Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Rueß, Bernhard: Die Baugeschichte der Klosterkirche von Schussenried, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0034

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
26

verbracht worden ist, hatte man vorher
von einem Valentinsaltar noch gar nicht
gesprochen. Der Leib des hl. Vincenz war
allerdings ans dem St.Annenaltar schon anno
1652 znr Aufbewahrung gelangt; man
hatte den Altar, ans dem er reponirt war,
sogar bisweilen Vincenzaltar und den
Raum, in dem dieser sieb befand, sogar
Vinceuzkapelle genannt. Allein vor 1715
scheint kein Altar zu Ehren des hl. Mär-
tyrers Vincenz wirklich geweiht worden
zu sein. Die Translokation und Nenans-
richtung der meisten Altäre machte eine
Einweihung derselben nothwendig. Sie
wurde den 21. Oktober 1715 von Abt
I. Schinid ans eigener Machtvollkommen-
heit vorgenommen. Er hielt sich nämlich
hiezu für berechtigt in Anbetracht seiner
Würde als Reichsprälat.*) — Weil kurz
nach dem Kirchenbrand die Abt Oester-
reicher'sche Qnermaner zwischen Chor und
Langhaus entfernt worden ist, war dem
Priesterrauiu der Schutz gegen fremde
Neugierde und gegen das Vortreten der
Laien benommen. Daher konnte jeder-
mann in den Mönchschor Vordringen, sich
unter die betenden und singenden Reli-
giösen mischen, ja sogar znm Hochaltäre
schreiten. Dem von 1760—64 schreiben-
den Chronisten hat der damalige Senior
P. Johann Baptist Haitinger als Augen-
zeuge von „diesem unbegreiflichen Ohn-
sormb" (Unfug) erzählt. Solchen un-
passenden Zustand hat nun Abt Jnnocenz
anno 1715 beseitigt, indem er den Mönchs-
chor durch ein großes eisernes und durch
zwei kleinere, beim mittleren Altar ange-
brachte Gitter gegen die Kirchenschiffe hin
abschloß. Er war zu diesem Schritt durch
seinen energischen, seeleneisrigen Prior,
P. Ludwig Mangold, veranlaßt worden,
welcher diesen Akt der Sorge für Wah-
rung der Klausur von seinem gnädigen
Herrn in einer ans 12 Bogen bestehende»,
„ansbündig ascetischen" Schrift gefordert
hatte. Im Jahre 1717 endlich ließ Abt
Jnnocenz die Aufsätze des Vincenz- imb
Valentinaltares fassen, an diesen Altären
wurden später mehrfache Aendernngen vor-
genommen, ihre Hauptbilder hat Fr. Jos.
Gügler erst 1737 vollendet. Namentlich
aber ließ der Prälat eilten neuen Hoch-

*) Hauschronik. 3. Theil. «Leite 541.

altar (non Judas Thaddäus Sichelbein
atis Wangen) und das treffliche Chor-
gestühl (von Anton Machein aus Ueber-
lingen) anfstellen; er verdient daher den
Ehrentitel eines Restaurators des Kloster-
kirchenchores.

Weniger bedeutend tvar die Restaura-
tionsthätigkeit seines Nachfolgers Didakns
Ströbele. Derselbe beschaffte den St.
Magnus- und den St. Michaelsaltar
anno 1722?) Die Verzierungen an
der Orgel und dem Gehäuse derselben
hat er durch den Bildhauer und Maler
Gabriel Weiß ans Wurzach theils
ganz neu beschafft, theils frisch vergolden
lassen in den Jahren 1724 und 1725;
auch die geschnitzte und bemalte, hölzerne
Galleriebrüstnng ans dem Chörle weist
das Wappen des Prälaten Ströbele auf.
Anno 1726 haben die Ordensfrauen von
Ennenbach, unter welchen künstlerisch die
Nonne Benedikta Bohnenberger hervor-
ragte, ans Befehl des gleichen Abtes beu
Leih des hl. Valentin kostbar gefaßt.

Viel umfassendere Aendernngen nahm
der Prälat Siard Frick vor. Dieselben
fallen in die Jahre 1744, 1745 und 1746.
Das Ziel, welches Abt Siard verfolgte,
war hauptsächlich die Bemalung des Got-
teshauses unv dessen Verzierung mit Stuck-
vrnamenten. Um diese Doppelaufgabe zu
lösen, wurden verschiedene andere Vor-
kehrungen getroffen: Um möglichst glatte
Malflächen zu gewinnen, wurden die
Rippen und Gurten der Gewölbe am
Chorplafond, in der Vorhalle, im Krenz-
gang und auf der Gallerte (dem jetzigen
Chörle) rücksichtslos abgeschlagen. Hieraus
wurde der Hochaltar neu gefaßt und der
Chorplafond mit den jetzt noch vorhan-
denen Malereien versehen. Diese ins
Jahr 1744 fallenden Geschäfte besorgte
Gabriel Weiß?)

Fürs Jahr 1745 war die Bemalung
des Mittelschiffplafonds und die Stnck-
verziernng des Hauptschiffes der Kirche
in Aussicht genommen. Um jedoch den
projektirten Deckengemälden eine Wirkung
auf die unten in der Kirche stehenden
Beschauer zu sichern, mußte mehr Licht
beschafft werden. Daher wurde das breite

0 Siehe seinen Tagbuchcintrag vom 16. Fc-
bntar 1722.

2j Diarium Nvthelfer. Seite 129.
 
Annotationen