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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 6
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Schiller: Das Vereinsbild der heiligen Familie, [2]
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Krzesinski, Theophil: Nürnberger Grabplatten in den Kirchen der Erzdiözese Gnesen-Posen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0065

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52

stellen. Wir sehen da Jesus, Maria und
Joseph ans dem Weg zum Tempel, in ge-
meinsamem Gebete, in gemeinschaftlicher
frommer Lesung begriffen. Baumeisters
Komposition, speziell für die Zwecke des
Vereins der christlichen Familien entworfen,
muß als mißlungen bezeichnet werden;
insbesondere ist die Stimmung des häus-
lichen Lebens schlecht getroffen: unter einer
hohen, weitgeösfncten Halle sitzen die Glie-
der der heiligen Familie; Jesus liest vor
und erklärt, Maria und Joseph hören zu.

Um vollkommen den Zwecken des Ver-
eins zu entsprechen, sollte die Tugend der
Frömmigkeit nicht so ausschließlich hervor-
gehoben sein. — Andererseits ist in den
Bildern der vierten Gruppe die Arbeit-
s a m k e i t zu einseitig betont. Frank, Klein
n. a. schildern die heilige Familie bei der
Arbeit, vergessen aber anzndenten, daß diese
im Aufblick zu Gott, in Verbindung mit
dem Gebet verrichtet wurde. Kleins Bild,
sonst vielgerühmt, gefällt mir nicht, ihm
fehlt die Ruhe und Harmonie der Linien,
auch die heilige Weihe, die den Klein'schen
Kompositionen sonst eigen ist.

Besonders lieb ist mir die von Benziger
angebotene Darstellung: Jesus auf dem
Schooße Mariens, segnet den hl. Joseph,
der, mit seinen Handwertszengen ausge-
rüstet, sich anschickt zur Arbeit zu gehen.
Abgesehen von der Anmut der Ausführung
ist hier das ,,ora et labora“ schön und
schlicht gepredigt.

Noch deutlicher und erbaulicher geschieht
dieses in dem Bilde, das die Beuroner
Schule eigens für den Verein entworfen
hat. Dieses ist Andachtsbild und Tugend-
spiegel zumal und hauptsächlich letzteres,
wie es der Zweck des Fanülienvereius er-
heischt. Die heilige Familie befindet sich
bei der Arbeit, auch der etwa 12— 15jährige
Jesus; Joseph hat noch den Hammer in
der Hand, Maria die Spindel aus dem
Schooße. Sie unterbrechen für einen
Augenblick die Arbeit, um Aug' und Händ'
und Herz zum Himmel zu erheben. An
der Wand hängen — sinnig — die zwei
Gesetzestafeln; über ihnen schwebt der
hl. Geist und durch den offenen Giebel
blicken Engel anbetend auf die hl. Familie
nieder. Kurz und prägnant sind hier die
Fundamentaltugendeu des Familienlebens
dargestellt: GotVbsfurcht und Frömmigkeit

und Arbeitsamkeit. Es ist eine treffliche,
künstlerische Lösung des Problems ,,ora
et labora“. An der Ausführung des
Bildes läßt sich allerdings manches tadeln.
Etwas mehr Leben und Bewegung in den
Figuren würde der Würde und Einfachheit
der Komposition nichts schaden, dem Bilde
aber mehr Freunde gewinnen. Doch auch
so erfüllt eö den Zweck tief lind allseitig:
Vereinsbild der heiligen Familie zu sein
und wir möchten es zur Anschaffung
den Mitgliedern des Vereins warm em-
pfehlen.

Die hochw. Seelsorger thun gut daran,
wenn sie, wie überhaupt, so besonders in
diesem Falle es sich angelegen sein lassen,
daß möglichst passende Bilder in die Häuser
ihrer Pfarrkiuder kommen. Die Qualität
der religiösen Bilder, die das Volk benützt,
beeinflußt mehr als viele glauben die
Qualität seiner religiösen Vorstellungen.

Nürnberger Grabplatten

in den Kirchen der Erzdiözese
G n e s e n - P o s e n.

Kunstgeschichtliche Studie von Liz. v. K rz e si n ski.

Einige Kirchen der Erzdiözese Gnesen-
Posen besitzen vortrefflich gearbeitete Brvnce-
grabplatten, welche dem Ausgange des 15.
und der ersten Hälfte des 16. Jahrhun-
derts entstammen und zu den besten Werken
dieser Art des Mittelalters gehören. Sieben
voit diesen Platten vertheilen sich aus die
Kathedralen in Gnesen und Posen, drei
weitere wurden bis jetzt in den Pfarrkirchen
zu Samter, Buk nnb Tomice gefunden.
Da sich in jener Zeit, in welcher die Werke
entstanden sind, in Polen nachweislich keine
Gießhütten sandelt, welche so gesiegelte,
künstlerisch und technisch vollendete Kuust-
werke liefern könnten, so entsteht die Frage,
von wem dieselben verfertigt sein dürften?
Leider entbehren sämmtliche Grabplatten
der Künstlerinschristen, fein Zeichen ver-
rätst den Meister, und da urkundlich eben-
falls kein Material zur Lösung der Frage
vorhanden ist, so bleibt uns nichts übrig,
als aus den stilistischen und technischen
Merkmalen den Ursprung der Platten nach-
zuweisen. Nach Entwurf und Anordnung,
künstlerischer Behandlung und technischer
Ausführung gleichen diese Werke so sehr
deit entsprechenden Grabplatten in Breslau,
 
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