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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 10
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Krzesinski, Theophil: Schloß Marienburg in Preußen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0110

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96

mählig reftcntvivt wird; der kunstsinnige
König Friedrich Wilhelm IV. hat das
Werk der Nestanrativn eifrig gefördert und
unter dem Protektorat des jetzigen Kaisers
Wilhelm II. wird es wohl glänzend zu
Ende geführt werden. Der große Nenner
(aula redemptoria, Speisesaal) ist ein
96 Fuß langer und 48 Fuß breiter Raum
mit einfachen, durch hohe golhische Fenster
durchbrochenen Wänden, überwölbt mit
einem Strahlengewölbe von höchster Kühn-
heit der Konstruktion. Das Gewölbe ruht
ans drei, and einem einzigen Stück roth
und schwarz gesprenkelten polirten Granits
gearbeiteten, achteckigen Säulen, deren
schlichte Basen und Kapitelle ans Kalkstein
sind. Das Kapitell der mittelsten Säule
trägt eine Verzierung von Pflanzenblättern.
Die anderen sind an den Seiten mit klei-
nen Figuren geschmückt, welche ursprüng-
lich bemalt waren. Die von den drei
Mittelpunkten ansstrahlenden Nippen stützen
sich ans Wandkonsolen und sind recht-
wiuklig profilirt; gleich einem Fächer breitet
sich das Gewölbe ans imb macht einen
unvergleichlichen, harmonischen Eindruck,
der unvergeßlich bleibt. Durch hohe, ge-
wölbte Hallen und düstere Gänge gelangt
man in die Marieukapelle, die ehemals
zur Abhaltung des Gottesdienstes für die
Ritter diente. Die Kapelle ist einschiffig
mit polygonem Chorabschluß und Kreuz-
gewölbe, ohne Säulen; durch Spitzbogen-
fenster, die niil Glasmalereien geschmückt
sind, fällt gedämpft das Tageslicht in den
herrlichen, bemalten Raum, worin mysti-
sches Halbdunkel herrscht und wunderbar
zur Andacht stimmt. Eichene, schwere, ge-
schnitzte Chorstühle laufen an den Wänden;
fast in der Mitte steht der hohe Stuhl
für den Hochmeister und den Großprior,
eine angeblich aus Köln stammende Holz-
schnitzerei des 14. Jahrhunderts. Der
Marienaltar, vor dem der Hochmeisterstnhl
sich befindet, ist zurzeit von jedem Schmucke
entblößt, da die Kapelle restaurirt wird.
Jahrhunderte sind, trotz der Verlassenheit
der übrigen Burg, fast spurlos an diesem
gottgeweihten Raum vorübergegangen, da
noch vor kurzem hier die hl. Messe gelesen
wurde; ob die Kapelle nach der Restau-
ration int Besitz der Katholiken verbleibt,
ist leider fraglich. —

Religiöse Begeisterung, wie sie sich in ■
den Kreuzzügen offenbarte, gepaart mit
kriegerischem Sinn, schuf in diesem Bau-
werk ein unvergängliches, unvergleichliches
Denkmal; Jnteressenpolitik, Sittenverfall,
herbeigeführt durch allzngroße äußere
Macht und Reichthum bereitete dem Orden
den Untergang, aber die Marieubnrg wird
noch lange den Stürmen der Zeit trotzen
als ein Wahrzeichen des frommen, eisen-
festen Glaubens, der ursprünglich die
Herzen der ritterlichen Bauherren beseelte,
v. Krzesinski, Lic. Th.

Bemerkung zu Seite

Zweite Spalte, dritte Zeile von oben: „ijt
ihm zu 21 it (?) gegeben 10 rhein. Gulden".
Damit ist gemeint das aira ober arha — Dranf-
geld, Handgeld, tvodurch der Vertrag festgemacht
wurde. Auch bei den Ehe„-Verlöbnissen" wurde
damals ein arra gegeben, ohne welches das Ver-
löbnis; noch nicht bindend war: enUveder ein
größeres Geldstück oder irgend ein Schmuckstück;
war das arra gegeben, so konnte das Verlöbnis;

— im oben berührten Fall der Vertrag — nicht
mehr rückgängig gemacht iverden.

A d o i f Müller, Dekan.

Ausgrabungen von llr. Konrad Plath haben
dargethan, das; die von der einstigen Kaiserpfalz
in Nimwegen noch erhaltene Kapelle ursprüng-
lich ist und zivar nicht eine Nachbildung des
Aachener Centralbaues, sondern eine Vorläuferin
desselben. Nur die ztvischen den Bogenöff-
nungen eingespannten kleinen Nnndbogenpaare
haben sich als spätere Zuthat eriviesen. Zwischen
den ztvei vorder» Pfeilern des innern Achteckes
fand sich eine bisher unbekannte Altaranlage.
Sobald die karolingischen Bodenfliese bloßgelegt
tvaren, kamen auch die durch die Schuttmassen
gestörten Jnnenverhältnisse >vieder zur Geltung

— Dr. Plath ist mit Vorarbeiten zu einem
größeren Werk über die deutschen Kaiserpfalzen
beschäftigt.

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Milli. Sedlmapr,

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