Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 13.1895

DOI Heft:
Nr. 12
DOI Artikel:
Rueß, Bernhard: Die Künstler und Meister: welche beim Bau des neuen Klosters (der derzeitigen Heilanstalt) in Schussenried thätig waren
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15912#0114

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
105

gens) wurde fein Leichnam auf dem Gottes-
acker bei St. Martiu beigesetzt. Die kirch-
liche Beerdigung nahm P. Adrian Seeger
vor?)

Der eventuelle Stellvertreter und nächste
Gehilfe des Baumeisters war fein Namens-
vetter Franz Taver Emele, welcher
in der Schusfeurieder Parcelle Kleinwin-
uadeu wohnte. Im Toteubuch der Schnssen-
rieder Zünfte wird ihm der Titel „Balier
nud Zunftmeister" gegeben. Dieser Palier
F. cb. Emele war aus Schwarzach gebürtig.
Er heirathete in erster Ehe Katharina
Burkhart von Kleiuwiuuadeu (den 19. No-
vember 1759) und in zweiter Ehe Maria
Anna Depfeuhardt aus Watteuweiler (den
25. April 1774). Bemerkeuswerth bleibt,
daß dieser Klosterbanpalier dem Architekten
schon am vierten Tage nach dessen Ableben
im Tode uachgesolgt ist. Den Hingang
dieses Paliers notireud bemerkt nämlich der
Klosterpfarrer im Verzeichuiß der Abge-
storbenen: „Den 11. August 1780 folgte
der Schüler seinem Meister in der Bau-
kunst in das Jenseits, nachdem er von
vielen Unfällen, Entbehrungen nnd Leiden
heimgesncht worden war."

Die Oberaufsicht über die Thätigkeit
des Klostererbauers war einem Ordeus-
mauu, nämlich dem P. K o u r a d K a y s e r,
anvertraut. Denn unterm 20. Juli 1753
ist dieser Norbertiuermöuch zum Inspektor
über den neuen Ordeushausbau bestimmt
worden?) Er bekleidete damals zugleich
auch das Amt eines Kornspeicherverwalters
(granarius). Im Konventsbuch finden
wir seinen Namen erstmals anno 1735
eingetragen, letztmals aber anno 1763.
Um dieses ehrenvolle Amt eines Ban-
inspektors und obersten Ueberwachers der
Aufführung des Klosterueubaues hatte sich
ein Manu vom Fach, nämlich kein Ge-
ringerer als der damals schon betagte
Erbauer des nahegelegenen Steinhäuser
WallsahrtStempels, Dominikus Zimmer-
mann, beworben. Man fürchtete jedoch,
es möchte zwischen den beiden tüchtigen
Männern, dem greisen D. Zimmermann
von Landsberg imb dem noch fast jugend-
lich rüstigen I. Emele, zu Rivalitäten oder-
gar Konflikten kommen. Um daher diesen

0 Siehe die Kirchenbücher der katholischen
Pfarrei Schnssenried.

0 D. N. Seite 181.

Meister nicht zu verletzen, wnrde jenem
die Bitte um Uebertragtmg der Oberanf-
sicht über die Bananssührnng „in Gnaden
abgeschlagen"?) Durch die Ernennung
eines kundigen Klosterinsaßen zum Ban-
inspektor, hinter welchem sozusagen der
Gesammtwille der Mönche stand, glaubte
man das Interesse des Neichsstistes am
besten gewahrt und die Gefahr einer Dis-
harmonie möglichst ferne gerückt. In der
That ist die allgemein anerkannte Solidität
des Gebätides ein Zeugnis für die Tüchtig-
keit des trefflichen Meisters Emele, aber
auch ein Beweis der Umsicht des ehemaligen
Klosterbaninspektors P. Konrad Kayser.

Der König unter den Malern, welche
sich im neuen Kloster verewigt haben, ist
der Meister Franz Georg Herr-
mann, der Aeltere, ans Kempten. Die
frühesten ins Ordenshans gelieferten Ar-
beiten desselben werden das Plasondbild
des ersten Stiegenhanses (die päpstliche
Genehmigung der Norbertinerordensgründ-
nng) und dasjenige der nächstliegenden
kleinen Kuppel (Mariä Heimsuchung) [ein.
Für diese beiden Gemälde erhielt der
Künstler 104 fl. 30 kr. sammt der Dis-
kretion (Trinkgeld)?) Die Hauptarbeit
Herrmanns ist aber sein Cyklns von
Malereien an der Decke der Bücherei.
Diese Niesenleistnng, deren erste Hälfte
ans dem Jahre 1755, deren zweite Hälfte
aber erst ans dem Jahre 1757 stammt,
wnrde ihm laut Accord mit 1800 fl. be-
zahlt. Während der Dauer dieser Arbeit
bekam er auch sammt seinem Sohne im
Neichöstift die Kost. Anno 1756 hat
Herrmann an der Bibliothek nichts ge-
arbeitet?) Nachdem er früher bereits eine
Abschlagszahlung erhalten hatte, empfing
er im Jahre 1757 die noch restirende
Summe von 1532 sl. 30 kr. Im März
1756 hatte Herrmann sodann die zwei
Blätter der S eiten alt äre sür
Neichenbach sammt den über denselben an-
znbringenden beiden kleineren Bildern ab-
geliefert und dafür 100 fl. eingenommen?)
Auch fürs Kloster Ottobenren hat er Ani-
träge erledigt.

Das Gemälde im zweiten Treppenhaus

tz D. N. Seite 347.

2) BKV. Seite 15.

3) BKV. Seite 18, 24, 29. D. N. Seite 432.

? D. N. Seite 444.
 
Annotationen