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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 10
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Erste Ausstellung der deutschen Gesellschaft für christliche Kunst, [1]
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Probst, Josef: Berichtigung einiger Bemerkungen des Herrn Pfarrers Busl über Friedrich Schramm
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0095

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diesem Bilde. Baumeister sah den Ver-
blichenen ans dem Todbette, und was er da-
mals gedacht und empfunden hat, hat er
im Bilde wieder gegeben. Glaube, Hoff-
nung und Liebe, die Wegweiser des Leben-
den, halten die Totenwache; oben schwebt
das sleischgewordene Wort, „die Anfer-
stehnng und das Leben", im Schooße der-
jenigen, zu welcher der Verstorbene so oft
gerufen. Es war uns ein Hochgenuß,
dieses Bild zu betrachten und man muß
der Wittwe zu Maxlrein den größten Dank
wissen, daß sie dieses Bild der Ausstellung
überlassen hat. Das Gemälde stammt schon
ans dem Jahre 1885. Daneben hängt
ein Köpfchen von Gabriel Max „Eine
Heilige" betitelt — was für eine2 Es ist
ein schwärmerischer Mädchenkops, sein ge-
malt, aber ohne höheren geistigen Ausdruck.

* (Schluß folgt.)

Berichtigung einiger Bemerkungen des
Herrn Pfarrers Bnsl über Friedrich
schramm.

Herr Pfarrer Busl gibt in Nr. 12 des
Archivs 1894 seinem Befremden Ansdrnck, daß
der Unterzeichnete Anstand genommen hat, den
Bildhauer Friedrich (1506 und 1516) mit dem
von Dursch angeführten Friedrich Schramm vom
Jahr 1480 zu identifiziren und lieber an einen
Sohn desselben denken möchte; sowie auch dar-
über, das; er die Identifikation des Christoph
Keltenvfer von 1509 mit dem gleichnamigen
Meister von 1480 (von Dnrsch angeführt) nicht
anznerkennen vermag.

Was den letzteren (Keltenvfer) anbelangt, so
liegt die Sache sehr einfach; der Keltenvfer von
1509 kann unmöglich der gleiche sein wie der
von 1480; denn bei ihm ist ausdrücklich be-
i'nerkt, das; er 1509 als Bürger in Ravensburg
ausgenommen worden sei und von Augsburg
hergekommen sei; er kann also nicht alt ange-
sessen (seit 1480) gewesen sein. Herr B. hat
diesen Eintrag selbst wortgetreu ans den Acten
angeführt im Archiv 1889 S. 59.

Bei dem Bildhauer Friedrich aber liegt die
Sache so: Hafner hat in seiner Geschichte von
Ravensburg und in den „Württ. Vierteljahrs-
beften" eine stattliche Reihe von Malern und
Bildhauern aus der zweiten Hälfte des 15. und
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach ver-
schiedenen Acten veröffentlicht; wir nennen:
vier Brüder Bader (Jörg, Andreas, Osivald
und Heinrich) sämtlich Maler; Peter Tagbrecht,
Hans' Siebolt, Jakob Steinei', Andreas Heidler,
Jörg und Ivos Sperger und einen Maler
Onschwald (Oswald); dazu noch ungefähr ein
halb Dutzend Kartenni a l er. Ferner führt
er als Bildhauer an aus derselben Zeit:
Hans Buttenmüller, Dionys Stecker und die
Meister Jakob und Friedrich. Aber der Ge-

schlechtsname Schramm fehlt nach Hafner in
diesem Zeitraum gänzlich. Das müßte unseres
Erachtens sehr auffallend sein, wenn dieser
tüchtige Meister während des ganzen Zeitraums
von 1480 bis 1516 fortgelebt hätte. Wenn aber
der voll Dnrsch (1480) angeführte Meister bald
nachher gestorben ist, so ist der Mangel ait
Nachrichten über ihn erklärlich, sowie auch, daß
unterdessen ein Sohn desselben herangewachsen
seiil möchte, der unter der Bezeichnung „Fried-
rich" begriffen sein kann.

Herr B. kommt aber auch ans die Prioritäts-
frage zu sprechen (Archiv 1894 S. 102) und
stellt den Sachverhalt so dar, als ob durch ihn
der erste positive Schritt geschehen sei zur
Wiederherstellung der Existenz des Friedrich
Schramm. Diese Darstellung ist unrichtig.

Das Verdienst, die Frage nach der Existenz
des Schramm überhaupt wieder angeregt und
in Fluß gebracht zu haben, gebührt Herrn
Beck, der freilich voll der Nichtexistenz des
Schramm moralisch überzeugt war und nur um
die Form eiuznhalten, sich veranlaßt fühlte,
wiederholte Aufrufe zu erlassen, bevor er den-
selben definitiv als nicht existirend erklären
tvollte.

Nach Herrn Bnsl iväre nun der nächste
positive Schritt zur Wiederherstellung der
Existenz des Schrainm von ihm ansgegangen
(Archiv 1894 2. 102 mit Bezugnahme auf seine
Arbeit Archiv 1889 S. 5? Nr. 6) nild „s o-
dann" erst habe der Unterzeichnete in Nr. 8
des Archivs Mittheilnngen gemacht.

Hier wird von Herrn B. ein Glied iib c r-
spruii gen.

Als unmittelbare Antwort ans den Aufruf
des Herrn Beck erschien im schwäbischen Diöeesan-
archiv von Dr. Hvfele Nr. 5 (also erste Hälfte
des Monats März) eine nicht mit Namens-
nnterschrift gezeichnete Antwort (von der aber
Herr Bnsl ganz richtig bemerkt, daß sie von
mir ansging), in ivelcher ans die, lute es schien,
fast ganz unbeachtete Angabe bei Dnrsch hinge-
iviesen ivnrde mit Anführung der betreffenden
Stelle daselbst. Da die Arbeit von Herrn Bnsl
erst im Junius 1889 erschien, meine Antwort
aber schon in der ersten Hälfte des März, so ist
letztere um circa zivei bis drei Monate voraus.
Daß Herrn B. dieselbe dazumal schon bekannt
war, geht unwiderleglich daraus hervor, daß er
in einer Note seiner Arbeit (Archiv 1889 S. 63)
ans meine voransgegangene Antwort Rücksicht
nimmt. Es kann somit Herrn Bnsl kein
Recht zuerkannt werden, die Priorität in dem
fraglichen Gegenstand für sich in Anspruch zu
nehmen.

Pfarrer Dr. Probst.

N a ch s cf) f i f t.

Obige Entgegnung wurde geschrieben in der
Voraussetzung, daß die kritischen Bemerkungen
des H. Bnsl gegen mich beendet sein werden. Das
war jedoch nicht zutreffend; dieselben finden eine
Fortsetzung in Nr. 1 des Jahrgangs 1895.

Vor allem ist zu konstatiren, daß bei Herrn
B. doch einige Scrnpel über die Jdentifizirnng
des Chr. Keltenvfer von 1480 mit jenem von
 
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