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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 10
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0099

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ArHiv für christliche Nunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Aunst.

Herausgegeben und redigirt von Stadtpfarrer Reppler in Freudenstadt.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Auiistvereins,
für denselben: der verstand Pfarrer Detzel in St. Lhristina-Raveilsburg.

Or.io.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die württembergischen (M. 1.90
int Stuttgarter Bestellbezirk), M. 2.20 durch die bayerischen und die Jteichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 tu der Schweiz zn beziehe». Bestellungen werden
auch angenommen von allen Bnchhandlnngen sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Bolksblatts" in Stuttgart, Urbausstrafle 94, zum
Preise von M. 2.05 halbjährlich.

Lin Gang durch restaurirte Rirchen.

Bon Pfarrer Destel in St. Christina.

(Fortsetzung.)

Wir haben im „Archiv" 1895 (Nr. 3,
4, 5 und 7) einen Gang durch die restan-
rirten Kirchen von Tettuang, Berg, Unter-
schwarzach lind Obereschach angetreten und
wollen nun diese Kunstreise fortsetzen.
Bevor wir aber in unserer eigenen Diözese
uns weiter Umsehen, wollen wir einen
kleinen Abstecher ins Ausland machen,
nicht in weite Ferne, sondern nur an
einen lieblichen, allbekannten Ort am
schwäbischen Meere, wir besuchen
V. Die St. Gebhardskirche beiBregenz.

Das Kirchlein ans dem St. Gebhards-
berge, das so friedlich und anmutig hiuab-
schant ans die Stadt Bregenz und den
weiten, blauen See, ist noch nicht so alt,
als man etwa nach der historischen Stätte,
ans welcher es errichtet ist, vermnthen
könnte. „Wenn man den Gebhardsberg
sieht," — sagt die treffliche Festschrift alls
die Jubelfeier des hl. Gebhard am
27. August 1895') — „und sich an die

') SSrgf. Schmid, Th., S. J., Der heilige
Bischof Gebhard von Konstanz und die Gebhards-
kirche bei Bregeilz. Bregenz. 1895. S. 25 f.
Es liegt übrigens der Ursprung der Burg Bre-
genz ganz im Dunkeln und lasse sich, wie Histo-
riker sagen, nicht einmal das Jahrhundert ihrer
Entstehung mit Bestimmtheit angeben. Die Le-
gende verlege die Geburt des hl. Gebhard auf
das Schloß Bregenz. Diese Geburt falle in die
Zeit der Einfälle der Ungarn nach Deutschland
(907 —958). Das Geburtshaus des hl. Gebhard
sei aber wahrscheinlich das heutige Bürgerspital
in der Stadt Bregenz. Die Zeit der wüsten
Kämpfe am See unter König Heinrich IV. sei
eine Periode der Erbauung von Hochburgen und
halten einige Ulrich IX. (1080—1093) für den
Erbauer des Schlosses Bregenz. Damit ist
übrigens nicht erwiesen, daß die Burg Bre-
genz nicht schon vor dieser Zeit gestanden und
der hl. Gebhard nicht ans dem jetzigen St. Geb-
hardsberge geboren sei.

alten Zeiten und ihre Art erinnert, so
kann man sich unschwer von selbst denken,
daß da einst nicht eine friedsame, heilige
Kapelle, sondern eine streitbare, achtes
Rittervolk bergende Burg gestanden haben
wird. Das schmuck und schlicht ins Thal
lugende Wallfahrtskirchlein steht in der
Thal ans den Rliinen des alten Berg-
schlosses Hoheubregenz. Anfänglich ge-
hörte dieses der Familie des hl. Gebhard
tlnd blieb ihr eigen bis zn ihrem Alls-
sterben inl 12. Jahrhundert. Danil erbten
es die Grafen von Montfvrt rother Fahne,
nild sie oder ihre Vögte hansten mtn auf
der Burg. Als einer von ihnen, Graf
Hugo II. von Montfort-Bregeuz, in der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch
Heirath Schloß und Herrschaft Pfannen-
berg iil der Steiermark an sich gebracht
hatte und so Herr von Pfanilenberg ge-
worden war, wurde auch der Gebhards-
berg Pfannenberg genannt. Graf Hugo III.,
der letzte der Liilie, verkaufte im Jahre
1523 Hoheilbregenz mit der halben Stadt
Bregenz nnb der gleichnamigen Landschaft
an das Haus Oesterleich nnb nun bewohn-
ten die Vögte der habsbnrgischeu Erz-
herzöge die alte Feste. Im vorletzten
Jahre des unheilvollen dreißigjährigeil
Krieges, als der wildfreinde Schwede so
furchtbar in nnseril Gegenden hauste, fiel
ihm auch die Burg Hoheubregenz zlinl
Opfer. Aul 10. März 1647 wlirde sie
durch Minen und Braild gänzlich zerstört."

Im Jahre 1670 errichtete sich ein
Eremit aus dem dritten Orden des heiligen
Franziskus, Naliiens Peter, auf der zer-
störten Burg eine Zelle, neben welcher
sein zweiter Nachfolger, Bruder Johann,
mit gesammelten Almosen ein Kirchlein zll
balleil begann. Dieses wurde aber voll
einem weiteren Nachfolger in der Klause,
dem Bruder Gebhard Hinderer, erweitert
 
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