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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 2
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Rueß, Bernhard: Die Baugeschichte der Klosterkirche von Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0026
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18

druck „bauen" gebraucht wurde und dem
Abt Heinrich nicht die erstmalige Erstellung,
sondern eine Renovation dieser Liebsranen-
kapelle zngeschrieben werden wollte. Die
Richligkeit dieser Vermutung haben wir
in der Hanschronik vollständig bestätigt
gefunden. *)

Weiterhin entnehmen wir der angezo-
genen Stelle ans dem Berichte Ranch's,
daß Oesterreicher 1493 den jetzigen Chor
der Stiftskirche gebaut hat. Diese Nach-
richt ist unanfechtbar. Denn an der öst-
lichen Außenseite des Sanktuariums ist
ein wohlerhaltener Gedenkstein in die
Mauer eingefügt. Ans einer bandstreisen-
artig hervortretenden Parthie des Steines
ist die Jahrzahl 1893 ju lesen. Unter-
halb an diesem Gedächtnißsteiil ist das
kleine Wappen Oesterreichers (ein fünf-
strahliger Stern über einem Dreiberge)
ans einem Schildchen angebracht.

Ferner ersehen wir, daß Abt Heinrich
anno 1497 die Kirche mit einem Gewölbe
versehen ließ. Der Architekt, welchen der
Prälat bei Erweiterung des Gotteshauses
mit seinem Vertrauen beehrt hat, ist der
Meister Georg Lutz von Schnssenried ge-
wesen. Derselbe war ohne Zweifel der
Vater der später wirkenden, ans Schnssen-
ried gebürtigen Brüder, Baumeister Hans
Lutz und Georg Lutz, über welche Amts-
richter Beck in den „Ulmer Münster-
blättern", 5. Heft, 1888, sich ausführlich
verbreitet hat.

Endlich nahm sich Abt Heinrich auch
der Innenausstattung des Gotteshauses
an. Fünf Altäre (unter sieben) hat er
anno 1501 neu beschafft. Da sie das
Lob erhalten, kunstvoll geschnitzt und fleißig
gemalt gewesen zu sein, so muß ihre spä-
tere Beseitigung sehr beklagt werden. Die
Verschönerung und Erweiterung der Kloster-
kirche am Schluß des 15. Jahrhunderts
ist somit dem Prälaten Heinrich Oester-
reicher zu verdanken. Er hat dem Hei-
ligthum jene Größenverhältnisse verliehen,
welche dasselbe immer noch besitzt. Die
Länge der Kirche beträgt jetzt 66 Meter.

Den Bericht des Apothekers Ranch be-
stätigend, fügt der Autor des Archivreper-
torinmsH einiges über die Weihe Abt

') Hauschronik. 2. Theil. Seite 45.

2) Tomus I. Lade J. Fascikel 1. Buch-
stabe G. Merkwürdigkeiten von 1400—1500.

Oesterreicher'scher Neubauten an. Er
schreibt, Konsekrator sei der Konstanzer
Weihbischos, Frater Daniel Zehender, ge-
wesen. Dieser ans Zürich oder Brugg
gebürtige Herr war vor seiner Erhebung
zur Bischofswürde ein Ordensmitglied der
minderen Brüder in der Provinz Straß-
bnrg tind Professor der Theologie ge-
wesen. H Durch Papst Siptns IV. tvar
er deir 3. Dezember 1473 zum episcopus
Bellunensis und zum Snffragan des
Bischofs von Konstanz ernannt worden.
Das bischöfliche Amt bekleidete er von
1473—1498. Weihbischof Daniel nun
weihte den 28. Oktober 1494 die Chri-
stophskapelle in Schnssenried sammt Altar
zu Ehren des hl. Märtyrers Christophorns.
Als Tag der Kirchweihfeier bestimmte er
das Apostelfest Simon und Jndä. Am
29. und 30. Oktober sodann weihte er
den neuen Chor der Klosterkirche zu Ehren
des Nebenpatrons St. Magnus und dazu
tioch sieben Altäre: 1. de» Choraltar kon-
sekrirte er zu Ehren der Heiligen: Maria
und Magnus, Angnstin, Christophorns,
Ottilia und Barbara; 2. einen Altar ans
der linken Seite zu Ehren von St. Ka-
tharina, Sebastian, Rochus und Jodokns;
3. einen anderen Altar gleichfalls ans der
linken Seite zu Ehren der allerheiligsten
Dreifaltigkeit und der seligsten Jungfrau
Maria; 4. den Altar mitten in der Kirche
zu Ehren des heiligen Kreuzes; 5. einen
Altar ans der rechten Seite zu Ehren des
heiligen Geistes und der vier Kirchenlehrer
St. Angnstin, Ambrosius, Hieronymus und
Gregorins; 6. einen zweiten Altar rechter
Hand zu Ehren des hl. Erzengels Michael
und aller Engel; 7. endlich einen dritten,
auch rechts, zu Ehren der Heiligen: Ni-
kolaus, Wolfgang nnb Agatha. Den
Termin der Schussenrieder Kirchweihe
setzte der Konsekrator fest auf den zweiten
Sonntag nach Ostern (genannt mi8eri-
cordia domini).

In die erweiterte und verschönerte Kirche
wurden nun auch die Laien als ständige
Kirchenbesncher zngelassen. Damit aber
eine größtmögliche Absonderung der Mönche
und des Volkes erzielt werde, traf Abt
Heinrich noch besondere Vorkehrungen.

0 Siehe Freiburger Diözesanarchiv. Baud 7.
Seite 225.
 
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