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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 1
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Detzel, Heinrich: Die alten Wandgemälde im Chore der Pfarrkirche zu Ehestetten: (OA. Münsingen)
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Schön, Theodor von: Zur Baugeschichte der Karthause Güterstein, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0011

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beweglichen Holzrahmen über den Origi-
nalen befestigt sind. Sie sind in der Weise
angebracht, daß sie an dein nenen Hoch-
altar sich wie Altarflügel ansnehmen und
so der restanrirten Pfarrkirche zu einem
weiteren Schmucke dienen.

Jur Baugeschichte der Aarthause
Güterstein.

Von Theodor Schön.

Die einzige Niederlassung des Karthäuser-
ordens im Gebiete des jetzigen Königreichs Würt-
temberg ist der inmitten prächtiger Wälder ge- !
legene Güterstein bei Urach.

Schon frühzeitig zog die fnedliche, ruhige
Stätte mönchische Ansiedler an. 1254 wurde
dort ein Cistercienserkloster erbaut, das jedoch !
nur dem Erbauer, Graf Berthold von Urach und
zweien Mönchen Obdach getvährte, demnach sehr
klein war. Schon 1264 gieng dies Kloster wieder
ein und nur eine Marienkirche bestand in Güter-
stein fort. Erst um 1350 wurde wieder in
Güterstein eine Probstei des Benediktinerklosters
Zwiefalten errichtet. Zu diesem Zwecke hatte
Abt Ulrich von Zwiefalten (1332 — 1344) das
ehemalige Cistercienserkloster so nmgebaut und
so vergrößert, daß sechs Mönche es bewohnen
konnten. Im Jahre 1439 wurde sodann Güter-
stein den Karthänsern eingeräumt. Dieselben
fanden dort außer dem Kloster eine Kapelle und
einen Glockeuthnrm vor. Ersteres enthielt ein
Refektorium und Zellen. Es wurde zunächst für
den Prior eine Wohnung, sowie die für zwölf
Mönche nöthigen Räume geschaffen.

Was nun zunächst die Kapelle betrifft, so
enthielt dieselbe nach einer Urkunde vom 23. Juli
1402 einen der Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria,
St. Sebastian und St. Brigitta geiveihteu Altar.
Einen St. Georgsaltar hatte einer Urkunde vorn
20. April 1412 zufolge Ritter Dietrich Speth,
Burgherr zu Urach, gestiftet.

Bald sollte die Karthause Güterstein werth-
volle Heiligthümer und Kirchenschmuck erhalten.

Am 12. März 1467 schenkte Erzherzogin
Mechtild, die Gattin Erzherzogs Albrecht von
Oesterreich und Mutter Graf Eberhards von
Württemberg, derselben:

1. aiit costlich Barmhertzigkeit U von Gold
und Silber gemacht, mit edlem Gestein umd
Berlin 2 * 4) gefast, 1000 Gulden wert.

2. ain gantz gülden Crutzlin in ainem silbrin,
vergnlten Fuszlin mit edlem Gestaiu.

3. die Berkundung unser lieben Frauen in
aineut Tabernackel von lutrem Gold gemacht.

4. ain gantz guldin Täfelin, darin geschmeltz(t)
die Berkundung unser liebet: Frauen.

5. aiuen cöstlichen Tabernackel von Silber,
ubergult, mit ainem silbrin Marterbild, an das
Hailtum Sant Jauuarii gebunden, von Dobleten ^)
gefast, by 100 Gulden wert.

*) — Pieta (Mutter Gottes mit dem Leich-
nam Christi).

2) — Perlen.

6. Saitt Endres-Bild von Silber gemacht unb
ttbergult, mit Dobleten ^) gefast.

7. Zway cöstliche silbrin Crutz, gantz vergult.

8. dry silbrin Monstrantz unb vergult.

9. vier Becher von Cristall.

10. ain barillin H Köpflin beschlagen unb uff
dem SiMitt5 *) ain Saffir.

11. silbrin Tafel und vergult.

12. ztvay vergultin silberin Lüdlin.

13. Ztvay barillin Kentlin,^) mit Silber be-
schlagen und vergitlt fttr den Altar.

14. zway barillin Kentlin beschlagen.

15. dry Höpter der ainlifftusend Mügt.

16. ztvay silbrin Tulpct.7)

17. zway silbrin Kertzstal 8) und zwo hltbsch
Kertzen daruff.

18. ain hübschen Engel von Holtz unb über-
gult mit ainer silbrin Tafel ubergult.

Doch bedingte sich Mechtild aus, daß die
Karlhätlser diese Geschenke unversehrt unb un-
verändert in ihrem Gotteshaus in Ehren be-
halten sollten und nie verkaufen oder versetzen,
tvidrigenfalls sie die noch vorhandenen ihrem
Sohn, Graf Eberhard und dessen Erbeit aus-
händigen, die veränderten ihn: aber ersetzen
füllten.

Der wachsende Wohlstand der Karthatlse, die
vor allem am edle» Hause Württemberg die
grvßmüthigsteu Gönner besaß, war jedenfalls
Veranlassung, daß Prior Albrecht H il in m e l
(1485—1490) zum Neubau einer Klosterkirche
schritt. In Meister Peter von Koblenz fand
er einen tüchtigen Baumeister. Ain 17. Juli
1486 wurde durch Daniel, den Koustauzer Vikar,
die nette Kirche geiveihk. Vom Meister Johannes,
Bildhotver voit Ulm (wohl denl 1480 — 88 lhä-
tigen Hans Felder), kaufte die Karlhause ein
Tafelgemälde, das seinen Platz im Chor der
neuen Kirche erhielt.

Schon früher tvar gänzlich erneuert worden,
tvie ein Beivohuer des Klosters sich ausdrückt,
„nostra Galilea“ (b. h. die Wohnung der Mönche
auf Erden im Gegensatz zum himmlischen Je-
rusalem) und 1479 hatten sich freigebige Hände
aufgethau, um dasselbe mit Fenstern zu ver-
sehen.

Unter der neuenKirche befand sich die Gruft der
Herren von Württemberg. J>: ihr ruhtet: Graf
Ludtvig 1. (f 1450), seine Gattin Mechtild (f 1482),
seine Söhne Ludtvig II. (f 1457) und Andreas
(| 1443),Anna (f1550), die Tochter HerzogUlrichs,
ferner Freiherr Ludwig (Wirtemberger) von
Greiffenstein (f 1495) und der württember-
gische Kanzler Gregor L a in p a r t e r v o n G r e i f-
fenstein ('s 1523). Auch andere Wohlthäter
des Klosters erhielten ein Grab ii: der Kirche.

Auch wurde gebaut „unten vor dem Felsen"
eine Kapelle, ivelche dienen und tvarten sollte
den Priestern, z:t tvelchem Bau sich am 13. März

b) — Doubles, alte französische Silber-

münze.

4) == von Beryll, den: Smaragd der Alien.

^) — Augenlied.

°) — kleine Kanne.

7) Tulpe.

8) Leuchter.
 
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