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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 11
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Erste Ausstellung der deutschen Gesellschaft für die christliche Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0100

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91

der herrlichsten Kunstwerke unsere Aus-
stellung. Eine vollendete künstlerische
Technik, ein unverdrossenes, eingehendes
Studium der Natur und eine warme, tief-
gemüthvolle Empfindung leuchten ans diesem
Werke. Das wäre einmal den vielen
Knnstfabrikarbeiten gegenüber, die man in
nnsern Kirchen antrisft, eine wahrhast
künstlerische Zierde eines Gotteshauses,
einer fürstlichen oder bischöflichen Haus-
kapelle oder einer Jnstitutskapelle. Möchte
ein Mäcen sich finden und so der Künstler
zu weitern ähnlichen Arbeiten ermuntert
werden! Gleich schön ist auch desselben
Künstlers „Manenpforte", wo wir tie
heilige Jungfrau mit dem Kinde unter
einer Art Baldachin stehen sehen, gleich
empfehlenswert für Kirchen oder Kapellen,
aber auch als herrlicher Schmuck für ein
größeres Zimmer.

Auch die Architektur ist in unserem
Saale vertreten: das Modell der gothischen
St. Paulskirche in München zeigt die
ganze geniale Schöpferkraft des Professors
Hanberrisser; am meisten Aufsehen
erregt aber der kostbare romanische
Hochaltar ans vergoldetem Kupfer, ent-
worfen von Professor Romeis und aus-
gesührt von Rudolf Harr ach, welchen
der Prinzregent von Bayern für die neue
St. Bennokirche in München gestiftet
hat. Die sechs Heiligenfiguren daran,
nämlich Ludovicns, Luitpold, Benno, Cor-
binian, Agnes und Theresia, sind von
Heinrich W a d e r e modelliert und in
je drei Nischen zu Seiten des Tabernakels
geschmackvoll eingefügt. Es ist interessant,
wie der Künstler der »Rosa mystica«
die sechs Figuren der streng romanischen
Architektur einzuverleiben wußte, ohne die
romanischen Vorbilder nur blindlings mit
all ihren Verzeichnungen nachznahmen.

In dem vierten Saale oder viel-
mehr in einem Durchgang sind meistens
Entwürfe zu Kirchenbanten, Skizzen für
Ausmalung von Kirchen, solche für gemalte
Feister u. dergl. untergebracht. Wir nennen
die Entwürfe von Hanberrisser zur
St. Paulskirche in München, zur Herz
Jesnkirche in Graz, zur Kirche für Tutzing;
von Hans Martin, nnserm Landsmann,
den Entwurf für die dekorative Bemalung
der Kirche zu Hattlerdorf (Vorarlberg) und
die Entwürfe für die dekorative Ausmalung

der Stadtpfarrkirche zn Tettnang; von
Prof. R o m e i s den Entwurf zur St.
Bennokirche zu München n. s. io. Auch
verschiedene Altarentwürfe von Joseph
Stärk in Nürnberg sind ausgestellt, die
auf tüchtige Arbeiten schließen lassen. In
diesem Gange sind auch die schon oben
erwähnten 12 Blätter ans dem Cyclns
„Die Wunder Christi" von Ludwig
Glötzle anfgehängt. Noch seien hier
zwei Gemälde erwähnt: B o n i f a z L o ch e r,
unser Landsmann, hat einen Madonnakopf
gemalt, der, wenn auch nicht ganz frei
von Reminiscenzen an ähnliche Dar-
stellungen, doch liebevoll und sorgfältig
dnrchgearbeitet ist lind ein Bildchen von
ganz inniger Zartheit und hoher Schön-
heit genannt werden muß. Auch die „Sab-
bathrnhe", eine heilige Jungfrau mit dem
Kinde, den: kleinen Johannes uiid drei
Engeln, von dem Düsseldorfer Heinrich
Co mm ans, ist eine Koiiiposition von
raphaelischer Ansfassnng und Formgebung,
wunderlieblich gezeichnet. Eigenthümlich ist
aber die Farbengebilng an demselben, in-
dem man niehr einen Oelfarbendrnck als
ein Oelgemälde vor sich zii haben glaiibt.

Im fünften und letzte» Saale sehen wir
eine größere Abwechslung in Knnstgegen-
ständen: da ist die Glasmalerei, die Plastik,
die Oelmalerei, die Goldschmiedeknnst und
noch anderes bunt durcheinander vertreten.
Das ansgestellte Glasgemälde für die
Rochnskapelle bei Bingen a. Rh. nach dem
Entwürfe von Dixen in München zeigt
eine gute Auffassung und technische Be-
kanntschaft mit den Alten; wir sehen als
Hauptbild die hl. Cäcilia, links den König
David und rechts den hl. Gregor d. Gr.,
oben St. Hildegard; die Ausführung des
künstlerischen Eillwnrfes geschah in der
MayeEschen Hofknnstanstalt in München;
von demselben Meister sah man noch drei
weitere Entwürfe zn Glasgemälden. Eine
neue Technik in dieser Kunst hat die Glas-
malereianstalt von Zeltler in München ver-
sucht : ein von Ludwig Glötzle gefer-
tigter Entwurf zu einer Pieta ist in der
Weise ansgeführt, daß seine farbige Wir-
kung auf Glas nicht vom durchscheinenden,
sondern von auffallendem, opaken Lichte
bedingt ist. Aus der Goldschmiedekllnst
sehen wir fünf schöne Kelche von Jos.
O r t m a n n in München und einen größer»
 
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