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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 8
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Schwäbische Kruzifixbilder nebst Kruzifixbetrachtungen, [1]
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Keppler, Paul Wilhelm von: Die Wandmalereien in Burgfelden
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0085

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72

— de reproduire au point de vue du Beau
non pas seulement l'oeuvre exterieure et ma-
terielle que les sens pergoivent, mais tout en-
semble le type eternel et sa forme sensible
indivisiblement unis. So Lcimenncns ill seiner
Aesthelik. Ohne ivenigstens eine annähernde
Wiedergabe der „göttlichen Obniacht und Ileber-
windimg aller dunkeln Zustände", durch ivelche
der Gekreuzigte sich siegreich hindurchringt, würde
auch die Anordnung dienender Engel uin das
Kreuz, ja selbst ein Strahlenkranz um das dorn-
gekrönte Haupt, wovon Stoekbaner ebenfalls
spricht, den Vorgang nicht über den Schein eines
gewöhitlichen Sterbens erheben können. Was
nützte ein Beiwerk, das der innern Begründung
entbehrte?

Vollzählig anfgeführt tnid geiverthet fin-
den sie sich zttnt erstenmal in Kepplers kirch-
lichen Kunstalterthnniern. Paulus gibt in
seinen „Kunst- und Alterthnmsdenkinalen" eine
gelungene Abbildung des berühmten Stuttgarter
Kalvarienbergs, dazu beit Christuskopf eigens in
größerem Maaßstabe. Die Wiedergabe des Freu«
denstädter Krnzifixns im „Inventar" des ge
nannte» Werkes befriedigt dagcgeil nicht und
vollends unkenntlich ist das dorngekrönte Haupt
VON Maulbronn in desselben Autors Geschichte
dieses Klosters. S. 71. Das riesige Altarkrenz
in der Michaelskirche zu Schlväb. Hall, ein
Werk von gewaltiger Tragik, scheint noch nicht
einmal anfgenommen worden zu sein. Bon der
„seinen Empfindung" in der Gestalt des Ge-
kreuzigten in der Hauptkirche zu Nördlingen
redet Bode in seiner Geschichte der deutschen
Skulptur, gibt aber davon in seinem Holzschnitt
ein keineswegs, wie er sagt, „annäherndes"
Bild. Von dem Stuttgarter Kalvarienberg und
dem Maulbrouner Kreuzbilde spricht er mit
Anerkennung, dagegen kennt er Blaubenren
(Kirche und Kreuzgang), Zwiefalten, Tiefenbronn,
Hall, Schwaigern für nnsern Fall gar nicht tiud
läßt bei seiner Würdigung der Altarbilder iit
der Kilianskirche zu .Heilbronn (S. 182) den
das Ganze krönenden Heiland am Kreuze un-
erwähnt. Allerdings ist derselbe erst im vorigen
Jahre durch die photographische Aufnahme von
Schüler, ivie >vir im „Archiv" berichteten, unter
seiner Tünche sozusagen hervorgezogen worden.
In seinem Vorwort zu den neuen Folio-Photo-
graphien des Heilbrouner Hochaltares, von
Hofphotograph Schüler daselbst, stellt Lübke
dessen schwäbische, wahrscheinlich Ulmische Herkunft
fest, lieber den durchaus schwäbischen Charakter
unserer übrigen Skulpturwerke kann wohl, nach
ihren Eigenthümlichkeiten und Heimstätten zu
schließen, ein gegründeter Ziveifel nicht auf-
kvmmen, wenn auch z. B. Hall, obschou zum
Schlväb. Bunde gehörig, der Stammesart nach
eine fränkische Stadt ist, oder wenn über den
Zwiefalter Krnzifixns die Sage gehen soll (es
kann nicht mehr als eine Sage sein), daß der-
selbe von Polen hierher gebracht (zurückgebracht?)
worden sei. Das Freudenstädter Kruzifix, das
natürlich nicht auf hiesigem Boden gewachsen,
ist keiuesivegs weit her. Es ist ivie die Glocken
und anderes ans Befehl des Herzogs ans irgend
einem Kloster au seinen heutigen Standort ver-
bracht worden. Endlich hat Tiefenbronn und

das ganze sog. „badische Gebiet" noch am An-
fang dieses Jahrhunderts zu Württemberg ge-
hört. lieber dein Eingang der Pfarrhänse^.
prangen heute noch die Hirschhörner.

17) So Prof. Keppler.

G Wir werden vorerst nur eine kleine
Blütheulese derselben aus spätgothischer Zeit
eingehender besprechen: sämtliche schwäbisch,

sämtliche Kunstwerke ersten Ranges, in Lebens-
größe, wenn nicht gar in Riesengröße. Von
solchen, welche, was Bildung des Nackten und
Zusammenhang der einzelnen Theile betrifft, nicht
auf ebenso hoher Stufe der Vollendung stehen,
jedoch ein anerkennesiverthes Streben nach Dar-
stellung des Gemüthes, Durchgeistigung des
Gesichtes und nach moralischer Schönheit ver-
rathen, können mir nur das eine und andere
gelegentlich im Vorübergehen begrüßen. Irgend
ivelche Vollständigkeit ist weder in Bezug ans
die ziveiie, noch auch nur auf die erste Gattung
; beabsichtigt, außer in der Richtung, daß Beispiele
\ jeder Art von Auffassung und Durchführung der
i erhabenen Aufgabe besprochen werden sollen,
j Wird dann in Zukunft Weiteres ins Licht ge-
! setzt, oder neu zu Tage gefördert, so sind wenig-
^ stens die Kategorien festgestellt, in die es eiuzu-
! reihen ist.

*0) Felix, l’art devant le Christianisme.

! P- 272. (Fortsetzung folgt.)

Die Wandmalereien in Burgfelden,

seit Aufdeckung der Reicheuauer Freske»
unstreitig der wichtigste Gemäldefund in
Deutschland, unser» Lesern bekannt durch
die Artikel i» Nr. 1, 2 und 8 des
„Archivs" 1893, haben endlich jene nivno-
! graphische Untersuchung und Darstellung
gesunden, ans ivelche sie nach ihrer Be-
I dentuug Anspruch machen konnten. Ihrer
! nahm sich ein bereits trefflich bewahrter
Forscher an, Df Paul Weber, der
! Verfasser der überaus verdienstlichen Schrift:

| Geistliches Schauspiel und kirchliche Kunst
(Stuttgart, 1894), über welche wir in
Nr. 4 dieses Jahrgangs reserirt haben.
Und Hohenzollerns kunstsinniger Fürst
förderte durch einen hochherzigen Beitrag
zu den Herstellungskosten die schöne Pub-
likation, die auch ihm gewidmet ist.

Die nobel ausgestattete, mit einer präch-
tige» Farbeutafel, zwei Doppeltafeln und
vielen Textillustrationeu geschmückte Schrift
in dem handlichen Groß-Oktav-Format
hat den Titel: Die Wandgemälde zu
Burgfelden ans der schwäbischen
Alb. Ein Baustein zu einer Geschichte
der deutschen Wandmalerei im frühen
Mittelalter, zugleich ein Beitrag zur äl-
testen Geschichte der zollerischen Stamm-
 
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