschmückt, welches
von dtintlem Hintergrnnde zu schillerndem
Farbenspiele sich abhebt. Mit feinem Ge-
fühle für edle Verhältnisse ist tvie das
allmählige Anschwellen zur größten Breite
des Aufbaues, so die Verjüngung nach oben
durchgeführt. Um den Aufbati zieht sich
eine Schnur vou echten Perlen herum,
ein Schmuck, welchen die Monstranz nach
Ausweis der Abbildung von 1042, wo nicht
ursprünglich besaß, doch sehr frühzeitig er-
hielt, ilt einer späteren Zeit aber verlor.
Hofciseleur und Silbcrarbeiter Harrach in
München gab ihr bei einer jüngst dnrch-
geführten Restauration aufs neue diesen
prächtigen Schmuck.

Meister Harrach hat aber noch ein
tveit größeres Verdienst um dieses Kunst-
werk. Worauf wird das kunstgeübte Auge
des Lesers beim Studium der Abbildung
haften bleiben, wenn wir ihm sagen, daß
ein nicht unbeträchtlicher Theil der Mon-
stranz von Harrach neu hinzugefügt wurde?
-— — Nicht etwa uachgebildct nach der
noch vorhandenen Vorlage, sondern gänz-
lich neu entworfen und gebildet- wurde vou
ihm der durchaus stilgerechte und den Ver-
hältnissen des Aufbaues trefflich angepaßte
Fuß samt Nodus und Schaft. Der ur-
sprüngliche Fuß tvar nämlich aus '.inbe-
kannten Gründen beseitigt worden; an
dessen Stelle verunzierte ein in ganz ba-
nalen Formen gehaltener Fuß ans dem
Anfang des 18. Jahrhuilderts das herr-
liche Kunstwerk. Wären nicht mit dem

ursprünglichen Fuß auch Marke und Be-
schanzeichen unwiederbringlich verloren ge-
gangen , so hätte jetzt der Kunstfreund
keinen triftigen Grund mehr, um den ver-
lorenen Fuß sich ernstlich zu grämen; ist
doch der neue dem Torso sorgfältig au-
gepaßt und organisch eingefügt, also wahr-
haftig kein Stelzfuß, sondern ein lebendiges
Glied des ganzen geworden.

Anmerkungen.

0 I- v. Falke, Gesch. d. deutschen Knnstge-
werbes, Berlin 1888, S. 126.

0 Den Titel St. Maximilian erhielt sie erst
bei ihrer Unnvandlmtg in eine Pfarrkirche im
Jahre 1810.

3) Bericht des im Jahre 1658 in Augsburg
versammelten Definitvrinms an das General-
kapitel des Minvritenvrdens über bcu Status
Ai gentinensis provinciae: cuius (sc. ecclesiae
s. sepulchri Augustanae) postea consecralio-
nem .... serenissima Bavariae ducissa Maria
Maximiliana suo condecoravit praesentia, simul
ac offerens in monstrantia ex auro et Lapidi-
bus pretiosis affabre elaborata thesaurum in-
signem sacratissimi sanguinis Christi redemp-
toris nostri, in flagellatione dira effusi (Ab-
schriftlicher Auszug aus dem Berichte im
Ordinariatsarchive zu Augsburg).

4) Fortan „Geschichte" citiert.

5) Nach Erdtmaun, Norimberga tvurde Hvlz-
schtther 1568 Priotiu ntid blieb es „auf die
17 Jahr" (also bis ca. 1585) bis zu ihrem Tode.
Nach einem Schreiben der Klosterfrauen Knorr
und Binder vom 9. Dez. 1594 (im städtischen
Archive zit Nürnberg) tvar die Priorin Hvlz-
schuher i. I. 1588 gestorben. Ich verdanke diese
Mittheilnng sotvie den Hinweis auf Erdtmaun
der Güte des Herrn Dr. G. Atummenhoff,
städtischen Archivars zu Nürnberg.

0) Vgl. Dr. I. (Stört bauet, die Knnstbe-
strebnngen am bayerischen Hofe unter den Her-
zogen Alb recht V. nnd Wilhelm V. Wien, 1874.

0 Wenigstens macht das Prachtiverk: Zelt-
ler, Enzler, Stockbaner, ansgeivählte
Kunstwerke aus dem Schatze der reichen Kapelle
zu München, Mai 1874 ff., Text zu Tafel XIII.
nnd XXII. deit Meister der Goldschmiedearbeit
nicht namhaft.

8) Ordinariatsarchiv zu Augsburg.

lieber beu Staub ber piaftif in
Mderschwaben währenb bcs
j6. Zalirbnuberts.

Von Pfarrer Dr. I. Probst in Essendvrf.

Durch die erfolgreichen Bemühungen
von Kraus in Freiburg, Dr. Kökschan
und anderer hat der „Meister von Möß-
kirch" (Wildeitskeiner Meister) als Ver-
treter der vberschwäbischen Malerschnle in
der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts
festen Fuß gefaßt; nunmehr scheint ange-
zeigt, auch über die Fortschritte zu refe-
 
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