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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 12
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Raffael's Disputa in neuer Vervielfältigung
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Bach, Max: Grabdenkmale im Kloster Wiblingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0124

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108

Kunst beit Dank eines jeden Liebhabers
achter Kunst verdient hat, weht uns etwas
von dem Zauber au, von welchem Papst
Julius II. bei dem ersten Anblick der vollen
Schönheit dieses Gemäldes so ergriffen
ward, daß er alle sonstigen Malereien als
minderwerthig aus jenen Räumen verbannte.
Und bei uns gäbe es für ein Kunstwerk
von so viel Geist, verbunden mit so viel
Schönheit, keinen Platz an den Wänden,
nicht einmal in den Behausungen der Theo-
logen, da doch dieses Bild die höchste
künstlerische Verherrlichung der Theologie
darstellt, an derenBrüsten es sich genährt hat?

Grabdenkmale im Kloster Mb-
lingen.

Von Max B a ch.

Das ehemalige Benediktinerkloster Wib-
lingen bei Ulm, bekanntlich eine Stiftung
der Grafen Hartmann und Otto von
Kirchberg im Jahre 1093, zeichnet sich
durch seine große thnrmlose Kirche beson-
ders ans; dieselbe wurde unter dem Abt
Roman Fehr 1772—1781 durch den
Meister Joh. Georg Specht ans Bregenz
aufgesührt an Stelle einer alten romani-
schen Basilika mit quadratischem Thurm
über der Vierung. Damals wurden nun
leider die in der alten Kirche Vorgefun-
denen Grabdenkmale der Stifter und Wohl-
thäter des Klosters in die Gewölbe unter
der Kirche verbracht und ruhen nun dort,
nur selten von Alterthnmsfrennden besucht
und gewürdigt, schon vielfach beschädigt
und durch Feuchtigkeit halb vermodert,
bis eine bessere Zeit für dieselben an-
bricht. Schon seit Jahren hat der Ulmer
Alterthnmsverein eine Versetzung der Steine
ins Auge gefaßt und auch Schritte bei
den verschiedenen maßgebenden Behörden
gethan, um die Steine ans ihrem unwür-
digen Gefängniß zu befreien. In der
That wurde auch schon im Juli 1888 ein
Erlaß der K. Domänendirektion an das
Kameralamt und Banamt erwirkt, wonach
eine Versetzung in die Kirche genehmigt
ist. Bis heute ist aber eine Translocirnng
noch nicht erfolgt, obgleich der frühere
Kameralverwalter Müller, jetzt in Hall,
mir versicherte, die Kosten der Versetzung
seien »och von ihm in den Jahreskosten-
Voranschlag ausgenommen worden.

Dem genannten Herrn verdanke ich auch
die nöthigen Notizen über diese Steine,
durch welche ich in den Stand gesetzt bin,
sie der Reihe nach zu beschreiben. Herr
Müller veranlaßte auch eine photographische
Ausnahme der schönsten Steine,' von wel-
chen ein paar Proben hier in Abbildung
gegeben werden können.

Der älteste Stein ist derjenige des
Grasen Konrad IV. von Kirchberg und
Wnllenstetten, gest. 1417. Diesem Zeit-
alter entspricht auch das Kostüm des dar-
gestellten Ritters mit einfachem Panzer
und Kettenschnrz, unter welchem der Rock
vielfach gefaltet noch bis ans die Kniee
herabfällt; die weiten mit Pelz verbrämten
Aermel zeigen den hängenden Sack der
damaligen Mode. Das bartlose Gesicht,
von reichem Lockenhaar nmsänmt, liegt ans
einem Kissen, die geschienten Füße ruhen
ans einem Löwen; in der Linken hält er
das Schwert, in der Rechten den Schild
mit dem Kirchberg'schen Wappen, der
Mohrenjnngfran, unten rechts ist das
hohenbergische Wappen angebracht, welchem
Geschlecht seine Gemahlin angehört hat;
links an der Schulter ist der Kirchberg'sche
Helm mit Kleinod (Mohrenrnmps mit
Bischofsmütze). Die obere Randfläche deö
Steins enthält die Inschrift: anno do-
mini M.CCCC.XVII starb cunrat zu
Kirchberg am sant anthonien tag
(17. Januar). Ans der rechten Schmal-
seite ist zu lesen : anno domini M.CCCC.XXI
do starb froh Anna greffin zu hochen-
berg sin gemachel.

Der schönste Stein ist derjenige des
Grafen Eberhard V. von Kirchberg, Enkels
des obigen und seiner Gemahlin Kuni-
gunde von Wertheim. Die beiden lebens-
großen Gestalten sind in feinem Sandstein
ansgehanen und künstlerisch nicht ohne
Werth. Der Graf ist vollständig ge-
wappnet in betender Stellung, barhäuptig
mit langem Lockenhaar, um den Hals eine
Kette mit dem Schwanenorden, am linken
Schulterstück ein weiteres Ordenszeichen;
hinter ihm die Fahne mit der Mohren-
jnngsran. Die Gräfin in langem Gewand
mit der charakteristischen Haube, einen
Rosenkranz in der Linken haltend, den
Hals ebenfalls mit der Kette des Schwanen-
ordens geschmückt. Beide Figuren stehen
ans einem Löwen. Unten rechts ist das
 
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