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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

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Nr. 11
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Erste Ausstellung der deutschen Gesellschaft für die christliche Kunst, [2]
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Probst, Josef: Vergleichung der Angaben der zwei Biberacher Chronisten aus dem Zeitalter der Reformation, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0103

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94

daß die (Münchener) Kunst von ihrer
früheren Höhe in den Sumpf der Ge-
meinheit und der Prostitution herabgestiegen
sei." Ein hartes Wort, aber für den,
welcher die Verhältnisse kennt, verständlich,
lieber die Beziehungen einer gewissen mo-
dernen Kunst zur Prostitution ließen sich,
wenn der Anstand das erlauben würde,
manche grelle, einen Abgrund der Sitten-
losigkeit beleuchtende Streiflichter anfdeckeit.
Die „Angsb. Postztg." brachte in Nr.
211 einen Artikel „Moderne Dichter-
und Künstlermoral", in welchem auf die
geselligen „Leistungen" der bekannten Mün-
cheiter Künstlervereinignng „Allotria" 'hin-
gewiesen war. Diese „Leistnugeit" sind
offenes Geheimnis. Ein Bekannter von
uns, welcher eilt paar Mal in die „Allo-
tria" eingeführt wurde, erzählte uns ge-
radezu skandalöse Dinge, iinb zwar von
Herren, die eine bevorzugte und tonan-
gebende Stellung iit der Künstlerwelt ein-
nehmen Uns selbst wurden im vorigen Jahre
in der „Allotria" entworfene Skizzen eines
„berühmten", hypermodernen Malers ver-
traulich gezeigt, die an ekelerregeilder Ge-
meinheit alles Dageivesene überbieten.
Diesem Künstlervereine gehört fast die
ganze P r o s e s s o r e n s ch a f t d e r A k a d e -
mie an! Und diese Kunst, oder richtiger:
Kunstrichtung, soll staatlich, als ein
„K u l t u r e l e m e n t", mit großer Fürsorge
nute r st ü tz t, für dieselben sollen im
Landtage jährlich nette Tausende ans dem
Säckel des Volkes bewilligt werden! Uns
würde es iticht überraschen, wenn in der
kommenden Landtagssession, trotz des zu
erwartenden Lärmes der „Neuesten Naeh-
richten", der vielstimmige Ruf ertönen
würde: „Dieser Kunst feinen Groschen !"

Vergleichung der Angaben der zwei
Biberacher Chronisten ans dem
Zeitalter der Reformation.

Von Pfarrer Or. Probst in Essendorf.

(Schluß.)

Was nun den Choraltar anbelangt,
so kommen beide Chronisten auf denselben
zu sprechen, jeder in seiner Weise.

Pflnmmern liebt es nicht, irgend eine
Beschreibung zu geben; aber rechnet mit
erbarmungsloser Einläßlichkeit vor, wie
viel Schaden an baarem Geld imb Geldes-

werth die reformatorische Bewegilng in
Biberach angerichtet habe und kommt schließ-
lich (S. 209) zu der stattlichen Summe
von 62 790 Pfnttd Hellern, wobei er wie-
derholt angibt, daß seine Schätzungen eher
zu gering seien als zu hoch.

Unter diesen Opfern der leidenschaftlichen
Aufregungen führt er (S. 204) auch den
Choraltar an, der bei dem Bildersturm
zerstört worden war. Die Stelle lau-
tet so:

„Item was verwiestet ist an Tafeln;
Item die Tafel im Chor gestund by 1100
Pfund. Als ich hnn ghört, so wollten die
von Buchau (adeliges Frauenstift?) darum
hnn geben 400 Pfund; man hält aber ein
enge gewissen darnmb; man forcht, man
gebe andern liten ergernns damit, glich als
die Inden, die nit in Pilatus hns wollten
gnn, totent aber Christum gar."

Dann wird nochmals wiederholt, die
(Tafel) im chor gestund by 1100 Pfund;
item die andern 4 besten (Tafeln), eine in
die andere 200 Pfund; die andre by 20
Tafeln, eine in die andere nur 30 Pfund
ist 600 Pfund, zusammen 2500 Pfund.
Ob nun der Preis für den Choraltar seine
eigene Taxierung sei, oder ob ihm die An-
schasfnngskosten bekannt waren, jedenfalls
steht derselbe beträchtlich höher im Werth
als alle andern.

Vorher schon gibt Pflnmmern (S. 196)
eine Noliz über die Verwendung des Chor-
altarsteins : „item ns dem Choraltarstein
ist gemacht der Nachtmaltisch und stat auch
uf alten steinen". Auch der Anonymus
berührt den Altarstein des Choraltars
(S. 22) mit den Worten: „Der Altar-
Hat ein hübschen großen blauen Altarstein
gehabt." Es war jedoch, nach gefl. Mit-
theilnngen des H. Kaplan Schilling, da-
rüber nichts mehr zu erheben.

Ganz anders gestaltet sich das Referat
des Anonymus über den ehemaligen Hoch-
altar. Ziffern liebt derselbe nicht anzu-
führen ; aber er widmet einige Kapitel
seiner Schrift der Beschreibung dieses
Altars (S. 21: weiter vom Choraltar,
wie er ist gestein; S. 22 von der Tasfel
auf den Altar; S. 23 von den Fligele
an der Tasfel; S. 25 weiter vom Althar
im Chor) und hier, aber auch nur bei
diesem Altar, führt er den Meister dessel-
ben an (S. 22 „nf dem Altar im Chor
 
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