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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 2
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Bach, Max: Ueber Künstlerinschriften an Altarwerken
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Rueß, Bernhard: Die Baugeschichte der Klosterkirche von Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0020

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12

dem evbevu Caspar Jsenmann dem Moler
Burger zu Colmar die toffel uff bem frone
Altar zu moleu und ußbereytteu iu die

wife und forme als hernach steht.

daß er die feztgemelde tofel inwendig nn-
deu au vom Fuße au nutz obenan uff als
die geschnittenen Bilde stont, snnder allo
gesnitten Bilde tabernakeln, zybergen, wint-
berge, Holkelen, gesprenge und was dergl.
zur gesicht ist, es fyge veldnngo oder an-
ders, item das mittel als das flache Werck
auch mit feinen gefprengen (Laubwerk)
und aller veldnnge uff das allerbeste und
mit dem feinsten und ganzen Golde ver-
guldin solle; item die Bilder und Figuren
no uff das lieblichste und mit der aller-
besten oleyfarbe uff daS flache werck moleu.
Doch so sol alwegen dis Beldnnge (Felder)
noch aller nothdnrfft uff das beste wol

vergnld sin, deßgl. die bilde.Item

so soll die tofel so die gantz zugetan ist
nßwendig allenthalben nutz an die oberen
gesprenge und gesnytten werck, so dann
wie verstat, vergnldet wird, beide hintenan
und vorne aber mit der besten oly färbe
und uff deS lieblichste, beyde mit Vel-
dnngen und mattryen wie man moleu und

also allenthalben nßbereit werden.

geben uff mentag vor Saut Johannstag
ze snngechten .... 1462." Caspar mußte
das Werk innerhalb zwei Jahren liefern
und für allen etwa entstehenden Schaden
garantiren. Als Lohn erhielt derselbe
500 rh. fl. und zwar 100 fl. am Anfang,
über ein Jahr 100, das zweite Jahr
ebenso und am Schluß weitere 200 fl.

Im Archiv zu Botzen liegt ferner ein
Vertrag mit dem Meister Hans Maler zu
Judenbnrg vom Jahr 1421/) worin es
heißt: Er Meister Hans habe die zuerst
bei dem Meister Hans Maler von Hall
bestellte Altartafel für den Franenaltar
der Pfarrkirche zu Botzen gegen ein Ho-
norar von 100 M. Peruaner und Ver-
köstigung seiner Person und Gesellen her-
znstellen übernommen; er mache sich daher
verbindlich diese in Botzen selbst zu ver-
fertigende „köstlich werkpleich (?) tavel
mit schönen werkpleichnen tabernakel irmd
anszügen die nach mönstrantzischer gesich-
tnng und formirnng fein solle, mit der im
fürgeben pildnng und signren mit reinen

st „Deutsches Kilnstblatt" 1854.

Lasuren reinem Gold und färben herzn-
stellen."

Nach all dem wird zur Genüge erhellen,
daß Altarwerke in der fraglichen Zeit
immer nur einem einzigen Künstler in
Auftrag gegeben wurden und dieser in
seinem Atelier auch die Schnitzarbeiten und
deren Bemalung und Vergoldung besorgen
mußte. Wohlgemnth beschäftigte bekannt-
lich eine ganze Reihe von Gesellen und
die Zusammengehörigkeit der Maler und
Bildschnitzer Nürnbergs zeigt noch ein
Nathserlaß von 1509, durch welchen „ans
Ansuchen und Bitte der Meister Maler
und Bildschnitzer" einem solchen Künstler,
der nicht Bürger der Stadt sei, verboten
wird, eine Werkstatt zu halten und öffent-
lich Aufträge anzunehmen. Die alten
Bnrgerbücher nennen im 14. Jahrhundert
öfter einen Meister: Bildschnitzer und

Maler, im 15. Jahrhundert wieder nm-
gekehrl: Maler und Bildschnitzer.

Die Unternehmer eines Altarwerkö
waren in dieser Zeit, wie vielfache Bei-
spiele answeisen, in der Regel in erster
Linie Maler und fanden keine Veran-
lassung, ans ihren Werken zugleich auch
einen Gesellen zu nennen. Uebrigens
können ja Ausnahmen stattfinden, im all-
gemeinen müssen wir aber daran sesthalten.

Die besagte Inschrift bleibt nach wie vor
apokryph sowohl in der Form als dem
Wortlaut nach: sie kann unmöglich gleich-
zeitig von dem Urheber des Altares ans
demselben angebracht worden sein und es
gibt nur zwei Möglichkeiten: sie ist ent-
weder erfunden oder in späterer Zeit zur
Erinnerung an die betreffenden Künstler
einmal an irgend einem Ort ausgezeichnet
worden.

Oie Baugeschichte der Rlosterkirche
von Schusseuried.

Von Kaplan Nueß iu Schusseuried.

I. Die Erbauung und ursprüngliche
G e st al t der Kirche nebst deren P atro n e n.

Im Jahre 1183 zogen die ersten vom
Mntterkloster Weißenau berufenen Nor-
bertiner in Schusseuried ein. Aber sie
fanden hier kein eigens für sie gebautes
Kloster und auch keine eigene Ordens-
kirche vor. Zn einer Mönchswohnung
 
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