Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Bach, Max: Ueber Künstlerinschriften an Altarwerken
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0018

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10

gemacht ltf des heiligen Kreutzes Tag am
Herbst anno dni MCCCCLXXXIIj iar."

N ft v u b erg, Sebalduskirche. Peter
Bischer, der berühmte Erzgießer, schrieb ans
Sebaldusgrab: „ein Ansang gießt mich
Peter Bischer 1508" und „gemacht von
mir Peter Bischer 1509".

Weit zahlreicher sind die Inschriften,
welche zur zweiten Kategorie zn zählen
sind. Wir wollen mit einigen berühmten
Altären den Anfang machen. Am Hoch-
altar zu St. Wolfgang im Salzkammer-
gut steht: »Benedictus Abbas in Mansee
hoc opus fieri fecit ac complevit per
Magistrum Michaelem Pacher de Praun-
eck anno dni MCCCCLXXXI.«.

S ch l es tv i g, Dom, Hochaltar: »opus
hoc insigne completum est anno in-
carnacionis dominice 152t ad dei ho-
norem.«

Hof, Dreifaltigkeitskirche, setzt in der
Pinakothek in München, „nach Christi Ge-
burt MCCCCLXV jav ist dis werck ge-
satzt woreen".

O b e r 0 t t e n b a ch in Schwarzburg-Rn-
dolstadt. »Anno dni 1498 completum
est hoc tabula in vigilia palmarnm
facta est in salfelt.«

G r 0 ßrud 0 l st a d t, Sachsen-Weimar.
»Anno dornini 1487 in vigilia sancti
thoma apostoli completum est hoc ta-
bula.«

Tha 11 gelsted t. »Anno dni 1498
completa est hec tabula.«

Wreckfeld, Sachsen-Altenburg. »Anno
dni 1503 completa hec tabula in vi-
gilia palmarum sit laus deo patria.«

G 0 ru d 0 r f , Sachsen - Meiningen.
»Anno dornini 1490 completum est
hec tabula in Salfelt.«

Breslau, Magdaleueukirche. »Anno
dornini 1476' hoc opus ornatum est
per providos viros aurifabros et per
Nicolaum Schreyer socium illius arti-
ficis et coelem.«

Alle diese Beispiele Haben wohl das
gemein, daß nirgends weder der Ausdruck
rnalen oder fassen noch schneiden oder
schnitzen vorkommt. Diese Berbas werden
ersetzt durch „machen" fecit oder factum,
in vielen Fällen wird der Künstler gar
nicht genannt und bloß das Jahr der
Fertigstellung angegeben. Nur einmal
findet sich der Titel Meister (magister)

und zwar in diesem Fall hat offenbar der
Stifter des Werkes dem Künstler ein be-
sonderes bene, eine Anerkennung zollen
wollen. Die Künstler des Mittelalters
waren 31t bescheiden, um sich selbst Meister
zu nennen. Nirgends werden verschiedene
Künstler (Bildschnitzer und Maler) zusam-
men genannt, sondern immer nur einer, d. h.
derjenige, welchem die Arbeit „verdingt"
wurde. Der gelehrte Herausgeber von
Oltes Knnstarchäologie, Herr Oberpfarrer
Wernicke in Coburg, schreibt mir darüber:
„Auch mir ist in Inschriften an Altar-
werken „schneiden", „malen" und „fassen"
bis jetzt nicht begegnet, ich kenne nur die
Ausdrücke „gemacht" und „vollbracht"
unb die entsprechenden lateinischen. Ebenso
kenne ich keine Inschrift, wo der Bild-
schnitzer neben dem Maler genannt wäre
— sehr erklärlich, da die Maler ja die
ganzen Werke einschließlich der Schnitzereien
in Entreprise nahmen."

Für die Richtigkeit dieses letzten Satzes
! zeugen eine Reihe von Verträgen mit den
! Künstlern, welche sich noch in den Ar-
chiven erhalten haben und von denen ich
einige mittheilen will, da sie einen interes-
santen Einblick gewähren in den Kunst-
betrieb damaliger Zeit.

Vertrag mit M i ch a e l P a ch e r v 0 n
B r u n e ck ü der ein A l t a r iv e r k s ü r
die K i r ch e z u G r i e s bei Botzen. H

„Wir die hernach geschriben mit Namen

Ludwig Gandl.die alle sesshaft

zu Gries in Gegenwärtigkeit der fürsich-
tigen und weisen Cunradt Lorhueber die-
zeit Bürgermeister zu Botzen und Meister
Thoman.Hafner Burger daselbst Hab wir
ein Abred und tading getroffen mit dem
erbern und weisen Meister Micholn Pacher
Maler von Branueck von wegen eines
Werks ainer Tafel in unser lieben Frauen
Pfarrkirchen zu Gries die da gemacht sol
werden nntzberlich, werberlich und ganz
vuankchlich (sic) im verdingt umb ain
Snm Gelds vierthalb hundert Mark perner
guter Meraner Münz. Item wenn das
Werck volbracht und an die stat gemacht
wird, als oben bestimmt ist und ob sach
wär und es sich begab daß die obgenannten
von Gries und Maister Michl etwas

’) Siehe „Deutsches Kunstblatt" 1853 S. 131.
Die atterthümliche Orthographie ist der Deut-
lichkeit ivegeu nicht immer streng eingehakten.
 
Annotationen