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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 10
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Erste Ausstellung der deutschen Gesellschaft für christliche Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0091

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82

für dieses erste Mal von einer Betheiligung
des bloßen Kunstgewerbes abgesehen werde.
Die Versammlung wählte dann einen Aus-
schuß von fünf Künstlern, welche die Frage
unter Heranziehung weiterer Persönlich-
keiten ans den Kreisen der Künstler mtb
Kunstfreunde verfolgen sollten. Nach ver-
schiedenen Versuchen mib Verhandlungen
standen endlich der Gesellschaft fünf
Säle in den Räumen des K. Knnstaus-
stellnngsgebändes am Königsplatze zur
Verfügung, welche zu diesem Zweck von
der Münchener Künstlergenossenschaft ab-
getreten wurden. Zngelassen zur Aus-
stellung wurden nur Werke lebender Künst-
ler ans dem Gebiete der Malerei, Bild-
hauerei und Baukunst, der zeichnenden
und vervielfältigenden Künste. Ferner
wurden Werke der Kleinkunst, welche nach
Erfindung mtb Ausführung in hervor-
ragender Weise das Gepräge eines Kunst-
werkes an sich tragen, nach vorgängigem
Einvernehmen mit der Ausstelluugskom-
mission zur Ausstellung zngelassen. Aus-
geschlossen blieben Photographien, Copien
uns alle ans mechanischem Wege erzeugten
Werke. Jedoch war es den Architekten
gestaltet, Photograhien ihrer ansgeführten
Bauten zur Ausstellung zu bringen. Ebenso
wurden Photographien ansgefübrter Wand-
nnd Glasgemälde, sowie von Werken, die
nicht transportabel waren, zugelassen.
Die Ausstellung konnte ans den angesetzten
Tag am 10. Angtlst eröffnet werden nnb
erfreute sich besonders während der Ka-
tholikentage eitles sehr zahlreichen Be-
suches. Es war die allgemeine Ueber-
zeugung bei allen Besuchern, daß das
Werk gelungen sei; auch die Presse, selbst
die gegnerische, sprach sich bisher fast eiu-
stimmig sehr günstig über die Allsstellnng
ans. Macke» wir nun eine Wanderung
durch die fünf Säle!

Beim Eintritt in den ersten Saal fesseln
uits vor allem zwei große Altarbilder,
von denen das eine bereits seilte Bestim-
mung gefunden, das andere aber lioch ver-
käuflich ist. Unser Sanbönumn Gebhard
Fugel, lim mit diesem zu beginnen, hat
nemlich für ben Hochaltar der Anstalts-
kircke zu Liebellail bei Tettuang eine
„Himmelfahrt Mariä" gemalt, die in
dankenswerther Weise vom Vorstand der
betreffenden Anstalt unserer Ansstclltlng

bis znin Schlüsse überlassen wurde. Das
ziemlich umfangreiche Bild stellt dar, wie
die hl. Jungfrau auf einer Wolke stehend,
die von einem Engel getragen wird ■—
anspielend auf „assumptio“ — zum
Himmel schwebt >tnd mit weit ausgebrei-
teteu Häildell und erhobenem Blicke voll
heiliger Sehnsucht ihre himmlische Krö-
llnug erwartet. Sie finbet hier den ge-
liebteil Sohn ans dem Throne seiner Herr-
lichkeit sitzend zlir Rechten des Vaters,
herrlich überstrahlt vonl hl. Geiste, der
in Tanbengestalt oben in der Milte schwebt.
Eiil musicireuder nnb singender Chor von
lieblichen Engelgestalteu umgibt sie lind
führt sie jubelnd in das Reich der Ver-
klärnng, wo sie die schönste aller Kronen,
gemeinsam gehalten von Gott dem Vater
und dem Sohne, nnb überstrahlt vom
hl. Geiste, erhält. Exaltata est Dei
genitrix super clioros angelorum ad
coelestia regna (Erhöht ist die heilige
Goitesgebärerni über die Chöre der Engel
z>l den hinnnlischen Neichen), singt die
Kirche am Mariä Himmelfahrtsfeste, nnb
diese Antiphon hat Maler Fngel im Bilde
herrlich verkörpert. Wir habeil das Ge-
mälde im Atelier des Meisters entstehen
sehelt und ftnb Zeuge davon,, nicht nur
niit welcher Sorgfalt nnb Liebe jede ein-
zelne Figur dnrchstudirt und durchmodelirt
ivorden ist, sondern auch mit welcher
selbständigen lind tiefen Auffassung das
so viele hundert Mal in alter und neuer
Zeit wiederholte Thema behaildelt mürbe.
Fngel hat außerdem noch eine Skizze alls-
gestellt, llach welcher das schöne Decken-
gemälde in der St. G e bh a rd ska p elle
ob Bregenz gefertigt wurde: es stellt die
G r u u d st e i n l e g u n g des Klosters
P e t e r s h a u s e n bei Konstanz vor, welche
der hl. Gebhard im Jahre 983 im Bei-
sein vieler geistlichen und weltlichen Gäste
unter großen Feierlichkeiten vorgenommen
hat. Schon dieser Entwurf, noch mehr
aber das herrlich ausgeführte Original in
deni schön restanrirten Kirchlein auf dem
Gebhardsberge zeigt, daß Meister Fngel
auch als Historienmaler im eigentlichen
Sinile des Wortes seinen Mann stellt.

Wie grundverschieden in seinem Thema
ist das zweite große Altargemälde in
unserem Saale, das dem Fugel'scheu
Maria Hinuuelsahrtsbilde gegenüberhäugt!
 
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