Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

DOI Heft:
Nr. 12
DOI Artikel:
Keppler, Eugen: Ein hochwichtiger Katakombenfund
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0111

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
von derselben, eine andere Tafel zeigt uns
in einer Innenansicht der Kapelle den
Ort, wo es angebracht ist, das Bogenfeld
unmittelbar über der Hanptabside und über
dem einstigen Altar, dessen Mensa, ein
gemauertes Grab, uod) aufgefunden wurde.
Was stellt nun das Gemälde dar? Auf
niedrigem halbrnndem Speifesopha sind sechs
Personen gelagert, darunter eine weibliche
mit herabwallendem Kopfschleier; am rech-
ten Ende des SophaS sitzt ein bärtiger Mann
lind bricht mit beiden ansgestreckten Händen
ein Brod; er ist offenbar der Vorsitzende des
Mahles. Vor ihm steht ein Kelch von
der Form eines großen Bechers ohne Fuß
mit zwei Henkeln, daun zwei Teller mit zwei
Fischen und fünf Brodeu uild rechts und
links von der Scene links vier, rechts
drei bis an den Rand mit Broden gefüllte
Körbe.

Daß die zlvei Fische, die fünf Brode
und die Körbe ans das Wunder der Brod-
veruiehrnug anspieleu, kann liicht zweifel-
haft sein, ebensowenig, daß die ganze Dar-
stellung ailf die Eucharistie hinweist. So-
wohl ans patristischen Schriften, wie ans
altchrißlichen Monumenten kann der Ver-
fasser Belege dafür beibringen, daß
schon sehr frühe die Bcodvermehrnng mit
der encharistischen Speisung in symboli-
schen Zusammenhang gebracht wurde. Für
das encharistische Opfer und Mahl aber
war schon nach Ausweis der Apostelge-
schichte das Brodbrechen terminus teall-
nicus, und der allein bärtige Vorsitzende
in unserem Bilde kann niemand anderer
sein als der celebrirende Bischof. Das
Mahl als eine bloße Agape zu deuten,
verbieten die beigefügten Neminiscenzen
an die wunderbare Speisung, und die
Eigenart und der hohe Werth des Bildes
liegt eben in dieser Verschmelzung von
symbolischer und realer Darstellung, welche
sich gegenseitig dnrchdringen und erläutern.

Natürlich ist für tie nähere Werth-
bestimmnng von größtem Belang die Da-
tirnng des Bildes. Sie ist verhältniß-
mäßig leicht. Daß die Snsannascenen in
unserer Kapelle spätestens der Mitte des
zweiten Jahrhunderts angehören, ist von
den Archäologen einstimmig zngestanden; als
gleichzeilig wurden k angesehen das Quell-
wnnder und theilweise die Darstellung der
drei Jünglinge im Fenerofen; die übrigen

bisher bekannten Bilder glaubte man aber
einer wesentlich späteren Periode zntheilen
zu sollen. Nun erbringt aber Wilpert
den Beweis, daß nicht nur alle Theile der
Architektur der Cappella greca, sondern
auch ihre gesammle Ausschmückung ans
ein und derselben Zeit stammen, lind daß
nur zwei verschiedene Künstler unterschie-
den werden können. Was daher von den
Snsannafresken gilt, gilt von allen: der
ganze Cyklus und namentlich die Fractio
panis stammt ans den ersten Decennieil
des zweiten Jahrhunderts. Mit den Fi-
schen der Lncinagrnft samt den zwei be-
kannten Körben, durch deren Geflecht die
Glaöbccher mit rothein Wein dnrchschim-
mern, eröffnet unsere Fractio panis die
Reihe der encharistischen Darstellungen;
sie i st die e r st e v 0 l l st ä n d i g er-
haltene reale D a r st e l l n n g der
Eucharistie. Ihr dogmatischer Werth
ist von selbst klar; der künstlerische ist
hoch anzitschlagen: „Das Bild ist mit
Geist und tiefem Verständniß für das
Darstellungsobjekt entworfen; die Kompo-
sition baut sich in mehreren Grnppeit ans,
tvelche in geschickter Weise zu einem ein-
heitlichen Ganzen vereinigt sind; jede Figur
ist selbständig behaitdelt und ausgefaßt;
dadurch kam Leben und Abwechslung in
die Komposition imb wurde jene abstoßende
Einförmigkeit, die z. B. den Anblick der
Mahlscenen in den sogenannten Sakra-
mentskapellen verleidet, glücklich vermieden.
Wer ein solches Bild malen konnte, muß
als begabter Künstler gelten."

Eilte willkommene Beigabe des Ver-
fassers sind nicht nur die Abschnitte über
das Atritim und die Gräber der Cap-
pella, sondern auch der schöne Traktat
über die encharistische Feier ztir Zeit des
hl. Jnstinus Martyr, weil nämlich ans
dieser Zeit auch unsere Fractio panis stammt,
ferner der Ueberblick über sämmtliche Ge-
mälde der Cappella, welcher,zeigt, daß
sie alle um zwei Brennpunkte sich grnp-
piretl, um Taufe unb Eucharistie. Sehr
interessant sind auch die praktischen und
ikonographischen Folgerungen, welche u. a.
auch der Epegese zu gttt kommen, sofern
die Malereien die Anerkennnitg des Buches
Daniel einschließlich der beiden letzten
Kapitel unb des Evangeliums Johannis
(Auferweckung des Lazarus) als kanonischer
 
Annotationen