Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

DOI Heft:
Nr. 10
DOI Artikel:
Probst, Josef: Berichtigung einiger Bemerkungen des Herrn Pfarrers Busl über Friedrich Schramm
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0097

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
88

Vierte N ci ch s ch r i f t.

Endlich in Nr. 6 der Schluß der langans-
gezogenen „Defensive"!

Ob Herr Busl irgend ein Recht habe, seine
Ausführungen gegen mich als einen Akt der
Bert hei dignng au bezeichnen, kann getrost
dem Unheil des Lesers überlassen werden. In
der Frage über die Existenz oder Nichtexistenz
des Friedrich Schramm lag für mich wohl eine
dringende Aufforderung vor, gegen Herrn Beck
Einsprache §it erheben, der allzu eilfertig sich
anschickte, die Erdschollen in das Grab desselben
einzuwerfen, aber nicht gegen Herrn Busl, der,
wie schon oben nachgewiesen, erst ganz nach-
träglich aus der Arena erschien; was die Sculp-
turen von Eriskirch anbelangt, hat derselbe,
unseres Wissens, zuvor niemals und nirgends
sie auch nur berührt, ebensowenig als er der
Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer Combination
der Hagersichen Stiftung von 1479 mit dem
Altarnnssatz von 1480 irgendwie Erwähnung
gemacht hätte. Was diesen Punkt anbelangt, so
hätten die Bemerkungen des Herrn B. nur
danit eine Berechtigung, tvenit ich die Behauptting
attfgestellt hätte, daß der Zusammenhang der
Stiftung der Kath. Hager mit dem Altar der
Hirscher'schen Madonna erwiesen sei. Ich
habe aber im Archiv 1889 S. 90 und 91 dafür
nttr einen „gewissen Grad von Wahr-
scheinlichkeit" in Altspruch genommen und
aitf eine Reihe von „Anhaltspunkten" hin-
geiviesen, die nicht zufällig sein können. Ob
durch die Busl'schen Ausführungen sede Wahr-
scheinlichkeit und jeder Anhaltspunkt vernichtet
sei, können ivir dem Urtheil des Lesers uiit so
mehr überlassen, da der Nachweis von seiner
Seite vermißt wird, daß die ansehnliche Hager'schc
Stiftung „zur Pfründe und Altar" ausschließ-
lich nur dem Ziveck der Aufbesserung der Pfründe
gedient habe, dem Altar aber gar nichts znge-
wandt worden sei.

Wir anerkennen vollständig die Berechtigung
und Nothtvendigkeit der sachlichen Kritik; aber
dieselbe soll sich nicht in deir Mantel der Defen-
sive hüllen rmd überhaupt die allgemein gültigen
Grundsätze einhalten.

Ich glaube auch rioch hinzufügen zu sollen,
daß anderwärts, aitf sehr achtnngswerther Seite, !
die Bestrebungen, die Kunstgeschichte voir Ober-
schwaben aufznhellen, nicht verkannt werden,
sondern recht sympathische Anfnahme gefunden
haben. Probst.

Literatur.

Sammlung schwäbischer Baudenkmale und
Kunstarbeiten, herausgegeben vorr P. Sinner,
Photograph in Tübingen, XVI. Hest.
Werke, in welchen die Abbildung alles, die
Abhandlung dagegen verschwindend ist, sind kaum
unter der Rubrik „Literatur" nnterzubringen.
Doch konnten wir das vorgenannte 16. Heft der
Sinner'schen Sammlung um so weniger mit
Stillschweigen übergehen, als es sich mit der
erst neuerdings verdientermaßen gewürdigten
Marienkirche zu Reutlingen befaßt. Unsere Leser
kennen schon zur Genüge die Feinheit und Kraft !

vorr Sinners Photographien. Sie sind meist in
ziemlich großem Maßstabe gehalten, >vas für die
befriedigende Wiedergabe eines in unzählige kleine
Teile sich auflösenden Kunstdenkmals voir hohem
Wert ist. Nicht nur gewinnt dadurch die Dent-
lichkeit, sondern die Wirkung, tvelche durch eine
ansehnliche Abbildung erzielt wird, nähert sich
mehr der Wirklichkeit. Dies gilt besonders für
solche, tvelche, iir Baukunde und Bautechnik nur
leidlich bewandert, aus dem Anschauen derartiger
Bilder vor allem einen großen allgemeinen Ein-
druck von der Schönheit und den hervorstechen-
den Eigenthümlichkeiten des betreffenden Gegen-
standes schöpfen möchten. Zugleich haben die-
selben es weniger auf eine Wiedergabe aller
Seiten und Theile eines Baues abgesehen, die
ihnen nur mehr oder weniger als Wiederholungen
erscheinen würden. Sie habet: lieber verhält-
nißmäßig wenige, aber durchschlagende und
charakteristische Ansichten eines Kunstwerkes irnd
daneben einige Detailaufnahmen.

An letzteren bietet Blatt 5 zivei: die durch
die Feuersbrunst von 1726 schwer beschädigten
und erst neuerdings aus ihrer Vermauerung
befreiten Blendbogen der Langwände — die
später^.MrlWixd^s. dem Photographen danken,
dasVer ne trAWtens-.iin Bild erhalten hat, da
sie in Wirklichkeit wohl irreparabel sind — und
ein Stück der malerischen Außenseiten, nur leider
in der Aufnahme zu groß oder zu klein, wie
man will! Ein einziges Feld zwischen zivei
Streben, in gehörigem Maßstab abgebildet, würde
den Ztveck einer Detailansicht besser erfüllen.
Bei der Aufnahme einzelner Abschnitte eines
Gebäudes ist stets so zu verfahren, daß im
Einzelnen möglichst das Ganze und im Ganzen
das Einzelne zum Ausdruck komme. — Die
Innenansicht (Blatt 3) zeigt die nüchternen acht-
eckigen Pfeiler, tvelche hoffentlich bald den schönen
reichgegliederten Säulenbündeln aus der Zeit
vor dem Brande Platz machet: werden. Blatt 4
ist dem herrlichen bilderreichen Heiliggrabe gc-
tvidmet. Eiitei: dankbareren Gegenstand, seine
Meisterschaft zi: bewähren, dürfte er kaum findet:
können.

Der künstlerische und bailliche Höhepunkt des
Ganzen, der vielgliederige und doch so übersicht-
liche Thurm, ist Gegenstand zweier gesonderter
Tafeln. Nur schade, daß sie ::icht auf einander
passen, indem die oberen Parthien in einem
kleineren Verhältnis; ausgenommen sii:d als die
unteren. Es ist dies um so mehr zu bedaileri:,
mit je größerem Geschick die eigentliche Pracht-
fassade mit ihren vorspringenden und zurück-
liegenden Theilei:, massigen Traggliedern und
ätherischen Zieraten, ihren Lichtern ilnd Schatten,
perspektivisch täuschend nachgebildet ist. Wir
zweifeln nicht, daß es einmal dem Herausgeber
der „Sammlung", wenn auch nur mit Beihilfe
einer Zeichnung — es ist näittlich durch die
Nähe der Häuser dem Photographen sehr er-
schwert, Pvsto zi: fasse:: — gelingen wird, den
Thurm als Ganzes, tvie er leibt und lebt, in
seinen Apparat zu bannen, tvie er uns die rechte
Ansicht des Innern auch dann erst wird bieten
können, wein: dasselbe in neuen: oder vielmehr
in seinem alten Glanze wieder erstrahlen wird.

Stuttgart, Buchdrurkerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
Annotationen