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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 6
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Krzesinski, Theophil: Nürnberger Grabplatten in den Kirchen der Erzdiözese Gnesen-Posen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0066

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53

Krakau, Bamberg und Meißen, welche der
berühmten Vischer'schen Gießhütte in Nürn-
berg entstammen, daß sie ebenfalls von den
Gliedern dieser Künstlersamilie gearbeitet
sein dürften. Der Verkehr zwischen dem
reichen Nürnberg und Polen, namentlich
der emporblühenden Hauptstadt Krakau,
war im Mittelaller ein sehr reger und der
Streit, ob der große Meister Beit Stoß,
den die Polen unter dem Namen Wit
Stwosz als ihren Landsmann vindiciren,
in Krakau oder Nürnberg geboren, ist be-
kannt. Nicht bloß Nürnberger „Tand", son-
dern auch die Knnsterzengnisse der blühen-
den Stadt gingen in das Polenreich, das
gerade damals die Höhe der Macht, von
der es so bald herabstürzte, emporznklimmen
begann. Beit Stoß verfertigte ein hen-
liches Grabdenkmal für den großen Polen-
könig Ladislaus Jagiello (f- 1434) im Dom
zu Krakau; das weckte Nachahmung und
bald schmückten sich die alten Kathedralen
von Gnesen und Posen mit prachtvollen
Grabmonnmenten, die von entschwundener
Macht und Größe des Reiches erzählen.
Die Bischer'scbe Gießhütte, welche unter
ihrem Begründer Hermann Bischer und
dessen Nachkommen Peter, Herman d. I.
(ch 1510), Peter d. I. und Hans seit
1453 bis in die Mitte des 10. Jahrhun-
derts blühte, hat zweifellos, wie wir sehen
werden, die genannten Grabplatten ge-
liefert. Den Stilmerkmalen »ach muß als
die älteste dieser Platten diejenige des im
Jahre 1480 verstorbenen E r z b i s ch o f s
Jakob III. im Gnesener Dom be-
rrachtet werden. Professor Bergan ans
Nürnberg, ein tiefer Kenner derBischer'schen
Werke, schreibt diese Grabplatte dem Her-
mann Bischer (Vater) zu. Die Platte ist
2 m breit und 2,80 m hoch und besteht
ans vier Stücken. Der Bischof ist im
vollen Otnat, mit Kreuz und Stab, en
face, dargestellt. Zn Füßen befindet sich
sein Wappen; reiche gothische Ornamentik,
Baldachine mit den Bildern derzwölf Aposteln
und sechs Propheten erhöhen den Werth
des schönen Monumentes. Viel höher in
tünstlerischer Beziehung stehen die beiden
Platten des Bischofs Andreas IV.
von Bnin (ch 1470) und des Lukas
von G o r k a, Palatins von Pose n
(ch 14:75), beide an den Pfeilern des Mittel-
schiffes im Doin zu Posen. Die Zeichnung

der Platten ist von hervorragender, fast
klassischer Schönheit. Namentlich gilt das
von den Zügen des Palatins, die offenbar
proträtmäßig behandelt und in flachem Re-
lief meisterhaft modellirt, ernst, fast düster,
dem geschichtlichen Charakter des Mannes
entsprechend, hervortreten. Die Grabplatte
des Bischofs ist 1,20 m breit und 2,50 m
hoch, des Palatins 1,42 m breit und
2,40 m hoch. Alle drei Platten sind mit
großer Sorgfalt und Liebe ansgeführt;
die Zeichnung ist korrekt, der Guß, meist nur
V2 cm dick, vorzüglich, die Ciselirnng von
seltener Feinheit. Schöne Patina bedeckt die
vortrefflich erhaltenen Platten, die ans fünf
resp. acht Stücken zusammengesetzt sind.
Bon Peter Bischer sind die Grabplatten
des Bischofs Uri et Gorka (f 1498)
und Bernhard L n b r anüky , Donn
Herrn zu Posen (ch 1499), beide tut Posener
Dom. Die evfteve, 1,70 m breit,

2,88 m hoch, die zweite etwas kleiner.
Das Monnment des Domherrn Lnbransky
ist das schönste der vorhandenen Bronce-
platten, und es besteht kein Zweifel, daß
dieselbe ein Werk des berühmten Peter
Bischer ist. Der Verstorbene ist en face
in betender Stellung mit gefalteten Händen
stehend abgebildet. Ausdrucksvoll und
lebenswahr, aufs Feinste modellirt, ist
das Gesicht des Domherrn. Eine Kappe
bedeckt das Haupt, zu beiden Seiten quellen
die Locken hervor; wunderbar schön ist die
Modellierung des Gewandes, dessen Falten
und Quasten von natnrwahrer Weichheit
sind. Schönes Teppichmnster ziert den Hin-
tergrund; der architektonische Schmuck trägt
den Charakter der Späthgvthik; bemerkens-
werth sind zwei nackte Wappenträger, Bor-
boten des eindringenden Renaissancestiles.
Bon Hans Bischer endlich stammen die
Grabplatten des Domherrn Joannes
G r 0 t h a a R i n d a D Y b 0 w s k a (ch 1532)
im Dom zu Gnesen und diejenige des
Domherrn A n d r e a s G r 0 d r i ck i
(ch 1550) in der Kathedrale zu Posen.
Die erste, 1 m breit und 1,94 m
hoch, die zweite 0,70 m resp. 1,70 m;
beide bestehen ans je fünf Stücken. Wäh-
rend die elftere Platte in künstlerischer
Beziehung 311 den schönsten des Meisters
gehört, ist die letzte weniger sorgfältig
behandelt und erinnert an manche der-
artige Arbeit in Bamberg; sie stannnt
 
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