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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 10
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0102

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Besprengnng der Baugrube mit Weihwasser
legte der Bischof deu Gruudsteiu (pri-
marium lapidem), welcher mit einem
Kreuze bezeichnet sein mußte. Doch war
es im früheren Mittelalter anscheinend
Sitte, nicht bloß einen, sondern — wahr-
scheinlich zur größeren Verherrlichung der
Feier — mehrere Grundsteine (primos
lapides) zu legen, und zwar an den
sämtlichen Ecken des Gebäudes. So
brachte, wie der Chronist von Peters-
Hansen (Chron. Petershus. I, 16) sagt,
983 bei der Gründung der Kirche des
Klosters Petershansen Bischof Gebhard
von Konstanz vier Goldstücke dar, welche
unter die vier Eckmanern gelegt wurden;
wahrscheinlicher aber ist, daß sie Opfer-
gaben zum Baufond waren, also nicht
milvermauert, sondern für den Kirchenbau
verwerthet wurden. Wir sehen demnach
in der Mitte iniserer Darstellung den
heiligen Bischof in rothem Pluviale und
mit gleichfarbiger Mitra aus dem Haupte;
er hält in der Rechten das Aspergil und
besprengt den zu legenden Grundstein, der
mit vier Kreuzen oben und an den Seiten
bezeichnet ist, mit Weihwasser. Bon den
beiden Diakonen hält der zur rechten Seite j
des Bischofs das Buch, der zur linken j
ans einem Kissen die Urkunde, die zum
Grundstein gelegt werden soll. Schon
steht links der Maurermeister mit seinem
Hammer und hält den ebenfalls mit Kreuzen
bezeichneten Deckel zum Schlüsse des Grund-
steines parat, während eilt Handlanger zu
seiner Rechten, eine trefflich gezeichnete
Figur ans dem Leben, mit Kelle und
Manrerkübel auf einer in die Tiefe ge-
lasseilen Leiter steht, bereit, um den Stein
einznmanern. Eine nitabsehbare Menge
Volkes ist unter Vorantragung von Kreuz
und Fahneit nnb unter Vorantritt der
Klostergeistlichkeit in festlicher Prozession
beut unter dem Baldachin steheitden Bischose
gefolgt und nimmt Antheil an der heiligen
Handlung. Zur Seite des funktionierenden
Bischofs steht die ritterliche Gestalt eines
Gaugrafen im Panzerhemd nnb grünem
Obergewande, sowie ein Pater, der den
Grundplan voit Kirche und Kloster hält,
lieber der Meuschennleuge schweift das
Auge hinaus in den landschaftlichen Hinter-
grnnd mit dent Spiegel des Bodensees nnb
dein Schweizerufer, über dem sich nicht

undeutlich die Säutisgruppe bis zttni Hohen
Kasten erhebt.

3. Nachdem der hl. Gebhard das Kloster
Petershausen gegründet nnb die Kirche in
ihrem Batte vollendet hatte, wollte er für
letztere, um dem Gaitzen die Krone anf-
zusetzen, atick kostbare Reliqnieit haben.
Er besuchte deshalb im Jahre 989 die
Gräber der Apostel in Ront lind erhielt
hier vom Papste Johann XV. nicht nur
wichtige Privilegien für sein Kloster, son-
dern auch als kostbarste unter beit Reli-
quien das Haupt des hl. Papstes Gre-
gorins. Es ist allerdiitgs nicht mehr zu
bestimmen, wesseit Papstes gleichen Namens
diese Reliquie war. In Petershausen
glaubte ntan jedenfalls, das Haupt des
großen hl. Papstes Gregorius zu besitzeit.

Der Heilige zog mit seinem kostbaren
Schatze glücklich über die Alpen und gieng
zuerst nach Augsburg, um zuvor noch am
Grabe seines ehemaligen Freundes, des
hl. Bischofs Ulrich, der vor 16 Jahren
gestorben war, zu beten. Von Augsburg
aus mochte ihn wohl der Weg über Lindau,
vielleicht auch über seine Heimat Bregenz
und von da über den Bodensee nach Kon-
j stanz geführt haben. Gegen Abend mag
> das Schiss mit seinem kostbaren Schatze
und dem heiligen Bischof bei Petershausen
gelandet haben und wird wohl der ganze
Konvent der Brüder mit dem Abte an der
Spitze in feierlicher Prozession das neue
Heiligthnm und deu aukommenden Bischof
abgeholt haben. Diese Landung des
hl. Gebhard mit dem Haupte des
hl. Gregorin8 in Petershausen
n n b die Abholung desselbe n sehen
wir in der dritten Komposition des Pla-
fonds. Es ist Abenddämmerung und über
den See und sein Gelände hat sich jene
reizende Lichtstimmnng ansgegosseu, wie
man sie während des Sonnenuntergangs
an den Ufern des schwäbischen Meeres so
oft wahrnehmen kann. Eben fährt ein
größeres Segelschiff, von robusten Männer-
gestalten gerudert, an den Gestaden von
Petershansen an, das eine gar seltsame
Ladung hat: auf dem Schiffe steht nämlich
ein Bischof mit den: Hirtenstab und in
vollem kirchlichen Ornate; vor ihm sieht
man einen mit einem Teppich gedeckten
Tisch, worauf ein offenbar in Silber ge-
triebenes und mit der päpstlichen Tiara
 
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